Das Licht hinter den Wolken
Lied des Zwei-Ringe-Lands
Zusammenfassung zu “Das Licht hinter den Wolken”
Mit fast sieben Jahren trifft April am Rand des Dorfes, in dem sie wohnt, auf einen rätselhaften Fremden, der behauptet ein Zauberer zu sein und ihr einen Regenbogen schenkt. Während der kommenden Jahre ihres harten Lebens, als Außenseiterin ohne Mutter und mit einem gewalttätigen Vater, wird April den Zauberer nicht vergessen. Zumal ihr selbst die Magie nicht ganz fremd ist, denn sie verfügt über eine besondere Gabe: April sieht eine ferne Sonne, die ihre Sehnsucht weckt, und sie sieht die Leere in den Menschen und Dingen um sie herum. Als April zwölf Jahre alt ist, zieht sie zur Familie ihres Freundes Todd, denn ihr Vater kämpft in der Ferne auf Befehl des Präfekten. Als ihr Vater zurückkehrt, sieht sich April erneut mit Gewalt und Hass konfrontiert. Und damit nicht genug: Ihr Vater plant sogar sie zwangsweise zu verheiraten. April weiß sich nicht anders zu helfen und lässt ihren Vater bei einem seiner Angriffe auf sie die Treppe herunterstürzen. Anschließend flieht sie, so weit ihre Beine sie tragen. Bald jedoch muss sie feststellen, dass ihr Vater nicht die einzige Gefahr in der Welt darstellt. Ein Fremder, der ihr vermeintlich wohlgesonnen ist, lässt April vergewaltigt und gedemütigt zurück. Es ist nur dem Fealv Janner zu verdanken, dass sie am Leben bleibt. Es begibt sich, dass April und Janner ihre Reise gemeinsam fortsetzen, April immer mit dem Gedanken an die zweite Sonne am Horizont und den Zauberer, dem sie als Kind begegnete…
Der Zauberer Sarik verlässt gemeinsam mit einem Irrlicht seine Hütte im Wald. Lange hat er geschlafen, in den Schlaf geschickt als Strafe für ein Vergehen, an das er sich nicht erinnern kann. Sein Weg führt ihn zu Zeona und ihrer Hütte, von der er sich Antworten erhofft. Doch Zeona ist es nicht, die seine Fragen beantwortet. Stattdessen erscheint ihm Korianthe im Traum und ruft ihn zu sich und ihrer Priesterschaft in den Palast. Als Sarik ihrem Ruf folgt, bringt sie ihm ein mächtiges Schwert in Erinnerung, das auf dem Gipfel eines Berges verborgen auf seine Trägerin wartet. Das Mädchen, das mit einer besonderen Gabe geboren wurde, braucht jemanden, der sie leitet. Wenn Sarik sich bereit erklärt, die Schwertträgerin zu suchen und zu führen, so wird ihn Korianthe ihrerseits von seinem Eid ihr gegenüber entbinden und ihn freigeben…
Und dann ist da die Senatorentochter Cassiopeia, die miterleben muss, wie ihr Zuhause überfallen wurde, von einem Unbekannten, einem Eolyn, und sich selbst verspricht, den Tod ihres Vaters zu rächen. In der Festung Leiengard lässt sie sich zur Kriegerin ausbilden, um im Kampf gegen den Eolyn gewappnet zu sein. Als sie ihre große Prüfung besteht und von Leiengard ihren ersten Auftrag erhält, erhält sie die Chance, ihren Feind zu suchen. Auf ihrer Reise wird sich ihr Weg auch mit dem Aprils und Janners kreuzen und den weiteren Verlauf aller drei Leben beeinflussen…
Wichtige Charaktere
- April „Schneeklinge“
- Janner „Banneisen“
- Cassiopeia Tial
- Sarik Isikara Kisikiras
- Korianthe
- Zeona
- Krayn
- Toska
- Lesardre
- Dougal
- Kaiser Neoris
- Senator Tial
- das Irrlicht
Zitate
„Iason sitzt am offenen Fenster bei Kerzenschein an seinem Arbeitstisch und pflegt seine Zahlen. Fast zärtlich huschen seine Hände über die Seiten, blättern hier ein paar Tage zurück, stoßen dort auf einen vermissten Betrag, und manchmal, wenn er innehält, die Stirn skeptisch gerunzelt, als versuchten die Zahlen ihn anzuschwindeln, verharren die Hände mit dem Stift wie einem Pinsel in der Luft, um den Fehler dann mit stillem Tadel zu korrigieren. Da dreht er den Kopf und sieht zum Fenster hinaus, und die Kerze zaubert ein Leuchten in seine Augen, als träume er von einer fernen Zukunft, über der er seine Arbeit einen Augenblick vergisst. Er scheint sie direkt anzusehen – doch sie weiß, dass das nicht sein kann.“
„Er schwieg eine Weile und blickte auf das Meer hinaus.
‚Ich muss eine schwere Schuld auf mich geladen haben‘, stellte er fest. ‚Aber beging ich je einen anderen Fehler, als zu sein, was ich bin? Wollten wir nicht alle immer das Gleiche – sie, du und ich?‘
‚Vielleicht war das einmal so‘, sagte Zeona. ‚Doch heute bin ich dankbar für das, was mir geblieben ist, und ich habe gelernt, nicht das zu ersehnen, was ich nicht haben kann. Und da ich aufgegeben habe, was mich glücklich macht, habe ich weniger als jemals zuvor – und das lässt mich hoffen. Es gibt keine Hoffnung, wenn man schon alles besitzt.'“
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Persönliche Bewertung
Anspruchsvoller Fantasyroman voller sprachgewaltiger phantasievoller Poesie
Sprachlich spielt Oliver Plaschka in einer eigenen Liga. Angesichts der Vielzahl an Seiten erscheint die Perfektion der Wortmagie, die er erschafft, besonders beeindruckend. Der Vergleich mit Tolkien mag abgegriffen sein, doch soll er hier dennoch bemüht werden, denn Plaschkas Beschreibungen von Kulissen, Szenen und Charakteren halten ihm in ihrer Bildhaftigkeit und Poesie zweifellos stand. Sei es eine einfache Hütte, eine mittelalterlich anmutende Stadt oder die Wiedergabe alter Legenden – die ausdrucksstarke und malerische Sprache des Autors ist ein Genuss für alle Leser, die Wortgewandtheit und ein untrügliches Sprachgefühl zu schätzen wissen.
Doch die Geschichte ist nicht nur poetisch, sondern auch intelligent erzählt und enthält zahlreiche subtile Weisheiten, sodass anspruchsvolle Leser und Leserinnen nichts vermissen dürften. Im Verlauf der Geschichte werden drei parallele Handlungen erzählt, die hier und dort miteinander verwoben und am Ende zum Finale zusammengeführt werden. Doch nicht nur das: Gleichzeitig zur klassischen Fantasygeschichte in bester Tolkien-Manier wird „Das Licht hinter den Wolken“ auch zum Märchenbuch, wenn es um alte Legenden geht, die sprachlich perfekt die Illusion einer alten Überlieferung vermitteln. Unaufmerksame Leser mögen die verschiedenen Handlungsstränge verwirren oder gar überfordern, doch genau das ist es, was die erfreuliche Komplexität der Geschichte ausmacht und für knapp 700 fesselnde Seiten sorgt.
Als Hauptfiguren wählt Oliver Plaschka zum einen den sympathischen Zauberer, von dessen Verfehlungen der Leser im Verlauf der Handlung sukzessive gemeinsam mit dem Charakter erfährt. Dem gegenüber stehen zwei Frauen, die ihre Geschicke in die eigene Hand nehmen, anstatt sich passiv in ihr „Schicksal“ zu fügen oder von einem männlichen Helden erretten zu lassen, wie dies in vielen Jugend-Fantasygeschichten der Fall ist. April und Cassiopeia sind erfreulich klischeefrei und besonders die Senatorentochter steht ihren männlichen Verbündeten im Kampf in nichts nach. Dass beide Frauen zeitweilig auf unterschiedlichen Seiten stehen, der auktoriale Erzähler jedoch abwechselnd auf ihre beiden Perspektiven fokussiert, gibt der Handlung eine besonders interessante Wendung. Anders als die typisch „guten“ oder „bösen“ Charaktere gängiger Schwarz-Weiß-Geschichten verfolgen beide Frauen, vor allem Cassiopeia, ihre eigenen Interessen und sind nicht frei von moralisch fragwürdigen Entscheidungen. Damit sind sie als Figuren weit interessanter als die „edlen Charaktere“ klischeehafter Geschichten. Es ließen sich ebenso viele Worte über die komplexe und intelligent aus verschiedenen Strängen verwobene Handlung verlieren, über die zahlreichen weiteren Nebencharaktere mit ihren oft einfach großartigen Namen, die Eolyn, die Fealva oder die Phereniden. Tatsache ist: Wer klassische anspruchsvolle Fantasyromane mag, wird „Das Licht hinter den Wolken“ lieben (und vielleicht sogar die Bezüge zum Rollenspiel, zu denen sich der Autor in der Danksagung bekennt, erkennen).
Sehr erfreulich, dass ein solch anspruchsvoller Fantasyroman in der Hobbitpresse erschienen ist und nicht durch eines der populären kitschigen Cover verunglimpft wurde. Verlag, Cover und auch die hochwertigen schwarz-weißen Innenillustrationen von Karin Graf zur Einleitung der sieben Teile des Buches passen perfekt zur Qualität des Inhalts. Ein echtes Highlight für 2013!
Fazit
Eines ist sicher: Für ungeduldige Leser ist dies nicht der geeignete Roman! Mit seinen deutlich über 600 Seiten, seinen verschiedenen Handlungssträngen und seiner mitunter langsamen Erzählweise mag mancher Leser stellenweise die Spannung vermissen. Wer sich jedoch auf die Stimmungen der Geschichte und auf die Sprachmagie Plaschkas voller Poesie, Fantasie und Verstand einlassen kann, findet mit „Das Licht hinter den Wolken“ einen echten literarischen Leckerbissen!
- ISBN10
- 3608939164
- ISBN13
- 9783608939163
- Dt. Erstveröffentlichung
- 2013
- Gebundene Ausgabe
- 688 Seiten