Das Parfüm

Die Geschichte eines Mörders

Autoren
Verlag
Diogenes Verlag
Anspruch
5 von 5
Lesespaß
4 von 5
Schreibstil
5 von 5
Spannung
5 von 5

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Zusammenfassung zu “Das Parfüm”

Patrick Süskinds Romanhandlung ist im 18. Jahrhundert angesiedelt und handelt von einem zugleich als genial und widerwärtig charakterisierten Mann namens Jean-Baptiste Grenouille. Dieser machte es sich zum Lebenswerk, sich der Welt der Gerüche und Düfte zu verschreiben. Das Leben in den Städten im 18. Jahrhundert beschreibt Süskind anschaulich – das Alltagsleben der Menschen in den Städten schonungslos und detailliert. Es erscheint stimmig, wenn Süskind ekelerregende Einzelheiten beschreibt, auch nennt er beim Namen, was sonst – einem ungeschriebenen Gesetz folgend – ungesagt bleibt. Die Hauptfigur, Jean-Baptiste Grenouille, ist von Geburt an vollkommen geruchlos – umso sensibler ist seine eigene Geruchswahrnehmung. Der junge Grenouille wächst bei Madame Gaillard auf, die mehrere Kinder beherbergt, allerdings als eine gefühlslose Person beschrieben wird. Bereits im Alter von acht Jahren muss Jean-Baptiste dieses Quartier schon wieder verlassen und wird von Madame Gaillard zum Gerber Grimal geschickt, wo er von nun an selbst für seinen Lebensunterhalt sorgen muss. Im Alter von fünfzehn Jahren erfährt sein Leben eine Änderung, als er ein Mädchen kennen lernt, zu dem er sich jedoch allein wegen ihres Duftes angezogen fühlt. Er hat den Wunsch, ein eigenes Parfum zu kreieren – für dieses Ziel schreckt er auch vor grausamen Taten nicht zurück. Grenouilles unbezwingbare Gier treibt ihn an, sein Ziel nach dem vollkommenen Parfum fanatisch zu verfolgen. Zeitweise lebt er als Eremit, weil ihn die Gerüche, die die Menschen ausströmen, anekeln. Dennoch kehrt er wieder zurück in die Zivilisation. Auf der Flucht vor den Gesetzeshütern macht er sich seine genialen Fähigkeiten, feinste und auch kaum wahrnehmbare Gerüche aufzuspüren, zunutze.

Wichtige Charaktere

  • Jean-Baptiste Grenouille
  • Baldini, ein Parfumeur
  • Madame Gaillard
  • Gerber Grimal
  • Antoine Richis
  • Laure

Interpretation

Mit Jean-Baptiste Grenouille hat Süskind eine Figur geschaffen, die die Gemüter spaltet. Er ist ein Genie auf dem Gebiet der Gerüche, aber sein Charakter ist skrupellos, was seine begeisterte, geradezu hysterische Anhängerschaft nicht davon abhält, die Augen vor seinen Taten zu verschließen und sich, blind für seine Schwächen, seinen brillanten Parfumkreationen hinzugeben. Dieses zutiefst menschliche Verhalten findet etliche Parallelen in der Geschichte und erzeugt beim Leser einerseits Ablehnung und Unverständnis, andererseits kann er sich Süskinds Hauptfigur kaum entziehen, worin die große Kunst des Autors liegt. Grenouille scheint weder beziehungsfähig zu sein, noch beeindrucken ihn moralische oder gesetzliche Vorgaben – ein Individualist, der zeitweise sogar ein Eremitendasein führt, weil er sich von jeglicher menschlicher Gesellschaft distanzieren will. Unbegreiflich bleibt das Phänomen, dass Grenouille trotz seiner abscheulichen Taten Anhänger findet. Süskind zeichnet ein authentisches Bild der Menschen, für die es in erster Linie um das pure Überleben ohne Rücksicht auf andere ging – entsprechend schonungslos legt er die Charaktere offen. Behutsam führt Süskind den Leser durch die verschiedenen Stationen seines Protagonisten und erweckt die Hoffnung, durch die Begegnung mit Laure könnte sich in Grenouilles trostlosem Dasein, das für zahllose andere Schicksale steht, etwas zum Guten hin ändern.

Persönliche Bewertung

Ein außergewöhnlicher historischer Roman

5 von 5

Süskinds Sprache und sein flüssiger Schreibstil schafft den Lesern eine spannende, unterhaltsame Lektüre, die ein außergewöhnliches Thema zum Inhalt hat. Der historische Roman enthält Elemente eines Krimis, was zusätzliche Spannung schafft. Die Thematik, die Süskind in seinem Roman verarbeitet, findet sich so in keinem Buch, so dass diesem etwas Besonderes anhaftet – die Handlung regt die Phantasie an und zeichnet zugleich ein authentisches Bild jener Epoche des 18. Jahrhunderts. Das Leben zu diesen Zeiten beschreibt Süskind anschaulich – das Alltagsleben der Menschen in den Städten schonungslos und detailliert. Es erscheint stimmig, wenn Süskind ekelerregende Einzelheiten beschreibt, auch nennt er beim Namen, was sonst – einem ungeschriebenen Gesetz folgend – ungesagt bleibt.

Süskinds Hauptfigur fasziniert durch ihre Beharrlichkeit und eigenwillige Lebenseinstellung. Der Leser findet zwar nicht leicht einen Zugang zu ihm, denn Grenouille ist ein Mensch, der sich auf kein Gegenüber einlässt, sondern sich nur für die Geruchswelt seiner Umgebung interessiert. Doch wer mit dem Roman angefangen hat, liest ihn bis zum Ende – der mitreißende Aufbau und die detaillierten Schilderungen erwecken Neugierde. Für die Leser wird es nachvollziehbar, dass in früheren Zeiten jedes außergewöhnliche Ereignis eine willkommene Abwechslung von einem mühsamen Alltag war – so versteht es Süskind, Verständnis dafür zu wecken, dass die Bewohner von Grasse Grenouille wie einen Propheten verehren und er wahre Begeisterungsstürme auslöst. Der Autor schafft es, nicht nur die Bürger von Grasse in Grenouilles Bann zu ziehen, auch den Lesern eröffnet sich eine ganz andere Sichtweise der Umwelt – neu wahrgenommen und betrachtet aus der Welt der Düfte.

Fazit

Patrick Süskinds vorliegender Roman ist ein fesselndes Buch um eine außergewöhnliche Persönlichkeit. Wer historische Romane mag und gerne in eine Welt eintaucht, in der der Adel noch immer ungebrochen seinen Einfluss ausübt, während das einfache Volk unter Armut leidet, trifft mit diesem Buch die richtige Wahl. Selbst empfindsame Leser lassen sich von schonungslosen Details nicht abschrecken.

ISBN10
3257228007
ISBN13
9783257228007
Dt. Erstveröffentlichung
1985
Taschenbuchausgabe
336 Seiten

Eine Antwort zu
Das Parfüm

  1. Nana

    Das  Buch fin­de ich sehr interessant,weil die Erzäh­lungs­wei­se des Autors und somit  auch der struk­tu­rel­le Auf­bau des gan­zen Romans auf brei­te Leser­mas­se zuge­schnit­ten ist. Der Roman kann den Geschmack eines jeden Lesers befriedigen.Die  Hand­lung wird vom Ver­fas­ser auf beson­ders span­nen­de und meis­ter­haf­te Wei­se geschildert,die die Leser in eine ganz ande­re Welt ein­tau­chen und die Geschich­te leben­dig mit­er­le­ben lässt.Man sieht klar den All­tag und die Men­ta­li­tät des 18. Jahrhunderts.Der Autor greift auf die his­to­ri­schen Tat­sa­chen zurück.
    Was  die han­deln­den Per­so­nen angeht, die zeich­nen sich durch ihre eigen­ar­ti­gen Cha­rak­ter­zü­ge ein­deu­tig von­ein­an­der  aus. Aber  eines haben sie gemein­sam, näm­lich die „Ich- Bezo­gen­heit“ bzw Egotrip.Jeder  ver­sucht aus eige­ner  Per­spek­ti­ve zu handeln.Trotzdem befin­den sie sich unter einem „blinden“Einfluss der  auto­ri­tä­ren Bürger.
    Selbst Jean-Bap­tis­te-Gre­nouil­le ein auf einem Blick unan­sehe­li­cher, ver­krüp­pel­ter und „harmloser“Mann,dem die Bür­ger sol­che Graul­ta­ten nicht zuzu­trau­en imstan­den sind,scheint von einem inner­lich-unter­be­wuss­ten Ego­is­mus getrie­ben zu sein,der sich in sei­ne „Sich-Selbst-Behaup­tung“ nie­der­schlägt. Unge­ach­tet sei­ner ange­bo­re­nen Geruch­lo­sig­keit gelingt es ihm ,die Men­schen in sei­ne Macht,in die Macht  der Düf­te zu versetzen.

  2. Stefan b

    1 von 5

    Ganz ehr­lich!
    Das Buch ist aller­höchs­tens so „fes­selnd“ weil es so ulti­ma­tiv SCHLECHT ist. War­um? Nun hand­lun­gen wie­der holen sich (z.B: jeder kann nach­dem Gre­nouil­le nicht sei­ne Träu­me erfül­len => alle ster­ben). Der Aspekt der Gerü­che ist frag­wür­dig, wes­halb ich es nicht anstrei­ten werde.
    Dazu kom­men noch die his­to­ri­schen und logi­schen Ungenauigkeiten.
    Z.b: Gre­nouil­le kann durch Wän­de und auf meh­re­re Kilo­me­ter richen. Außer­dem kann er auch Vor­ha­ben u.ä. richen. Des­halb stell ich mir die Fra­ge war­um er nicht vor der Fest­nah­me floh und wie er es geschafft hat­te das Par­füm mit­zu­schmug­geln. Außer­dem war­um hat nie­mand Lau­re in Stü­cke gerießen??
    War­um denkt der Autor dass die Men­schen damals nur 30-max40 gewor­den sind???
    Das sind nur ein paar Fra­gen die ein­fach beim Lesen des Buches stört.