Die Vermissten
Zusammenfassung zu “Die Vermissten”
Jane Caseys Debütroman beginnt im Jahr 1992 in einer englischen Kleinstadt. Ein Junge verschwindet aus dem Garten seiner Eltern, einzige Zeugin: seine kleine Schwester Sarah. Aus der Sicht des Mädchens wird dann auch – fast 15 Jahre später – die gesamte Geschichte erzählt.
Sarah kehrt nach ihrer Ausbildung wieder in das Haus ihrer Mutter zurück, und ist nun eine junge, schöne und doch schon ausgebrannte Englischlehrerin an einer etwas versnobten Privatschule. Da verschwindet ein weiteres Kind, die erst 12-jährige Jenny, eine Schülerin von Sarah. Beim Joggen stößt ausgerechnet Sarah auf die Leiche des Mädchens. Diese Konstellation bringt Sarah in engen Kontakt zu den Ermittlern. Und führt gleichzeitig dazu, dass sie beginnt, sich mit dem Verschwinden ihres Bruders Charlie auseinanderzusetzen. Parallele Handlungsstränge werden eröffnet. Sarah ergründet ihre Vergangenheit. Der Leser erfährt von den traumatischen Befragungen durch die Polizei und die Eltern nach dem Verschwinden des Bruders, von dem schmerzhaften Verlassen worden sein durch den Vater, dass auf den Verlust des Bruders folgte, und vom ebenfalls qualvollen, sich von Sarah ab- und dem Alkoholismus zuwendenden Verhalten der Mutter.
Während dieser Reise in die Vergangenheit bleibt Sarah wichtiger Bestandteil der Ermittlungen im Fall der verschwundenen Jenny, die eine eigene Dynamik aufnehmen. Etliche unvorhersehbare Wendungen werden eingebaut, auch eine Prise Romantik fehlt nicht. Am Ende wird nicht nur der Mord an Jenny, sondern zu Sarahs Erleichterung, gleichzeitig der Mord an ihrem Bruder Charlie aufgeklärt – wenngleich auch das einen weiteren Todesfall nach sich zieht.
Wichtige Charaktere
- Sarah Finch, Lehrerin an einer Privatschule
- Zwei vermisste Kinder
Persönliche Bewertung
Pageturner für sanfte Gemüter mit einem Hauch Romantik
Dieser Debütthriller ist ein echter „Pageturner“. Man liest Seite um Seite, obwohl man mit Handlung und Charakterzeichnung der Personen hadert, zumindest erging es der Rezensentin so. Die Person der Ich-Erzählerin, Sarah Finch, ist durch die Erlebnisse in ihrer Kindheit traumatisiert, erlebt in dem in der Gegenwart spielenden Handlungsfaden Schreckliches, und verliert doch fast nie die Contenance. Das ist zumindest verwunderlich! Man wartet permanent auf echte Gefühle, Wut, irrationales Verhalten – und wird enttäuscht. An den entscheidenden Stellen verlässt die Autorin der Mut oder das Können, in die Tiefe zu gehen. Sie reißt sowohl Handlung wie auch Darstellung der Personen immer wieder auf eine sanfte, sehr unrealistisch wirkende Oberfläche hinauf. Selbst die Bösen sind noch irgendwie bedauernswert. Für die Spannung, die der Erzählung unbestreitbar innewohnt, sorgen einzig die vielfältigen Handlungsbögen, die immerhin gekonnt miteinander verknüpft sind. Derart gekonnt, dass man weiterliest – obwohl jeder einzelne Strang für sich eher einfallslos und emotionsarm daher kommt. „Die Vermissten“ ist ein Thriller, der gut als Urlaubslektüre geeignet ist, vorausgesetzt man hat die guten Bücher alle schon gelesen und Zeit im Überfluss.
- Originaltitel
- The Missing
- ISBN10
- 3442375215
- ISBN13
- 9783442375219
- Dt. Erstveröffentlichung
- 2010
- Taschenbuchausgabe
- 509 Seiten