Nicodemus, der Zauberverschreiber
Zusammenfassung zu “Nicodemus, der Zauberverschreiber”
Nicodemus ist ein Lehrling auf der Akademie von Starhaven. Er lernt die Zaubersprachen, wird jedoch wahrscheinlich nie einen Zaubergrad erlangen, denn er ist ein Kakograph – ein Zauberschreiber, der die Sprüche bei Berührung durcheinanderbringt. Die magische Welt besteht aus verschiedenen Zaubersprachen, die mit Hilfe des Körpers als Zauberrunen gebildet werden. Es gibt heilende Zauber und Kampfzauber, Zauber, die in Form von Wasserspeiern und anderen magischen Wesen auftreten, Zauber zu Forschungszwecken und Zauber des alltäglichen Lebens. Nicodemus‘ blinder Mentor Shannon bemüht sich seinen Lehrling zu fördern, um ihm vielleicht doch zu einem Zaubergrad zu verhelfen.
Doch dann beginnen schreckliche Morde auf Starhaven. Es treibt sich ein Wesen in einem weißen Kapuzenumhang herum, das Wasserspeier beeinflusst und bei seinem Versuch, Nicodemus zu finden, über Leichen geht. Das erste Opfer ist die Grammatikerin und schnell gerät Shannon in Verdacht, etwas mit dem Mord zu tun zu haben. Shannon jedoch wurde in der Zwischenzeit mit dem unheimlichen Wesen konfrontiert und weiß, dass dieses es auf Nicodemus abgesehen hat. Es möchte ihm jedoch niemand Glauben schenken, dass er tatsächlich einen Golem gesehen hat, der sich aller Schutzmaßnahmen zum Trotz in den Mauern Starhavens herumtreibt. Nicodemus unterdessen wird von beängstigenden Träumen geplagt und muss sich zudem mit der Druidin Deidre und ihrem Gefährten Kyran auseinandersetzen. Ein Teil von ihm möchte ihr glauben, dass seine Kakographie von einem Fluch ausgelöst wurde und er ein fähiger und starker Zauberschreiber sein könnte. Gleichzeitig misstraut er Deidre und ihrem Drängen, ihn zu ihrer Göttin Boann in Sicherheit zu bringen.
Über Nicodemus selbst sind die Meinungen geteilt: wegen eines Mals am Hals vermuten die einen er sei der prophezeite Halkyon, der die Welt retten wird. Die Anhänger der Gegenprophezeiung dagegen sehen in ihm nicht den Retter, sondern eine Gefahr, der die Welt in Chaos stürzen wird. Wieder andere halten ihn weder für das eine noch das andere, denn wie könnte ein Kakograph solch eine wichtige Rolle spielen? Auch die Rolle der Kakographen selbst ist umstritten: einige sehen sie als Gefahr an und würden ihnen am liebsten ihre Zauberkräfte entziehen.
Shannon und Nicodemus merken langsam, in welcher großen Gefahr sie schweben. Der Krieg der Sprachen steht bevor und sie wissen nicht, wem sie trauen können. In erster Linie geht es darum Nicodemus zu retten, vor dem unheimlichen Wesen, das einen geheimnisvollen mächtigen Smaragd besitzt, der Nicodemus vielleicht sogar von seiner Kakographie heilen könnte. Doch letztendlich geht es auch darum, Starhaven und die magische Welt zu erhalten und vor dem drohenden Chaos, vor Dämonen und Krieg zu beschützen…
Wichtige Charaktere
- Nicodemus Weal
- sein Mentor Agwu Shannon
- Magister Timothy Smallwood
- die anderen beiden Kakographen Simple John und Devin
- die Druiden Deidre und Kyran
- Magistra Amadi Okeke und ihre Sekretarius Kale
- Taifon, Fellwroth und zahlreiche Golems
- die Göttin Boann
Zitate
„Der Traseuszauber entpuppte sich als wahrhaft episch. Doch bei der Zergliederung der grammatischen Strukturen des Textes konnte Nicodemus nicht helfen. Seine Hilfe bestand einzig in seiner Muskelkraft. Und um diese nutzbar zu machen, hatte Shannon einen Wortteppichzauber verfasst. Einen Text, von dem er hoffte, er könnte Nicodemus später einen Zaubergrad einbringen.
Für den Wortteppich ordnete Nicodemus die Runenalphabete von Numinus und Magnus in ein gewöhnliches Sprachraster ein. Die Linguisten wiederum nutzten das Raster, um Nicodemus‘ Runen in ihre Körper zu ziehen. So ging das über Stunden.“
„Nicodemus erinnerte sich daran, dass ihn die Fantasiewesen gewaltsam auf den Boden gedrückt und festgehalten hatte. Kurz bevor er die Besinnung verloren hatte, hatte Tamelkan ihm seine blauen Tentakel um den Kopf geschlungen. Doch die Nachtwesen schienen ihm nicht feindlich gesinnt. Tatsächlich hatten sie ihn sanft durch den Wald getragen. Garkex, der Feuertroll, schalt die anderen Wesen mit schwer verständlicher Piepsstimme. Über dem Kopf trug er den Index.
In diesem Moment fragte sich Nicodemus, ob er noch recht bei Verstand war. Was er für Erinnerung hielt, schien im mehr Wahnvorstellung oder Albtraum zu sein. War er wirklich Fellwroth begegnet und hatte erfahren, dass seine Eltern Dämonenanbeter waren? Während er über diese Frage nachdachte, beruhigten sich die anderen Nachtwesen dank Garkex wieder und warfen Nicodemus verstohlene Blicke zu.
Garkex setzte seine unverständliche Standpauke fort. Und zaudernd wie verängstigte Hunde kamen die Wesen zurückgeschlichen. Einige verneigten sich, andere senkten die Schnauze oder die Stielaugen. Der Feuertroll baute sich vor Nicodemus auf und überreichte ihm feierlich dem Index.“
Links
Persönliche Bewertung
eine Hommage an die Magie der Sprache, voller fast schwindelerregender Phantasie
Blake Charlton erschafft in seinem ersten Band der Trilogie eine faszinierende Welt, an die man sich erst einmal gewöhnen muss, die einen dann aber in seinen Bann zieht. Die Vorstellung Magie nicht durch klassische Zaubersprüche, sondern durch in den Muskeln gebildete Runen zu wirken, ist so fern aller Klischees, dass sie zuerst etwas befremdlich wirkt. Klischees gibt es dennoch auch in diesem Buch genug: der Kampf von Gut gegen Böse, einige klassische Figuren der Fantasy wie Drachen treten auf. Da dies der erste Band ist, werden weite Teile des Buches auf die Erklärung dieser komplexen und manchmal verwirrenden Welt verwandt. So viele Völker und ihre Geschichten und Verstrickungen werden vorgestellt, dass man manchmal nur schwer folgen kann und die Handlung ein wenig beeinträchtigt wird. Aus diesem Grund ist es auch definitiv kein Buch für Kinder, sondern ein Fantasybuch für Erwachsene. Charltons Fantasie scheint fast unbegrenzt und ist in eine ansprechende Sprache verpackt. Deutlichen Punktabzug gibt es für die letzten Kapitel – auf den letzten Seiten versucht der Autor einfach zu viele Ereignisse und Entwicklungen quasi im Schnelldurchlauf unterzubringen, die alleine vielleicht sogar ein eigenes Buch hätten füllen können und in solch eine Raffung nicht zum Erzähltempo des restlichen Buches passen.
Fazit: Eine faszinierende, wenn auch etwas verwirrende Welt, trotz aller Klischees spannend und ein guter Appetitmacher auf die beiden weiteren Teile!
- Originaltitel
- Spellwright
- ISBN10
- 360893877X
- ISBN13
- 9783608938777
- Dt. Erstveröffentlichung
- 2011
- Gebundene Ausgabe
- 473 Seiten