Geronimo Stilton – Im Königreich Fantasia

Das erste gebundene Buch der Geronimo Stiton Reihe unterscheidet sich nicht nur rein äußerlich von den Taschenbuchausgaben. Mit 316 Seiten ist es eine doppelt so lange Geschichte wie üblich, in der der beliebte Mäuserich sich ins Reich der Fantasie begibt, denn nichts anderes ist seine Reise in die sieben Königreiche. Mit einer zu entziffernden Geheimschrift und diversen duftenden bzw. stinkenden Seiten ist dieser Sonderband etwas ganz Besonderes, der nicht nur die Herzen von Geronimo Stilton Fans höher schlagen lässt. Denn für diesen Band, in dem keine bekannten Charaktere außer Geronimo vorkommen, muss man das Stilton-Universum nicht kennen, um das Buch voll genießen zu können.

Beim Inhalt geht es nicht so sehr um das Ziel der Reise, die Rettung der Feenkönigin, sondern vielmehr um die Reise durch die einzelnen Königreiche selber. Das Ende ist wenig innovativ und spannend, die Rettung geht in Windeseile und bei genauerem Lesen fällt auf, dass Geronimo bereits zur Rettung aufbricht, bevor die Feenkönigin überhaupt in Gefahr ist. Denn erst durch ihn und sein Geschenk an die Hexenkönigin auf der ersten Station seiner Reise, erhält diese die entscheidende Zutat für ihr grünes Gift. Diese beiden Punkte sind aber auch das einzige, was man „Im Königreich Fantasia“ vorhalten kann.

Das Buch überzeugt sehr durch seine detaillreiche, kreative Gestaltung der einzelnen Königreiche. Neben einer Seite mit der Illustration des jeweiligen Portals (die verschiedenen Edelsteine der Spieluhr), und dem Geruch, der freigesetzt wird, wenn man an der Seite reibt, gibt es eine doppelseitige Illustration mit einem ersten Blick ins Königreich, einen Steckbrief über das Königreich mit kreativen Fakten sowie eine doppelseitige, illustrierte Karte des Königreichs inklusive Legende. Dabei ist es faszinierend, die einzelnen Beschriftungen zu den Punkten auf der Karte zu lesen, ebenso wie die Steckbriefe vor Fantasie nur so strotzen, zum Beispiel der Name der Hexenkönigin: „Grida, die Niegenannte, Fürstin der Finsternis, Bannerträgerin des Bösen, Herrscherin des Horrors, Befehlshaberin über die Dunkle Armee und über alles Abartige und Verdorbene“. Während viele Königreiche fantastischer Natur bleiben, kann im Königreich der Zwerge durch sein Umweltbewusstsein in Form von Solaranlagen und die rücksichtsvolle Landwirtschaft eine Kritik am Umgang der Menschen mit Natur und Tieren abgelesen werden.

Das Buch sprüht nur so vor Kreativität, auch wenn die Ausgestaltung der verschiedenen Wesen wie Hexen, Zwerge oder Kobolde sich an die bekannten Rollenmuster hält. Neben der Hauptgeschichte gibt es einige Kurzgeschichten, in denen Sagen, Märchen oder Legenden nacherzählt werden, da Geronimo auf seiner Reise den verschiedenen Königen manches Mal etwas erzählen muss, um weiterzukommmen. Auch in den Steckbriefen der Königreiche gibt es genügend Hinweise auf die verschiedenen Mythologien, wie etwa die griechische oder nordische. Zusätzlich gibt es in jedem Königreich eingestreute kurze Wissenkästen etwa zur Alraune, zum Enigma oder zur Orientierung am Sternenhimmel. Der „Orden der Feenkönigin“, den Geronimo während seiner Reise gründet, erinnert ein wenig an die Gefährtenschaft beim „Herrn der Ringe“, bleibt zwar recht oberflächlich, vermittelt aber gerade in Bezug auf die verletzte und zurückbleibende Schildkröte Lagunia Werte wie Hilfsbereitschaft, Freundschaft und Zusammenhalt.