Der Goldfisch meiner Schwester
Zusammenfassung zu “Der Goldfisch meiner Schwester”
„Der Goldfisch meiner Schwester“ erzählt die Lebensgeschichte zweier Schwestern – worin Goldfische jedoch nur eine winzige Rolle haben. Dafür gibt es einen treusorgenden alleinerziehenden Vater, eine Mutter, die Selbstmord verübt hat, eine Großmutter, die Peachy, eine der Schwestern vertreibt, indem sie deren Zopf abschneidet, einen Mann, der, nachdem er der jugendliche Liebhaber von Beth (die eine Schwester) war, die andere Schwester, die gerade zwanzigjährige Peachy heiratet und mit ihr zwei Kinder hat: Sam und Jake. Sam ist der Sonnenschein und das Sorgenkind seiner Eltern, denn er hat eine schwere Form der Epilepsie und bedarf der ständigen Fürsorge, damit er sich nicht bei einem der Anfälle schwer verletzt. Während Peachy sich in der amerikanischen Provinz als Mutter und Hausfrau versucht und ihre Ausbildung abgebrochen hat, macht Beth Karriere in New York und verschleißt eine Reihe von Liebhabern. Aber keiner der Männer bleibt und einer bricht ihr sogar das Herz. Regelmäßig kehrt Beth in die Kleinstadt zurück, um sich von ihrem Vater Lou, der ein begnadeter Friseur ist, die Haare schneiden zu lassen. Die Kinder lieben die exzentrische Tante Beth und Peachy liebt ihre Schwester. Als Beth von einem Mann verlassen wird, von dem sie glaubte er liebe sie, der sogar ihre Goldfische versorgte, was Beth nie auf die Reihe bekam, schmieden die beiden Schwestern eine Intrige. Peachy kontaktiert Beth Ex-Freund unter einer ausgedachten Identität über eine Internetkontaktanzeige. Verbunden über das Internet interessieren sich Peachy und Beth`s Ex zunehmend füreinander. Doch als Beth wieder einmal zu Besuch ist, kommt es zu einem bösen Vorfall, der Peachys gleichbleibende Zuneigung zu Beth zutiefst erschüttert. In der Konsequenz lässt sie zum ersten Mal ihre Kinder, vor allem Sam, allein. Unter der Aufsicht von Beth – nun ja, der treu sorgende Lou ist auch noch da. Nach diesem Ausflug ist nichts mehr wie zuvor, manches ändert sich und vieles bleibt offen. Dafür gibt es jedoch als Bonusmaterial ein Interview mit der Autorin Lisa Gabriele.
Wichtige Charaktere
- Peachy
- Beth
- Beau
- Lo
Zitate
„Sie ließ sich einen Abtreibungstermin für Samstagmorgen geben und ignorierte Beaus letzte Rettungsversuche. Ich nahm den dritten Anruf nur deshalb entgegen, weil ich verhindern wollte, dass Lou ans Telefon ging. Beau weinte laut und hemmungslos, dass Beth nicht nur ein unschuldiges Baby umbringe, sondern auch ihn. Ich hörte zu, legte auf und leitete die Nachricht weiter. ‚Na schön. Jetzt ist es also schon Doppelmord‘, sagte Beth und blies Zigarettenrauch aus dem Waschküchenfenster. Wir hatten die Lage oft bei laufender Waschmaschine erläutert. ‚Glaub mir, er und seine zukünftige Frau werden mir eines Tages dankbar sein. Du und Lou ebenfalls, weil ihr beide diejenigen gewesen wärt, die sich um dieses Baby hätten kümmern müssen. Ich jedenfalls nicht.’“
„Und dann dachte ich an Beau und schrieb: Weil es langweilig ist, Liebe mit mir selbst zu machen, und man unansehnliche Schwielen davon bekommt. Bei Wonach suchst du? dachte ich an mich selbst und schrieb: Wiederbelebung.“
„Ich wollte ihr sagen, dass in meinem Kleiderschrank kein Superheldenkostüm hing. Sams Anfälle waren keine Lehrstücke, sie sollten uns nichts verdeutlichen. Es waren lästige und unregelmäßige Ereignisse, wollte ich ihr sagen, die fast ohne jede Vorwarnung kamen, und dass unsere Kräfte sich auf die ganz normalen elterlichen Pflichten beschränkten: Stürze abfangen, Schläge dämpfen, alles nur Mögliche tun, das Beste hoffen und sich notfalls entschuldigen – aber wenn jemand zu Boden geht, muss man verdammt noch mal seinen Kopf auffangen.“
Persönliche Bewertung
Warmherzig, humorvoll spannender Entwicklungsroman, frei von schwülstiger, unnötiger Dramatik
Diese Geschichte ist ein wunderschöner Familienroman – spannend, witzig und tragisch. Peachys Zuneigung zu ihrer Schwester Beth hat immer wie ein Schatten über deren Leben gelegen, wohingegen Beth ihrerseits rücksichtslos durch Peachys Leben trampelt. Eines Tages geht Beth zu weit und Peachy muss Entscheidungen treffen. Ein simpler Erzählstrang, dem die Autorin Lisa Gabriele von der ersten Seite an echtes Leben einzuhauchen weiß. Der Erzählton ist auf eine sanft-derbe Art humorvoll, dabei überraschend warmherzig und vor allem frei von jeder Art von Selbstmitleid. Die Hauptfiguren sind derart farbig gestaltet, dass man sie fast wie in einem Film vor sich sehen kann. Das Leben der beiden Schwestern ist nicht wirklich einfach, aber auch nicht wirklich tragisch. Peachy ist noch sehr jung als sie Mutter wird, aber eines weiß sie ganz genau, dass man, wenn jemand zu Boden geht, seinen Kopf auffangen muss. Sie lernt in diesem Roman jedoch dazu, dass man dabei nicht bis zur Selbstaufgabe gehen muss und auch gar nicht so weit gehen darf. Selten gelingt es Autoren, derartig tiefe Einsichten so amüsant vorzutragen. Durch das Buch tragen nicht die Konflikte der Personen, sondern der ganz spezielle Erzählton. Dieser Roman ist schlichtweg eine sehr gelungene Erzählung, die das Herz und Seele gleichsam berührt, obgleich der Handlungsort die abgelegene amerikanische Provinz ist und die Figuren ganz normale Menschen sind.
Fazit
Warmherzig, humorvoll spannender Entwicklungsroman, der frei von schwülstig, unnötiger Dramatik vom Leben und den Konflikten zweier Schwestern erzählt und dabei einiges an Lebensweisheiten vermittelt.
- Originaltitel
- The Almost Archer Sisters
- ISBN10
- 3746625815
- ISBN13
- 9783746625812
- Dt. Erstveröffentlichung
- 2010
- Taschenbuchausgabe
- 284 Seiten