Kampf um die Löwenburg
Zusammenfassung zu “Kampf um die Löwenburg”
Während er eigentlich bei seinem Biolehrer nachsitzen soll, findet sich Florian plötzlich im Land aus seinen Träumen wieder: in Elvenden, am Fuß der Löwenburg. Als Besucher aus Mennendräumen (ein Missverständnis, denn eigentlich kommt Florian aus „meinen Träumen“) wird er vom Burgherrn Lucidus empfangen und von Nominus, dem Verwalter, misstrauisch beobachtet. Schon bald muss Florian feststellen, dass sich diese Welt von seinen Träumen unterscheidet: Die meisten Menschen hier fürchten die Elfen, das „Alte Volk“. Besonders Nominus hat nichts Gutes über sie zu sagen, er plant sogar, sie zu vernichten.
Florian kann nicht recht glauben, dass die Elfen wirklich so schrecklich und gefährlich sein sollen und findet sich durch den Schmied Meister Glut bestätigt. Und dann tauch auch noch eine geheimnisvolle kapuzenverhüllte Gestalt auf, die Florian warnt und behauptet, nur er könne das Alte Volk vor Nominus‘ finsteren Plänen retten. Florian versucht, Kontakt zu den Elfen aufzunehmen und erlebt am eigenen Leib, dass einige der Völker freundlich und liebenswert sind, es jedoch auch finstere Elfen wie die Knochentrolle gibt. Und schließlich hat es Nominus auch auf Florian abgesehen, sodass er all seinen Mut und viel Glück braucht, wenn er die Elfen retten und Nominus stoppen möchte…
Wichtige Charaktere
- Florian
- Burgherr Lucidus
- der Verwalter Nominus
- Kerkermeister Julo
- Meister Glut, der Schmied
- Lea
- Gock
- der Schattenhocker
- die Hunde Blum und Pomm
Zitate
„‚Wir nennen sie das Alte Volk. Sie waren schon immer in diesem Land, lange vor unseren Ahnen. Sie sind mit allem verbunden, mit der Erde, dem Wasser, dem Feuer und der Luft, mit den Pflanzen und den Tieren. Es gibt sehr viele verschiedene Angehörige des Alten Volkes. Einige sind uns wohlgesinnt. Andere wieder nicht. Da ist es besser, wenn wir diesen Geschöpfen aus dem Weg gehen. Aber die Wesen der Erde, die auf den Feldern und im nahen Wald wohnen, helfen uns, damit alles wächst und gedeiht. Auch die Wasserfrauen und Baumnymphen mögen die Menschen. Die in der Luft oder auf hohen Bäumen hausen, spenden uns süße Winde, die vor allem das Leid der Kranken lindern. Und die Gnome des Feuers wandeln wieder alles um. Greif nur mit der Hand in einen Misthaufen, dann spürst du es.“
„Jetzt erst entdeckte Florian das winzige Etwas, das sich im Licht hin und her wiegte und ihm zuwinkte. Er bekam eine Gänsehaut.
Das war kein hässlicher Feuerkobold, das Wesen war wunderschön. Es lächelte ihn aus großen, strahlenden Augen an. Sein zierlicher Körper hatte winzige Feenflügel. Das Wesen spitzte die Lippen zu einem Kuss und flog auf, wirbelte übermütig zwischen ihnen hin und her und setzte sich dann auf Leas Nase, wie ein Schmetterling aus Licht. Lea schielte auf den Lampenkobold und murmelte: ‚Ist das lieb! So etwas Hübsches habe ich noch nie gesehen! Und so was habe ich fangen wollen, für Onkel Dominus, ich Dummkopf.'“
Persönliche Bewertung
Abenteuerliche, doch leider ein wenig blasse Gruselgeschichte in einer fantastischen Welt
„Kampf um die Löwenburg“ liest sich recht flüssig, die Spannung bleibt jedoch leider weitgehend mäßig. Der düstere Wald und die Figur des Schattenhockers mit seiner Kapuze schaffen hierfür eine düstere Kulisse, die jedoch auch für die Zielgruppe nicht völlig die auf dem Klappentext versprochene Spannung hervorzurufen vermag. Die Hauptfigur, Florian, bleibt recht blass, man lernt wenig über den Hauptcharakter. Er wirkt insgesamt etwas unbedarft – was vermutlich damit zu erklären ist, dass er sich in einem Traum glaubt, die Geschichte jedoch wenig real und lebensnah wirken lässt. Walter Thorwartls Schreibstil ist weitgehend authentisch, nur an einer Stelle wirkt Florians Sprache gestelzt und wenig überzeugend für einen Jungen seines Alters („Alle meine guten Wünsche sind mit dir.“)
Der Autor bevölkert seine Geschichte mit einer Vielzahl verschiedener Fantasiewesen, die einen fantasievollen Ansatz zeigen, jedoch für eine fesselnde Handlung besser ausgearbeitet sein könnten. Da gibt es zum Beispiel die gruseligen Knochentrolle, die aus Knochen Kunstwerke und Schmuck schnitzen. Ein wenig konstruiert wirkt jedoch, dass Florian von keinem der Wesen etwas zuleide getan wird. Die Welt des düsteren Waldes mit seinen gefährlichen Wesen wirkt damit harmloser als dies vermutlich beabsichtigt war.
Walter Thorwartl schneidet verschiedene soziale Probleme an und bietet damit das Potenzial, seine jungen Leser zum Nachdenken anzuregen. Er zeigt zum Beispiel auf, wie die gefährlichen Hunde zu ihrer Aggressivität kommen, indem sie schlecht behandelt werden. Außerdem wird anhand der Geschichte deutlich, wie Bücher und Erziehung ein falsches Bild verbreiten, Vorurteile, Angst und Hass schüren können (die Parallele zu bestimmten diktatorischen politischen Regimes liegt hier nahe, ebenso die mittelalterliche Hetzjagd auf vermeintliche „Hexen“). Es geht um Intrige und Vorurteile von Seiten der Menschen, die alle „Elfen“ über einen Kamm scheren, die sie aus Angst und gekränktem Stolz ablehnen. Der Autor stellt gut dar, wie beeinflussbar Menschen sind und wie sie ihre Fahne nach dem Wind hängen: Erst fordern sie den Scheiterhaufen für Florian, doch als sich das Blatt gewendet hat, jubeln sie für ihn. Erfreulich modern ist auch Florians Anmerkung, dass sich in seiner Welt Männer und Frauen die Hausarbeit teilen, während in Elvenden die Frauen dafür zuständig sind (eine Tatsache, die zur mittelalterlichen Kulisse passt, jedoch die Anziehungskraft von Elvenden deutlich trübt). Das Ende erscheint leider ein wenig abrupt – die Überschneidung von Fantasiewelt und Realität wirft einige Fragen auf, die ungeklärt bleiben. Zudem mutet es etwas grausam an, als die beiden großen Hunde den Bösewicht jagen – Gleiches mit Gleichem zu vergelten, ist keine erfreuliche Botschaft in einem Kinderbuch.
Dass dieses Buch aus einem österreichischen Verlag stammt, ist ihm übrigens nicht anzumerken, sodass es auch für mit dem Österreichischen wenig vertraute Leser aus Deutschland geeignet ist.
Fazit
Walter Thorwartl erzählt mit „Kampf um die Löwenburg“ eine Abenteuergeschichte, deren Fantasiewesen sowohl gruseln als auch faszinieren. Leider bleibt die Hauptfigur etwas blass, die Handlung wirkt nicht vollkommen ausgereift, doch gleicht der Autor diesen Mangel an Tiefe aus, indem er seine Geschichte mit verschiedenen Gedankenanregungen zu gesellschaftlichen Problematiken spickt. Positiv zu erwähnen sind auch die gelungenen Bleistift-Vignetten von Claudia Flor.
- ISBN10
- 3851976886
- ISBN13
- 9783851976885
- Dt. Erstveröffentlichung
- 2013
- Gebundene Ausgabe
- 154 Seiten
- Empfohlenes Lesealter
- Ab 10 Jahre