Ida, Paul und die fiesen Riesen aus der Dritten

Autoren
Illustrator
Helena Willis
Übersetzer
Birgitta Kicherer
Verlag
Hanser Verlag
Anspruch
5 von 5
Humor
5 von 5
Lesespaß
5 von 5
Schreibstil
5 von 5
Spannung
5 von 5

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Zusammenfassung zu “Ida, Paul und die fiesen Riesen aus der Dritten”

Ida und Paul sind Freunde. Sie wohnen in sich gegenüberliegenden Häusern. Beide sind sechs Jahre alt und werden in die Klasse 1b eingeschult. Schon auf der Treppe zum Schulgebäude werden die beiden von zwei fiesen Drittklässlern angerempelt, die ihnen die Hierarchie der Klassenstufen demonstrieren und Paul damit drohen, ihn in den Schulkeller zum hängenden Hassan zu sperren, sollte er es nochmal wagen, sie so doof anzustarren. Als diese fiesen Kerle dann auch noch Pauls rosa Schuhe entdecken, die er nur wegen seinen Eltern anziehen muss, ist es um ihn geschehen. Er wird zur Zielscheibe von King und Kong, die ihren Drohungen Taten folgen lassen und ihn zusammen mit Ida wirklich in den Schulkeller sperren. Dort kommen die beiden dem Geheimnis um den hängenden Hassan auf die Spur. Wieder im Freien muss sich Paul Mal um Mal behaupten, während Ida die Grabung nach einem Piratenschatz leitet. Und dann sind da noch die Sache mit der Ewigkeitsmaschine – und natürlich der Schulunterricht…

Wichtige Charaktere

  • Paul und seine Eltern
  • Ida und ihre Eltern
  • Idas Bruder Leonardo aka Zappel
  • Lena, ihre Lehrerin
  • Hausmeister Hassan aka der hängende Hassan
  • King und Kong aka die fiesen Riesen aus der Dritten
  • Dembo, Emma und Lars

Zitate

„‚Guck mal!‘, sagte Idas kleiner Bruder und steckte die Schildkröte in den Gully. ‚Meine Schildkröte!‘, schrie Paul. ‚Zappel!‘, schrie Ida. ‚Was hast du gemacht?‘ Zappel schaute sie mit großen Augen an und sagte: ‚Guck mal, ich kann tanzen!‘ Und dann fing er an zu tanzen, total verrückt, einen Elektro-Hip-Hop-Tanz mit mindestens tausend Volt. Er sprühte und zuckte und zappelte, bis er umfiel und einfach liegen blieb.“

„‚Ida hat blaue Schuhe, ich will auch blaue Schuhe haben‘, sagte er. ‚Deine sind doch cool‘, sagte seine Mama. ‚Rosa Schuhe für Jungs sind überhaupt kein Problem‘, sagte sein Papa. ‚Gleiche Rechte für alle.‘ ‚Jeder darf genau das anziehen, was er will‘, sagte seine Mama. ‚Es gibt nichts, was nur für Mädchen ist oder nur für Jungs. Das ist alles pure Erfindung.‘ ‚Genau‘, sagte sein Papa. ‚Und Mädchen haben schon ewig lange rosa Schuhe.‘ ‚Ewig ist vielleicht gar nicht so lang, wie man denkt‘, sagte Paul. ‚Und wenn jeder genau das anziehen darf, was er will, müsste ich sowieso blaue Schuhe kriegen.'“

„‚Das verstehe ich nicht‘, sagte Paul. ‚Ich auch nicht‘, sagte Ida. ‚Aber vielleicht haben King und Kong dauernd Kloppe gekriegt, als sie noch klein waren. Vielleicht haben sie deswegen sogar ins Bett gemacht. Und ihre Eltern sind vielleicht immer stockbetrunken. Oder der Weihnachtsmann ist noch nie zu ihnen gekommen.'“

Alle Bände der Ida und Paul Reihe

Ida, Paul und die fiesen Riesen aus der Dritten
Ida, Paul und die Dödeldetektive (erscheint am 30.07.2012)

Links

Leseprobe (PDF) beim Verlag

Persönliche Bewertung

Diese Buch macht süchtig nach mehr - humorvoll, tiefsinnig und toll illustriert!

5 von 5

Mikael Engström und Helena Willis legen mit „Ida, Paul und die fiesen Riesen aus der Dritten“ ein in allen Belangen überzeugendes Buch vor! Dem Autor gelingt es, ebenso wie der Illustratorin, in den 11 Kapiteln vortrefflich, mit witzigem, frischem und hintergründigem Humor, die durchaus ernste Thematik des Buchs so zu behandeln, dass es trotzdem Spaß macht, es zu lesen. Es geht um nicht viel weniger als um die Angst eines Kindes, zur Schule zu gehen aufgrund von Gewaltanwendung älterer Schüler, um die Angst vor der anhaltenden Umweltverschmutzung und um streitende Eltern. Aufgehangen wird das Ganze an einer kindgerechten Gendertheorie, ergänzt um die Themen Hyperäktivität, Verlangen nach Ruhm und Vereinsamung im Alter. Das Buch beschreibt aktuelle Probleme aus allen Generationen anhand verschiedener Charaktere, ohne dabei deprimierend zu wirken. Zumindest für Paul gibt es sogar, dank Solidarität ein gutes Ende. Die Idee ist im Übrigen ganz ähnlich wie bei Jenny Robsons „Tommy Mütze“.

Engström hat tolle und vor allem witzige Haupt- und Nebencharaktere geschaffen, die,gerade was den Genderaspekt betrifft, so dankenswert modern sind. Da ist zum einen der ängstliche Paul. Er hat kein Handy, dafür aber eine Schildkröte. Er macht sich auf dem Weg zur Schule seine rosa Schuhe dreckig, damit er nicht in permanenter Lebensgefahr schwebt. Das war Idas Idee, sie ist im Gegensatz zu Paul mutig und steht ihm gegen die fiesen Jungs bei. Während sie den Piratenkönig spielt, ist Paul ihr Lieblingsaffe. Ida hat Angst vor der Umweltverschmutzung. Die zu stoppen versucht seit 20 Jahren der Schulhausmeister Hassan. So lange baut das selbsternannte Genie nämlich schon an seiner Ewigkeitsmaschine, dem „Petromobil“ für saubere Energie. Nicht ganz uneigennützig, denn er träumt davon, durch sie berühmt und reich zu werden.

Während mit Idas Eltern das typische Phänomen des Alltagsstreits mit einhergehender Ehekrise bittersüß gestreift wird, stehen Pauls Eltern stellvertretend für all die modernen Eltern, die mit ihren Erziehungsmaßnahmen etwas über das Ziel hinausschießen. Schön, dass Pauls Papa mit rosa Schürze und einem Klecks Sahne auf der Nase einen Geburtstagskuchen backt. Aber das Kind sollte trotz allem lobenswerten Genderfortschritts wirklich selbst entscheiden können, welche Farbe es gerne mag und nicht Opfer des elterlichen Geheimauftrags „Verrücken der gängigen Normen“ werden. Engström karikiert damit wunderbar pseudo-moderne Elternschaft, die so nicht viel besser ist als ihr konservatives Pendant, welches ihre „weiblichen“ Kinder in rosa und ihre „männlichen“ Kinder in blau kleidet. Bemerkenswert ist bei alledem die zum Thema Gewalt formulierte kluge und kindgerechte Erklärung, wieso Kinder gewalttätig werden, sowie die Zeichnung des Gefühlslebens des Hauptcharakters Paul, an dem genauso kindgerecht wie beispielhaft aufgezeigt wird, wie schnell ein ehemaliges Opfer selber zum Täter werden kann. Aber, herrlich unpädagogisch wie das ganze Buch, weiß die kluge Ida natürlich, dass Gewalt keine Lösung ist.

Fazit

Das Gegenteil von Langeweile! Unübertroffen das Kapitel um den Ausflug in den Park mit Oma, Enten und Gruftis. Kinder werden dieses witzige und hintergründige Buch mit seinen interessanten Charakteren lieben. Eltern sollten es ihren Kindern vom Nachttisch stibitzen und sich neben den Charakteren und der Geschichte an den Wortspielen erfreuen. Ganz nebenbei ist so auch eine locker-leichte Lektion in Sachen Gender möglich.

Originaltitel
Ika Ibsen - Onda ögat
ISBN10
3446238905
ISBN13
9783446238909
Dt. Erstveröffentlichung
2012
Gebundene Ausgabe
128 Seiten
Empfohlenes Lesealter
Ab 10 Jahren