Bitterzart
Zusammenfassung zu “Bitterzart”
New York im Jahr 2083. Die sechzehnjährige Anya wurde in eine mächtige Mafia-Familie hineingeboren: das Balanchine-Imperium, das mit illegaler Schokolade handelt. Sie lebt in einer Welt, in der Kaffee und Schokolade verboten sind, telefonieren und Ressourcen wie Wasser und Papier sind teuer. Seit ihre Eltern ermordet wurden und ihre Großmutter, „Nana“, nur noch durch medizinische Apparate am Leben erhalten wird, kümmert sich Anya um ihre kleine Schwester Natty und ihren älteren Bruder Leo, der seit einem Anschlag geistig eingeschränkt ist.
Als Gable sie fast vergewaltigt, trennt sich Anya von ihrem Freund und lernt gleichzeitig in der Schule Win, einen neu zugezogenen Schüler, kennen. Win ist ausgerechnet der Sohn des Oberstaatsanwalts und steht damit auf der anderen Seite des Gesetzes als die Balanchine-Familie. Als Anyas Exfreund mit einer Vergiftung im Krankenhaus liegt, die von Anyas Schokolade stammt, halten ihre beste Freundin Scarlet und Win zu ihr. Trotzdem wird Anya zurück in das Gefängnis namens Liberty gebracht und im Keller gefangengehalten, bis sich herausstellt, dass in ganz New York Vergiftungen auftraten, also die gesamte Lieferung vergiftet gewesen sein musste. Sie wird freigelassen, macht jedoch Bekanntschaft mit Wins Vater, der ihr von der Beziehung mit seinem Sohn abrät.
Anya und Win widersetzen sich Charles Delacroix‘ Wunsch und führen zunächst eine geheime, später eine offene Beziehung, die dank Anyas katholischem Glauben jedoch eine harmlose bleiben muss. Gleichzeitig verschärft sich die Situation in Anyas Familie: Leo verliert seine Arbeit und beginnt im „Pool“ zu arbeiten, dem Club der Familie. Anya hat Angst um ihn, kann jedoch nichts daran ändern. Und dann gerät die Situation außer Kontrolle und Anya weiß nicht, wem sie noch trauen kann…
Wichtige Charaktere
- Anya Balanchine
- ihre Geschwister Leo und Natty
- ihre Großmutter Galina
- Goodwin „Win“ Delacroix
- Anyas beste Freundin Scarlet Barber
- Anyas Exfreund Gable Arsley
- Wins Vater Charles
- Mr. Kipling
- Simon Green
- Yuri, Mickey und Jacks
- Yuji Ono
- Mrs. Cobrawick
Zitate
„Ich war zwar keine Expertin für das Schokoladenverbot, da es schon vor meiner Geburt in Kraft getreten war, aber es gab unübersehbare Parallelen. Daddy hatte mir immer gesagt, dass an Schokolade selbst nichts Schlechtes sei, sie sei einfach in einen Mahlstrom geraten, bei dem es um Nahrungsmittel, Drogen, Gesundheit und Geld ging. In unserem Land hatte es Schokolade nur deshalb getroffen, weil die Machthabenden irgendwas auswählen mussten und sie am ehesten ohne Schokolade leben konnten. Einmal sagte Daddy: ‚Jede Generation dreht das Rad weiter, Anya, und wo es stehen bleibt, da ist ‚das Gute‘. Das Komische ist, niemandem ist bewusst, dass er das Rad dreht und dass es jedes Mal woanders stehen bleibt.'“
„Einmal wachte ich auf, weil ich jemanden schreien hörte. Ich brauchte ungefähr eine Minute, bis ich merkte, dass ich es selbst war.
Auch wenn ich bezweifelte, dass es Mrs. Cobrawicks Absicht gewesen war, lernte ich etwas über den Wahnsinn, als ich dort unten war. Menschen werden nicht verrückt, weil sie krank sind, sondern weil es in einer bestimmten Situation die beste Lösung ist. Auf gewisse Weise wäre es einfacher gewesen, den Verstand zu verlieren, weil ich dann nicht hätte dort bleiben müssen.“
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Persönliche Bewertung
Interessante Grundidee, leider eher blass umgesetzt
Gabrielle Zevin sagt selbst im Interview, eine Dystopie hatte sie mit „Bitterzart“ nicht im Sinn. Für eine typische dystopische Geschichte ist das Gesellschaftsszenario dieses ersten Bandes zwar nicht ausgefeilt genug, man kann die Welt, in der Anya aufwächst, dennoch als Dystopie bezeichnen. Ressourcen wie Wasser und Papier, die schon im Jahr 2013 mehr geschätzt werden sollten, sind selten, ein so harmloses Genussmittel wie Schokolade ist verboten und muss illegal konsumiert werden. Davon abgesehen unterscheidet sich das Leben im Jahr 2083 kaum von der uns bekannten Welt. Hier mag sich manche Leserin fragen, ob sich unsere Welt in den kommenden 70 Jahren tatsächlich so wenig verändern wird. Schockierende Horrorszenarien, wie sie aus anderen dystopischen Trilogien und Romanen bekannt sind, aber auch deutliche technische Fortschritte bleiben in Zevins Kulisse aus.
Interessanter ist hier vor allem die Konstellation von Anya und ihrer Familie: Drei unschuldige Kinder wachsen im Mafiamilieu auf und müssen sich mit ihrem kriminellen Umfeld, mit ihrer Situation als Waisen und den Vorurteilen in ihrem sozialen Leben arrangieren. Anya ist hier eines der Kinder, die schon viel zu früh die Verantwortung einer Erwachsenen übernehmen müssen. Und hier liegt auch die Stärke von „Bitterzart“: In den zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen Anya und ihren Geschwistern (besonders zu ihrem geistig eingeschränkten Bruder Leo), Anya und ihrer todkranken „Nana“ oder zwischen Anya und dem Sohn des „Feindes“. Überaus tiefgründig sind zwar auch diese psychologischen Konstellationen nicht erzählt, sie erhalten jedoch eine gewisse Spannung aufrecht und füllen die Lücke, die die recht oberflächliche Darstellung der gesellschaftlichen, politischen und sozialen Umstände hinterlässt.
Sprachlich ist Gabrielle Zevin eine gute Erzählerin, deren Schreibstil sich angenehm und flüssig liest und die Situationen und Abläufe lebensecht und plausibel beschreibt. Die Handlung erfahren die Leser von „Bitterzart“ durch die Augen von Anya, dem Hauptcharakter. Entsprechend liest sich das Buch authentisch aus der Sicht einer eher ernsten Jugendlichen, die sowohl ihre Sorge um ihre Geschwister als auch ihre Schwärmerei für Win umtreibt. An ihrer Seite ist ihre beste Freundin Scarlet, die leider ein eher blasser Charakter in der Geschichte bleibt. Ebenso undurchsichtig bleibt Anyas Exfreund Gable – hier mag jede Leserin für sich selbst die Frage beantworten, ob Gable die versuchte Vergewaltigung wirklich bereut und ob er bis zum Äußersten gegangen wäre, wenn er nicht unterbrochen worden wäre. Es bleibt in jedem Fall das Gefühl, dass hier vergleichsweise harmlos eine vereitelte Vergewaltigung geschildert wird.
Neben der Liebesgeschichte, die im Fokus der Handlung steht, erfährt der Leser Bruchstücke aus der politischen Situation im New York (und der Welt) des Jahres 2083. Dass Schokolade als illegales Konsumgut jedoch mit Alkohol verglichen wird, erscheint angesichts der Gefahr, die von Alkoholmissbrauch ausgeht und jährlich zahlreiche Tote fordert, reichlich unpassend. Interessant wäre es dennoch gewesen, die politischen Hintergründe näher zu beleuchten, die ein solches Verbot mit sich bringt und die kriminellen Vereinigungen, die sich weltweit daraus ergeben. Die Geschichte endet nicht sehr überraschend und weckt nur bedingt Spannung auf den Nachfolger.
Fazit
Insgesamt wurde einiges Potenzial der an sich durchaus interessanten Grundidee verschenkt und stattdessen der Fokus auf eine eher oberflächliche und ein wenig klischeehafte Liebesgeschichte gelegt.
- Originaltitel
- Birthright 1 - All these things that I've done
- ISBN10
- 384142130X
- ISBN13
- 9783841421302
- Dt. Erstveröffentlichung
- 2013
- Gebundene Ausgabe
- 544 Seiten
- Empfohlenes Lesealter
- Ab 14 Jahren