Happy-End

Autoren
Verlag
Diogenes Verlag
Anspruch
5 von 5
Humor
5 von 5
Lesespaß
5 von 5
Schreibstil
5 von 5
Spannung
4 von 5

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Zusammenfassung zu “Happy-End”

Während einer Theateraufführung in einem russischen Provinznest, auf der Lermontov rezitiert wird, beschließt die junge Elja, dass sie ihr bisheriges Leben nicht weiterführen will. Sie verlässt ihren Mann Tolik, die Schwiegermutter und ihr Kind um mit dem versoffenen Schauspieler Mischatkin nach Moskau zu gehen. Ein wohlüberlegter Schritt, denn Aufenthaltsgenehmigungen für die Hauptstadt sind schwer zu bekommen. In Moskau kuriert sie ihren neuen Gatten von Alkoholsucht und Lebensunfähigkeit, sehr zur Freude ihrer neuen Schwiegermutter.

Der Arzt Iwan, erfolgloser Angestellter eines Krankenhauses, den Elja zur Heilung ihres zweiten Mannens konsultiert hatte, wird während der Behandlung zu ihrer großen Liebe, die lange Zeit von zwei Uhr bis sechs Uhr abends auf Gegenseitigkeit beruht. Eines Tages kehrt Iwan zu seiner Frau zurück. Vor Kummer erstarrt lässt sich Elja auf die Beziehung zu Papachen, einem älteren Deutschen ein, der in Moskau zu Besuch ist. Bald geht sie mit ihrem dritten Ehemann in eine westdeutsche Kleinstadt und beginnt Russland zu vermissen. Eljas Reise ist noch lange nicht vorbei, aber wie sie weitergeht und wohin sie führt, soll an dieser Stelle nicht verraten werden.

Wichtige Charaktere

  • Elja und ihre Männer

Zitate

„Der Sonntag ging zu Ende. Morgen war Montag, dann Dienstag. Dann Mittwoch – die Mitte der Woche, und dann kam schon bald Donnerstag und Freitag. Am Samstag wurden Piroggen gebacken, und am Sonntag wurden sie gegessen. Und das war es. Mehr gab’s nicht zu sehen.“

„Irgendwann hatte sie das alles schon mal erlebt: dieselbe Schwere im Körper, dieselbe Sehnsucht, dasselbe Schwein. Nur dass das damalige Schwein ein lebendiges war, und das hier war aus Porzellan. Und damals stand an Karlas Stelle Kirjuscha.“

Persönliche Bewertung

Kleiner, großartiger Lebens-Liebes-Roman in minimalistischer Sprache

5 von 5

Der Roman erzählt die Geschichte einer sehnsuchtsvollen Reise durch das eigene Leben, bis zum bitteren Happy-End. Das Besondere ist wahrscheinlich nicht die Geschichte an sich, die sogar erstaunlich wenig Lokalkolorit enthält, sondern die Sprache, derer die Autorin Tokarjewa mächtig ist. Mit faszinierender Leichtigkeit, treffsicherer Wortwahl werden zugleich Stimmungstiefe und Spannung erzeugt. Von der ersten Seite an ist der Leser von Eljas Welt gefangen genommen und legt am Ende das Buch bedauernd aus der Hand. Ein Prise typisch russischen Fatalismus fehlt dabei nicht und macht vielleicht den ganz besonderen Reiz dieser kleinen berückenden Erzählung aus. Unbedingt empfehlenswert – vorausgesetzt man hat ein Faible für die russische Seele.

Die Autorin, Viktorija S. Tokarjewa, eine der populärsten russischen Schriftstellerinnen der Gegenwartsliteratur, schreibt fast ausschließlich über die Liebe und sagt über sich selbst: „Erzogen hat mich niemand, außer vielleicht Tschechow.“

Fazit: Kleiner, großartiger Lebens-Liebes-Roman in minimalistischer Sprache, die direkt in das Herz des Lesers führt – von einer der populärsten Autorinnen der russischen Gegenwartsliteratur

Originaltitel
Chėppi ėnd
ISBN10
3257226365
ISBN13
9783257226362
Dt. Erstveröffentlichung
1991
Taschenbuchausgabe
135 Seiten