Half Bad (1) – Das Dunkle in mir

Autoren
Übersetzer
Michaela Link
Verlag
cbj Verlag
Anspruch
4 von 5
Humor
3 von 5
Lesespaß
5 von 5
Schreibstil
4 von 5
Spannung
5 von 5

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Zusammenfassung zu “Half Bad (1) – Das Dunkle in mir”

Nathan ist der Sohn einer Weißen Hexe und des gefährlichsten und meistgesuchten Schwarzen Hexers. In einer Welt, in der die Weißen Hexen das Sagen haben und Schwarze Hexen verfolgt, gefoltert und getötet werden, ist jede Hexe, die nicht durch ihre Geburt „rein weiß“ ist, eine potenzielle Gefahr. Nathan wird dennoch von seiner Großmutter und zweien seiner Halbgeschwister geliebt und akzeptiert, nur seine Halbschwester Jessica hasst ihn. Nathans Leben wird zunehmend erschwert, mit jeder Einschränkung, jeder Bekanntmachung, die der Rat der Weißen Hexen verfasst, um die Rechte gemischter Hexen einzuschränken. Alle jungen Hexen müssen gekennzeichnet und beurteilt werden. Nathan zeigt sich bei der Einschätzung unkooperativ, und so bleibt ihm zunächst die Einschätzung schwarz oder weiß erspart. Seinen Alltag erleichtert das kaum, zumal er sich ausgerechnet in eine Mitschülerin aus einer angesehenen Familie Weißer Hexen verliebt hat. Als deren Brüder von den heimlichen Treffen erfahren, fällt ihre Rache brutal aus.

Und dann wird Nathans Gran das Sorgerecht für ihn entzogen, er wird einer älteren Weißen Hexe übergeben, die ihn in einem kleinen Käfig hält und ihn quält, ihn jedoch auch ausbildet. Bis ihn der Rat der Weißen Hexen abholen lässt, um ihm eine permanente und sehr schmerzhafte Kennzeichnung zu verpassen. Nathan gelingt die Flucht, und er macht sich auf die Suche nach Mercury, einer Schwarzen Hexe, von der es heißt, sie würde gegen eine Gegenleistung die Schenkungsfeier durchführen, mit der junge Hexlinge zu ihrem 17. Geburtstag zu richtigen Hexen werden. Normalerweise führt ein Familienangehöriger diese Zeremonie durch, doch in Nathans Fall ist das unmöglich, und so muss er auf Mercury vertrauen – oder darauf, seinen Vater zu finden, um die Feier durchzuführen und ein Hexer zu werden. Ihm bleibt nicht mehr viel Zeit, und Nathan vermutet, dass Hexen, denen die Zeremonie vorenthalten wird, sterben müssen…

Wichtige Charaktere

  • Nathan Byrn
  • seine Halbgeschwister Arran, Deborah und Jessica Byrn
  • Nathans Gran
  • Gabriel
  • Mercury
  • Rose
  • Annalise und ihre Brüder
  • Marcus
  • Celia

Zitate

„Der neue Trick ist, sich auf die Gegenwart zu konzentrieren… sich in ihren Kleinigkeiten zu verlieren… und es zu genießen!
Die genaue Stellung der Finger genießen, wenn ich Liegestütze mache. Ich meine die genaue Stellung der Finger in Relation zueinander, wie gerade oder wie gebogen sie sind und wie sie sich auf dem Boden anfühlen, wie das Gefühl sich verändert, während ich mich auf und ab bewege. Ich kann Stunden damit verbringen, über das Gefühl in meinen Fingern nachzudenken, während ich Liegestütze mache.
Es gibt so viel zu genießen, beinah zu viel. Wenn ich zum Beispiel die Runde laufe, kann ich mich auf die Tiefe meiner Atmung konzentrieren, aber auch auf die genaue Luftfeuchtigkeit und die Windrichtung. Darauf, wie sie sich über den Hügeln verändert und wie der Wind schwächer oder stärker wird, wenn er durch das enge Tal gelenkt wird.“

„Mein Körper ist kalt… und liegt auf etwas Hartem. Meine Wange ist gegen etwas Hartes gequetscht. Ich schmecke Blut.
Aber ich fühle mich okay. Seltsam, aber okay.
Als ich die Augen öffne, ist alles grau und verschwommen.
Ich konzentriere mich. Oh, richtig, der Sportplatz… ich erinnere mich…
Ich bewege mich nicht. Der Ziegelstein ist da, liegt auf dem Asphalt. Er bewegt sich auch nicht. Der Ziegelstein sieht aus, als hätte er ebenfalls einen sehr schlechten Tag gehabt.
Ich schließe wieder die Augen.“

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Persönliche Bewertung

Weiße und Schwarze Hexen und die Suche nach der eigenen Identität

4 von 5

Was bedeuten eigentlich „Gut“ und „Böse“? Und was entscheidet, wer „gut“ und wer „böse“ wird? Bestimmt das Erbe darüber mit, wie viel Einfluss haben die eigenen Anlagen oder geht es eher darum, wie und zu welchem Zweck die eigenen Fähigkeiten eingesetzt werden? Dies ist nur eines von verschiedenen Grundthemen, denen sich „Half Bad“ widmet, wenn der zukünftige Hexer Nathan sich auf die Suche nach der Bedeutung seines Lebens, seinen Wurzeln und seiner Identität begibt. Als Sohn einer weißen und einer schwarzen Hexe gehört er zu keiner der beiden Gruppierungen und wird sogar von seiner eigenen Halbschwester abgelehnt. Er wächst in einer Gesellschaft auf, in der die Menschen nichts von der Existenz der Hexen wissen und in der die Weißen Hexen die Macht haben. Aus Angst und Vorurteilen führen sie eine „Hexenjagd“ durch, foltern und töten alle diejenigen, die nicht in ihr Bild passen – Parallelen zu geschichtlichen Ereignissen wie den Hexenverfolgungen drängen sich hier natürlich auf. Zusammen mit dem Hauptcharakter stellen Leser fest, dass die Welt, die Sally Green erschafft, nicht schwarz-weiß ist, „gut“ und „böse“ sind nicht einfach auseinanderzuhalten. Tatsächlich zeichnet sich der Rat der Weißen Hexen durch mindestens eben solch erbarmungslose Brutalität aus wie die Taten des von ihnen so gefürchteten Schwarzen Hexers Marcus, Nathans Vater.

Die Einschränkungen und die Willkür nehmen zu, Nathan muss Folter und Erniedrigungen erdulden. Und als wäre das nicht genug, sieht er sich dem „Romeo & Julia“-Drama gegenüber, sich in ein Mädchen verliebt zu haben, mit dem er nicht zusammen sein darf. Diesem etwas klischeehaften Aspekt steht die Liebe eines weiteren Charakters gegenüber, der die Heteronormativität zwar im ersten Band nicht auflöst, aber ihr dennoch einen anderen Aspekt gegenüber stellt. (Und es bleibt zu hoffen, dass der zweite Band diesen positiven Aspekt nicht zunichte macht und in eine weitere heterosexuelle Liebesgeschichte auflöst, wie man es im Verlauf der Geschichte vermuten könnte.)

Der Erzählstil des Buches ist sehr interessant: Während der Großteil der Geschichte durch den Ich-Erzähler in Form von Nathan erzählt wird, wechselt die Autorin für Kapitel über seine Gefangenschaft in die Du-Form und lässt das Erlebte so persönlicher und direkter erscheinen. Und die erduldete Folter ist teilweise nichts für sensible Leser, doch Gewalt und Brutalität dienen immer der Handlung und sind niemals Selbstzweck. Insgesamt erzählt Sally Green ihre Geschichte lebhaft und authentisch. Das Ende ist sehr offen und weckt Spannung für die Fortsetzung der Trilogie.

Fazit

Aus bekannten Grundideen – Unterdrückung durch die Machthabenden, Verfolgung unliebsamer, durch ihre Herkunft Andersartiger sowie dem Gedanken, dass es erst die Taten sind, die einen Menschen (oder eine Hexe) gut oder böse machen, nicht ihre Anlagen oder ihre Herkunft – erschafft Sally Green eine fesselnde, teilweise grausame Geschichte. Dieser erste Band lässt nicht erkennen, dass er ein Debütroman ist, eher meint man, das Werk einer routinierten Autorin zu lesen. Vielversprechend und lesenswert!

Originaltitel
Half Life Trilogy 1 - Half Bad
ISBN10
357015842X
ISBN13
978-3570158425
Dt. Erstveröffentlichung
2014
Gebundene Ausgabe
432 Seiten
Empfohlenes Lesealter
Ab 14 Jahren