Etwas endet, etwas beginnt

Autoren
Übersetzer
Erik Simon
Verlag
Deutscher Taschenbuch Verlag (dtv)

Zusammenfassung zu “Etwas endet, etwas beginnt”

„Etwas endet, etwas beginnt“ enthält eine Sammlung von acht Erzählungen des polnischen Autors Andrzej Sapkowski, die bisher in unterschiedlichen Publikationen erschienen. In der ersten Geschichte „Der Weg, von dem niemand zurückkehrt“ wird erzählt, wie sich die Eltern des Hexers aus der beliebten gleichnamigen Fantasyreihe des Autors kennengelernt haben und der einfachen Bevölkerung im Kampf gegen ein Ungeheuer beistehen. „Die Musikanten“ ist eine Horrorgeschichte, die von der Rache der gemarterten Katzen in einer Stadt erzählt und einem Mord, der aufgeklärt werden soll. In „Tandaradei“ trifft ein unattraktives und unbeliebtes junges Mädchen einen mittelalterlichen Minnesänger, der ihr hilft, mit dem Betrug durch einen jungen Mann und ihre vermeintliche Freundin umzugehen. „Im Bombentrichter“ ist eine politische Science Fiction Geschichte, die von den Kämpfen in einem düsteren zukünftige Polen erzählt. „Etwas endet, etwas beginnt“ kann als eine Art alternatives Ende zur Hexer-Saga gesehen werden, ist jedoch vom Autor nie als ein solches gedacht gewesen. „Der Goldene Nachmittag“ erzählt von Alices Reise ins Wunderland, erzählt jedoch von der ewig grinsenden Cheshire Katze. „Der Vorfall in Mischief Creek“ lehnt sich an die Hexenverbrennungen in Salem an und erzählt von einer Gruppe christlicher Männer, die eine entflohene Prostituierte zurückbringen und bestrafen wollen und dabei mit einem Ort voller besonderer Hexerei konfrontiert werden. Für die letzte Geschichte schließlich, „Maladie“, lässt sich der Autor unter anderem von der Artus-Sage und der klassischen Erzählung von Tristan und Isolde inspirieren.

Zitate

„Der Nachmittag versprach wirklich interessant zu werden, einer jener wunderbaren Nachmittage, die zu nichts anderem da sind, als sie mit langem und süßem far niente zu verbringen, bis einen die Faulheit angenehm ermüdet. Natürlich erreicht man solch einen wohligen Zustand nicht einfach so, ohne Vorbereitung und ohne Plan, indem man sich irgendwo in horizontaler Lage hinhaut. Nein, meine Lieben. Es braucht dazu vorangehende Aktivität, sowohl intellektuelle als auch körperliche. Das Nichtstun, wie es heißt, muss man sich erarbeiten.“

„Die Sonne drängte ihre Feuerfühler durch die Schlitze in den Fensterläden, durchschnitt das Zimmer mit schrägen, vom aufgewirbelten Staub pulsierenden Lichtstreifen, goss helle Flecken auf den Fußboden und auf die dort liegenden Bärenfelle, erstrahlte mit einem blendenden Widerschein auf Yennefers Gürtelschnalle.“

„Der Verfasser tut gleichzeitig kund, dass eine aus der Erzählung möglicherweise folgende Ähnlichkeit von etwas mit allem und nichts rein zufällig ist und sich aus diesem und jenem ergibt. Auf die Frage, warum das so ist, antwortet der Verfasser: Damit es mehr Spaß macht.“

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Leseprobe (PDF) beim Verlag

Persönliche Bewertung

Anspruchsvoll geschriebene und äußerst abwechslungsreiche Geschichtensammlung

5 von 5

Ein Buch mit derart unterschiedlichen Geschichten als Gesamtwerk zu rezensieren, ist keine leichte Aufgabe. Die acht Erzählungen in „Etwas endet, etwas beginnt“ können alle entfernt dem Fantasy- und/oder Science Fiction Genre (mit ein wenig Horror hier und da) zugeordnet werden, sind jedoch in ihrem Inhalt, ihrer Erzählweise und ihrer Wirkung vollkommen unterschiedlich. Gemeinsam ist ihnen vor allem eines: Eine sehr anspruchsvolle Sprache, von einer fesselnden Ausdruckskraft und poetischem Klang. Hier ist das Lob ganz explizit auch an den Übersetzer zu richten, der es geschafft hat, die Poesie des Originals (das hier einfach vorausgesetzt wird ohne des Polnischen mächtig zu sein und das überprüft zu haben – es soll schließlich auch schon vorgekommen sein, dass Übersetzer die Sprache eines Originalwerkes verbessern) zu erhalten. Andrzej Sapkowski schreibt in einer altmodisch anmutenden und unwiderstehlichen Sprache, die sich nicht oft in dieser Form in aktuellen Romanen finden lässt. Diesem Ausdruck ist es zu verdanken, dass jede einzelne Geschichte, unabhängig von ihrem Inhalt, zu einem echten Lesegenuss wird.

Inhaltlich lässt sich keine verallgemeinernde Aussage treffen, und natürlich lässt sich an dieser Stelle auch nicht jede einzelne Geschichte detailliert rezensieren. Es kann nur ein Einblick in die Bandbreite des Buches und die Vielfalt der Stimmungen und Kulissen gegeben werden. Wer den Hexerzyklus nicht kennt, mag an den Geschichten „Etwas endet, etwas beginnt“ und „Der Weg, von dem nieman zurückkehrt“ weniger Freude haben als Leser, die mit den Personen und dem Umfeld vertraut sind; beide Geschichten lassen sich jedoch auch problemlos ohne Vorkenntnisse und voller Spannung lesen. Hervorzuheben ist die Geschichte „Die Musikanten“, die sowohl tiefsinnig als auch fesselnd erzählt, wie sich gequälte Katzen an ihren Peinigern rächen. Vor einem geschichtlichen Hintergrund ist auch die Erzählung „Der Vorfall in Mischief Creek“ sehr interessant und ruft die eine oder andere philosophische Frage auf. Auch der Einfall, „Alice im Wunderland“ aus der Sicht der zwielichtigen und etwas verrückten Cheshire Cat zu erzählen, ist ebenso einfallsreich wie spannungsreich. Ein wenig verwirrend in ihren politischen Verstrickungen ist die Geschichte „Im Bombentrichter“, die sorgfältig und aufmerksam gelesen werden muss, um nicht den Faden zu verlieren. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass der Autor seinem Leser einiges zumutet und ihnen einiges abverlangt, leichte oberflächliche Reiselektüre ist hier definitiv nicht zu erwarten!

Fazit

Ein vielversprechender Autor, der es in Sprache und Phantasie mühelos mit bekannteren Fantasygrößen des deutschen Marktes aufnehmen kann. Seine Geschichtensammlung ist ebenso fesselnd wie abwechslungsreich und kann nur uneingeschränkt allen Lesern empfohlen werden, die sich einen gewissen Anspruch in ihren Fantasy- und Science Fiction Büchern wünschen!

Originaltitel
Cos sie konczy, cos sie zaczyna
ISBN10
3423213531
ISBN13
9783423213530
Dt. Erstveröffentlichung
2012
Taschenbuchausgabe
432 Seiten