Die Stille

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Hanser Verlag

Zusammenfassung zu “Die Stille”

Ein Fotoalbum ist der Ausgangspunkt für ein Epos über die Geschichte einer deutschen Familie im endlos andauernden zwanzigsten Jahrhundert. Die ältesten Bilder von den einhundert Fotografien aus diesem speziellen Fotoalbum sind über achtzig Jahre alt. Es handelt sich um die Fotografien zweier Familien, die jeweils aus der Niederlausitz und aus Ostpreußen stammen. Der Abfolge dieser Fotografien im Album folgend erzählt Reinhard Jirgl, der 2010 für sein Romanwerk in „epischer Fülle“, mit dem Georg-Büchner Preis geehrt wurde, die Geschichte zweier Familien über alle Verwerfungen des Jahrhunderts hinweg, als da wären Kaiserreich und Krieg, Weimarer Republik und Krieg und Nachkriegszeit und die Teilung Deutschlands. Dabei werden die historischen Umbrüche, aber auch die ganz normalen Alltäglichkeiten, jeweils aus wechselnder Perspektive erzählt, je nachdem wer auf dem Foto gerade abgebildet ist. Zwischendurch geht es dann noch um einen ausgeprägten Vater und Sohn und Sohn Konflikt. Und zudem gehorchen die Fotos keiner chronologischen Ordnung. Und so taucht dann in den deutschen Feuilletons eine Bezeichnung für den von Jirgl in dieser Familiensaga praktizierten Sprachstil auf, die auf das Wort „expressionistisch“ lautet. Was dann wiederum bedeutet, nimmt man das Wort Expressionismus ernst, dass es vorrangig um das menschliche Leiden gehen sollte, was auf diesen Roman sicher zutrifft. Depressives, sich reichlich selbst reflektierendes, selbst referierendes Leiden, steht eindeutig über alle einhundert Fotos im Vordergrund. Expressionismus bedeutet auch, dass das Leiden sich im Zweifelsfall um den Preis der Schönheit in den Vordergrund schleicht. Womit hier dann statt der Schönheit eines bildenden Kunstwerkes wohl als Preis für das Hervorstechen des Leiden die Lesbarkeit des Romans gemeint ist, denn, der „expressionistische“ Schreibstil des Reinhard Jirgl ist eine echte Herausforderung. Wobei es an dieser Stelle jedem Leser selbst überlassen sei, sich dazu eine Meinung zu bilden.

Zitate

„Schon früh Georg trugst du diese seltsame Mischung aus einer im Kindlichen steckengebliebenen Ängstlichkeit u: aus rüdem rasch hochschießendem Zorn heraus zum verfestigten Trotz – Der konnte nur von jener Ängstlichkeit im=Zaum gehalten werden die noch stärker war als der Zorn Was in deinem Äußeren den Eindruck von Furchtlosigkeit hervorrufen mußte So daß du Georg schon früh um-dich-herum ein weites Gelände unbetretbaren Niemand`s Landes geschaffen hattest Umzäunt vom Stacheldraht Einsamkeit u eigen-Sinn In dessen Mitte – Diese Augen hellen skeptischen Blickes wie 2 zusätzliche Schilder aufgestellt ZUTRITT & BERÜHREN STRENG VERBOTEN …“

„In den Regen gesprochen, geflüstert. Staub u Schatten – welch Gotteslärmen doch um die-Toten ist. Um die Lenbenden Stille
Die Stille“

Persönliche Bewertung

Eine eigentlich interessante Geschichte, beeindruckend unlesbar geschrieben und deswegen wohl große Literatur.

2 von 5

Ein unlesbares Buch! Zumindest hält die Rezensentin es dafür. Selbst als ausgesprochen erfahrene Leserin und großer Fan von Familiengeschichten war es für sie eine echte Quälerei sich durch die von Jirgl entworfene, expressionistische Sprache zu quälen. Die schlicht eine Zumutung ist! Wenngleich preisgekrönt und vom deutschen Feuilleton umjubelt. An keiner Stelle fühlte die Rezensentin sich von der Sprachgewalt berauscht und überwältigt. Sie war einfach nur verärgert. Warum kann man nicht „ein“ anstatt „1“ schreiben? Oder das „und“ ausschreiben, anstatt nur ein „u“ zu hinterlassen. Aber wahrscheinlich ist die Rezensentin einfach zu banal gestrickt, entbehrt des nötigen Feinsinns und der höheren Bildung, um diese Sprachgewalt adäquat zu würdigen. Nur; wäre es nicht vielleicht doch möglich gewesen, so zu schreiben, das die zweifelsohne interessante Geschichte auch irgendwie für mehr als eine Handvoll Leute lesbar ist? Oder wäre dann von dem großen Entwurf nichts mehr geblieben, der in diesem speziellen Fall auch noch vom Deutschen Literaturfonds e.V. gefördert wurde. Wir werden es wohl nie erfahren. Und uns so lange mit den „Buddenbrooks“ trösten. Die kann man nämlich lesen! Und den „Doktor Schiwago“ gibt es auch noch. Beide erzählen Familiengeschichten zwar in schlicht chronologischer Abfolge, erschaffen damit jedoch auch für den Leser ein unvergessliches Erlebnis!

Fazit: Unlesbar! Im Ansatz sicher gut, aber der „expressionistische Sprachstil“ ist nur etwas für ganz hartgesottene Intellektuelle.

ISBN10
3446232664
ISBN13
9783446232662
Dt. Erstveröffentlichung
2009
Gebundene Ausgabe
533 Seiten