Der Geschmack von Apfelkernen
Zusammenfassung zu “Der Geschmack von Apfelkernen”
Iris ist Bibliothekarin in Süddeutschland. Als ihre Großmutter Bertha stirbt, fährt sie für ein paar Tage nach Norddeutschland, wo sie in Bootshaven aufgewachsen ist. Sie erfährt, dass Bertha ihr das alte Haus vererbt hat und so bleibt sie einige Tage dort wohnen, um ihre Erbangelegenheiten zu klären. Während sie im Haus wohnt, holen sie verdrängte und vergessene Kindheitserinnerungen ein, sie erinnert sich an ihre Tanten, ihre Courine Rosmarie, die starb, ihre Freundin Mina, die stets nur schwarz trug und die sie nach Rosmaries Tod nie wieder sah. Sie erinnert sich an die Beziehung ihrer Großeltern, daran wie ihre Großmutter Bertha krank wurde und die Demenz laufend fortsschritt, welche Schwierigkeiten die Krankheit ihrer Familie bescherte und in welche Verzeiflung sie Bertha selbst trieb.
Iris setzt sich mit Bootshaven auseinander und mit Max, Miras kleinem Bruder, den sie als Kind kaum wahrnahm und der nun als Anwalt für ihre Erbangelegenheiten zuständig ist und den sie nun in einem ganz anderen Licht sieht. Sie geht der Frage nach, was ihr Großvater früher wirklich war, welche Ansichten er vertreten hatte und warum ihre Cousine Rosmarie so früh starb und deckt zufällig noch das eine oder andere Familiengeheimnis auf…
Wichtige Charaktere
- Iris
- Iris‘ Mutter Christa
- Iris‘ Tanten Inga und Harriet
- Iris‘ Großeltern Bertha und Hinnerk
- Iris‘ Cousine Rosmarie
- Mina und ihr Bruder Max
- Herr Lexow
Zitate
„Wie war der Garten im Winter?, fragte ich meine Mutter, die Schlittschuhläuferin, deren Namen klang wie das Kratzen von Kufen auf Eis.
Der Garten im Winter sie natürlich schön, sagte sie dann und zuckte mit den Schultern. Als sie merkte, dass das nicht reicht, fügte sie hinzu, dass eimal alles übergefroren sei. Erst habe es den ganzen Tag geregnet, aber am Abend sei plötzlich die große Kälte gekommen, und alles sei glasiert worden. Jedes Blatt, jeder Halm habe eine durchsichtige Eisschicht gehabt, und wenn der Wind durch das Kiefernwäldchen geblasen habe, hätten die einzelnen Nadeln aneinandergeklirrt. Das sei wie Sternenmusik gewesen. Keiner habe hinausgedurft. Jeder Stein auf dem Hof sei aus Glas gewesen. Sie hätten das Fenster von Ingas Schlafzimmer geöffnet und hinuntergesehen. Am nächsten Tag sei es dann wieder wärmer geworden, und der Regen habe alles fortgespült.“
Persönliche Bewertung
etwas langatmige, aber zugleich zauberhafte Geschichte über die Erinnerung und das Vergessen
Katharina Hagen schreibt sehr hübsch, poetisch beschreibt sie die Erinnerungen einer jungen Frau an ihre Kindheit, ihre Familie und die Geschichten, die sie dabei begleitet haben. Manchmal vermag man fast den Geruch des alten Hauses und der Apfelgärten zu riechen, hört die alten Dielen knarren und philosophiert mit der jungen Erzählerin über Vergangenes. Die Geschichte ist mehrfach als „bittersüß“ beschrieben worden, und genau das ist sie in vielen Kapiteln. Andererseits zieht sich die Geschichte über zu viele Seiten hin, stellenweise schleppt sich die Handlung und wird durch unnötige Abschweifungen in die komplizierte Liebesbeziehung der Erzählerin zu einem jungen Mann mit gemeinsam vergessener Erinnerung gebremst. Das Fazit fällt darum etwas zwiegespalten aus: einerseits schafft Katharina Hagen eine traurig-schöne, melancholische und stellenweise nachdenkliche Geschichte, andererseits ist das Buch in anderen Teilen etwas langatmig und lässt jede Spannung vermissen. Die Lektüre lohnt sich, Durchhaltevermögen und Geduld sind jedoch die Voraussetzung.
- ISBN10
- 3462041495
- ISBN13
- 9783462041491
- Dt. Erstveröffentlichung
- 2008
- Taschenbuchausgabe
- 256 Seiten