Double Cross – Falsches Spiel
Zusammenfassung zu “Double Cross – Falsches Spiel”
Der Zweite Weltkrieg steht kurz bevor. In Amerika verliert Peter Jordan seine Frau bei einem Autounfall und in England, in Suffolk, wird Beatrice Pymm ermordet. Irgendwann später findet man die unkenntliche Leiche einer Frau, die praktischerweise Papiere auf den Namen Christa Lucht bei sich trägt. England wird Kriegsteilnehmer– und die Londoner Bevölkerung leidet unter dem Bombenhagel der Deutschen. Operation Mulberry – so lautet das Codewort für die Landung der Alliierten in der Normandie. Nur – wie verhindert man, dass Hitlers Spione davon erfahren? Und damit den Erfolg der Landung zunichtemachen würden? Zunächst einmal wird Alfred Vicary – ein bekannter kauziger Historiker von Churchill persönlich für die Arbeit beim britischen Geheimdienst verpflichtet – wie viele andere seiner Kollegen auch. Vicary soll das deutsche Spionagenetz in England zerschlagen. Ihm gelingt nicht nur das – er schafft es auch noch, die deutschen Spione umzudrehen und ein Gegennetz aufzubauen, das die Deutschen mit genau denjenigen Informationen füttert, die die Engländer ihnen zukommen lassen wollen. Double Cross wird dieses Gegenagenten-Netz genannt. In Deutschland hingegen versucht die untereinander zerstrittene Abwehr – zum einen unter Canaris, dem Hitler misstraut, zum anderen unter Schellenberg, dem Hitler traut, den er jedoch für nicht ganz so begabt hält, herauszufinden, wo denn die Alliierten nun landen wollen. Glücklicherweise hat Kurt Vogel, der für Canaris arbeitet noch ein völlig unabhängiges Spionagenetz in England installiert. Sein Trumpf dabei: die Top-Spion Catherine Blake, die ehemals Anna von Steiner war, bis sie als Christa Lucht starb. Catherine lebt seit 1938 in London, als Schläferin. Nun wird sie aktiviert. Sie soll herausfinden, wo die Alliierten angreifen werden. Für Alfred Vicary, der glaubt, dass es sein Job ist, das entscheidende Geheimnis des Krieges zu schützen, beginnt ein verwirrender Wettlauf mit der Zeit – die Top-Spionin scheint ihm immer einen Schritt voraus zu sein. Zudem scheint Vicary seinen eigenen Leuten nicht trauen zu können. Um am Ende festzustellen, dass alles noch viel verwirrender war, als er es sich hätte vorstellen können. Wer rechnet schon damit, dass Canaris, der Chef der deutschen Abwehr, mit dem englischen Geheimdienst zusammengearbeitet hat?
Wichtige Charaktere
- Catherine Blake – eine deutsche Spionin
- Alfred Vicary – ein englischer Professor und Geheimdienstler
Zitate
„Vicary, ein namhafter Historiker, verfolgte die nervösen Kriegsvorkehrungen seiner Landsleute mit einer Mischung aus tiefem Stolz und stiller Niedergeschlagenheit. Das ganze letzte Jahrzehnt hindurch hatte er in Zeitungsartikeln und Vorträgen unermüdlich darauf hingewiesen, daß Hitler für England und die übrige Welt eine ernste Bedrohung darstellte. Doch die Briten, noch erschöpft vom letzten Waffengang mit den Deutschen, hatten von einem neuerlichen Krieg nichts hören wollen. Und jetzt stießen deutsche Panzer mit einer Leichtigkeit nach Frankreich vor, als handele es sich um einen Wochenendausflug.“
„Eine junge Französin lag auf dem Tisch, SS-Männer hielten ihre Arme und Beine fest. Ein Major vergewaltigte sie, ein anderer schlug mit einem breiten Ledergürtel auf sie ein. Neumann stürzte sich auf den Major und versetzte ihm einen Schlag ins Gesicht. Der Mann knallte mit dem Kopf gegen die Tischkante. Er sollte nie wieder das Bewusstsein erlange.“
„‘Das meinen Sie doch nicht im Ernst, Alfred. Die Arbeit hat Ihnen doch gefallen. Sie hat sie fasziniert. Die Manipulationen und Täuschungsmanöver haben Ihnen Spaß gemacht. Ihr Kollege in der Universität will Sie sobald wie möglich wiederhaben, und Sie wissen nicht genau ob sie wollen, weil Sie gemerkt haben, daß alles, woran Sie je geglaubt haben, eine Lüge ist und daß meine Welt, die Welt, die reale Welt ist‘. ‘Ihre Welt ist nicht die reale Welt, Sir Basil. Ich weiß nicht genau, was sie ist, aber real ist sie nicht.‘“
Persönliche Bewertung
Anspruchsvoller, um brutale Szenen angereicherter Spionage-Agenten-Krimi
Ein meisterhafter Spionagethriller ganz in der Tradition von John le Carrè und Frederick Forsyth. Die Handlung ist spannend, raffiniert, und komplex. Besonders gelungen – die Darstellung der Intrigen im deutschen Hauptquartier, wobei die Frage erlaubt sei: Wenn denn so viele eher gegen Hitler arbeiteten, und sogar sein Abwehr-Chef ihn verriet, wie konnte es dann eigentlich überhaupt so weit kommen? Fast noch besser gelungen, die Darstellung der Arbeitsweise des englischen Geheimdienstes. Und richtig spannend gemacht: die Agentenjagd. Zudem wirkt die ganze Geschichte um die Landung der Alliierten in der Normandie, vielmehr um das Verheimlichen der Vorbereitungen dazu, gut recherchiert. Die blasseste Person ist wahrscheinlich die Top-Spionin Catherine Blake, deren Psychogramm im Vergleich zur komplizierten Story ein wenig eindimensional geraten ist. Aber in dieser Person deutet sich vielleicht schon Daniel Silvas Vorliebe für tragische Superhelden an, die er in seiner Gabriel Allon-Figur zu einer unterhaltsamen Kunst ausbauen wird.
Fazit
Anspruchsvoller, um brutale Szenen angereicherter Spionage-Agenten-Krimi: Zeitrahmen – die Landung der Alliierten in der Normandie. Unterhaltsam sicher nur für ausgemachte Freunde dieses Genres.
- Originaltitel
- The Unlikely Spy
- ISBN10
- 349222816X
- ISBN13
- 9783492228169
- Dt. Erstveröffentlichung
- 1997
- Taschenbuchausgabe
- 576 Seiten