Mein KlappLochSuchBuch – Auf Reisen

Lilli L’Arronge und Kristina Fransbach ist ein beeindruckender Anfang einer neuen Wimmelbuchreihe gelungen. Für die Illustrationen, ihre witzigen, detailreichen Bilder, die realistisch wie verrückt zugleich sind, haben sie ganze fünf Monate Zeit und Arbeit investiert. Herausgekommen ist ein modernes Wimmelbuch zum Thema Reisen, das auch dem letzten Reisemuffel ein Strahlen ins Gesicht zaubern wird. Den Bildern merkt man die Reiseerfahrung und die Reiseleidenschaft der beiden Urheber an, die sehr vieles von dem, was sie erlebt haben, illustratorisch beschreiben, manchmal auch kommentieren.

In den Bildern gibt es neben wechselndem Wetter und Landschaften viele verschiedene Menschen, Tiere und kleine Geschichten zu entdecken. Dabei erzählen die beiden typische Situationen, die auf Reisen passieren, wie z.B. das in die Tiefe stürzen der Kamera und kombinieren diese mit kreativen Ideen. Um eine kleine Idee von der Kreativität der beiden Künstler zu erhalten, reicht schon der Verweis auf die erste Doppelseite. Neben dem taxifahrenden Elvis mit Wackeldackel taucht ein Cowboy auf, ein Junge zündelt mit dem Feuerzeug am Zopf eines Mädchens, und Taubenkinder lernen auf dem Bahnhofsvordach das Einmaleins der Backwaren. Auch ein bisschen Münsteraner Lokalkolorit ist mit dem zum Maikottenweg fahrenden Bus vorhanden. Dieses Ideenfeuerwerk hält bis zum Ende an und lässt schon auf weitere Bände hoffen.

Das mehrdimensionale Konzept des Buchs bietet neben den Wimmelbildern weitere Vertiefungsmöglichkeiten an. Zum einen kommen die zu Beginn des Buchs vorgestellten Figuren auf jeder Buchseite vor und man wird aufgefordert, sie zu suchen, zum anderen gibt es zu jedem doppelseitigen Bild zwei Fragen, darunter auch Zählaufgaben. Hinzu kommt die Geschichte um den Diadem-Dieb, der bis zum Schluss von Frau Wachtmeister Gruber verfolgt wird. Durch die ausklappbaren Lösungsschablonen können Kinder selber kontrollieren, ob ihre Antwort richtig war. Neben jeder Frage steht ein farbiger Kreis, der ebenfalls auf der Schablone abgedruckt ist, nur hier mit einem Loch. Durch das Umklappen der Schablone auf das Bild kommt die Lösung im passenden farbigen Ring zum Vorschein. Durch den Druck auf dünne Pappe ist das Buch außerdem für ein wiederholtes Betrachten gerüstet.

Die Stärke des Buchs liegt neben der Kreativität in der Beobachtungsgabe der beiden Autoren. Sie beschreiben vieles unkommentiert, wie z.B. den Flaschensammler, einen älteren Mann mit Lupe vor einem Zugfahrplan, grölende Fußballfans oder einen Zirkusbesitzer mit Zirkuspferd und seinem kleinen Äffchen. Bei letzterem hätte man sich eine Kommentierung gewünscht, der Zirkus mit Tieren wird als „normal“ und unproblematisch abgebildet, ist es aber mitnichten. Das illegale Abladen von Müll hinter dem Bahnhof wird hingegen durch einen sich aufregenden Vogel kritisiert. Erfreut hat in diesem Zusammenahng auch die schlecht gelaunte Scholle, die es nicht so toll findet, als Essen zu enden. Die Darstellung eines schweren Unfalls auf der Autobahn, (wie er leider oft in der Reisezeit vorkommt) in Kombination mit anderen witzigen Bilddetails wirkt zudem etwas fragwürdig. Vielleicht hätte es hier ein einfacher Stau getan, um die Ideen umzusetzen ohne den faden Beigeschmack von möglichen Todesopfern.

Auf einem eigenen Blog zum Buch gibt es ein Ausmalbild, und man erfährt Hintergründe zu den Zeichnerinnen und Familie Fichtner. Dabei ist die Familienkonstellation erfrischen modern geraten. Mutter Fichtner ist Inhaberin einer Carsharing-Firma, in der Papa Fichtner halbtags arbeitet und ansonsten das Kochen und die Kinderbetreuung übernimmt. Opa Karl wurde verlassen und hat nun mehr Zeit für seine Hobbys. Schön, dass es in einem Bilderbuch nicht immer die klassische „Bilderbuchfamilie“ zu sehen geben muss.