Herr Eichhorn und der erste Schnee

Mit der Künstlerbuch-Reihe um Herrn Eichhorn ist Autor und Illustrator Sebastian Meschenmoser ein Meisterwerk gelungen. Selten sieht man so perfekte Bleistiftzeichnungen, die bei aller skizzenhaften Wirkung dennoch so durchdacht und vollkommen wirken. Wunderschön sind die gezeichneten Kulissen des Waldes, herrlich die mürrisch-verschlafenen Gesichter der Tiere. Urkomisch und überzeugend sind die Szenen, in denen Herr Eichhorn langsam einnickt. Allein die Bilder, auf denen es schneit, fallen mit ihren deckenden Farben etwas aus dem Rahmen. Mit großem Talent zeichnet Meschenmoser seine Charaktere, die gleichzeitig realistischen und doch etwas vermenschlichten Tiere. Auch Bewegungen stellt er gekonnt dar: Herr Eichhorn saust den Baum auf und ab, eben typisch Eichörnchen. Meschenmoser skizziert dies gut mit einer etwas unscharfen Szene mit „rotbraunen Blitzen“. Liebevolle Details ergänzen die Bilder: man amüsiert sich, was sich an den Stacheln des Igels so festsetzt (ein Blatt und eine Hagebutte) und entdeckt die Maus im Hintergrund, die das Treiben beobachtet, oder den Käfer auf dem Baum.

Text gibt es in diesem Buch nur dort, wo es unbedingt zum Verständnis notwendig ist. Im Inhalt des Buches findet sich sowohl Humor als auch Tiefgründigkeit: Jeder der drei Freunde kennt die gleiche Beschreibung des Schnees, doch jeder findet etwas anderes und nichts davon entspricht der Wahrheit: Jeder von ihnen hat also seine ganz eigenen Vorstellungen davon, wie etwas Beschriebenes in der Realität aussieht. Eine Alltagssituation, die jedem (zumindest dem erwachsenen) Leser bekannt sein dürfte, die für Kinder jedoch auch leicht nachvollziehbar ist. Humor beweist Sebastian Meschenmoser zum Beispiel, wenn er seine Charaktere in absurden Situationen zeigt: Um sich die Zeit zu vertreiben, singen Igel und Eichhörnchen raue Seemannsweisen. Urkomisch ist auch, was die drei Tiere dann als vermeintliche Schneeflocken finden, zum Beispiel eine alte weiße Zahnbürste. Als Bonus gibt es auf der letzten Seite hinter dem eigentlichen Ende eine weitere Pointe – die hier natürlich nicht verraten werden soll.