Stadt aus Trug und Schatten

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Loewe Verlag

Zusammenfassung zu “Stadt aus Trug und Schatten”

Flora wächst bei ihrem Vater auf. Die Mutter hat sie schon früh verlassen und ihr Vater ist vielbeschäftigt, so ist die ältere Haushälterin Christabel Floras wichtigste Bezugsperson, zusammen mit ihren beiden besten Freunden, den Zwillingen Wiebke und Linus. Eines Tages glaubt sich Flora von seltsamen Schatten verfolgt. Als sie nach Hause kommt, findet sie außerdem einen angeblichen Austausch-Schüler aus Finnland vor, von dem sie vorher nichts wusste: Marian. Entsprechend abweisend reagiert sie auf den geheimnisvollen jungen Mann.

In der kommenden Nacht schläft Flora schlecht und findet sich plötzlich in einem erstaunlich realistischen Traum wieder: Sie wacht in einer Art Labor auf, in dem sie von Fluvius Grindeaut begrüßt wird. Auch Marian erscheint in ihrer seltsamen Traumwelt, in der es keine Farben gibt. Zwar versprechen die beiden, ihr alles zu erklären, doch Flora flüchtet vor ihnen. Sie macht die Bekanntschaft des heruntergekommenen Barnabas, bevor sie wach wird und sich wieder in ihrem Bett in der realen Welt findet.

In den kommenden Tagen erfährt Flora, dass sie zu einer Wandernden geworden ist und damit zu den Menschen gehört, die bewusst die Traumstadt namens Eisenheim besuchen. Alle anderen Menschen wissen nach dem Aufwachen nichts von ihrem Aufenthalt in der grauen Stadt, wo sie als Arbeiter ausgebeutet werden, um dunkle Materie abzubauen, die in dunkle Energie umgewandelt wird und die Energieversorgung Eisenheims sicherstellt. Gegen diese Ausbeutung kämpft eine Gruppe von Wandernden – darunter der Großmeister Fluvius Grindeaut und Marian. Auf der anderen Seite stehen der Fürst der Schattenwelt und sein Eiserner Kanzler. Diese haben es auf Flora abgesehen und verfolgen sie: Sowohl des Nachts in Eisenheim als auch am hellichten Tage sind Schattenreiter auf sie angesetzt.

Marian gibt sich alle Mühe, Flora zu verteidigen, doch das Verhältnis der Beiden ist verwirrend und schwierig: Bevor Flora zu einer Wandernden wurde, waren sie und Marian ein Liebespaar. An dieses Leben kann sich Flora jedoch nicht erinnern. Auch nicht daran, dass sie einen mächtigen Stein namens Weißer Löwe vom Fürsten stahl und versteckte. Wegen genau diesem Stein verfolgen sie nun die Schattenreiter, um ihn zurück in den Besitz des Fürsten zu bringen, doch der Großmeister ist der Meinung, der Weiße Löwe müsste zerstört werden. Flora beginnt sich immer mehr zu erinnern, doch wem kann sie wirklich trauen und auf welcher Seite steht sie…

Wichtige Charaktere

  • Flora Gerstmann
  • Floras Vater Kasimir
  • Floras beste Freunde Wiebke und Linus
  • Christabel
  • Marian Immonen
  • der Großmeister Fluvius Grindeaut
  • Barnabas
  • Madame Mafalda
  • der Eiserne Kanzler
  • Amadé
  • der Fürst der Schattenwelt

Zitate

„Ich schluckte. War das hier womöglich der Operationssaal eines Wahnsinnigen? Meine Trage jedenfalls stand ziemlich mittig im Raum und erinnerte mich an die ledergepolsterte Liege meiner Hausärztin. Auch der Geruch sprach dafür, wobei der Staub und die Spinnweben zwischen den Regalen nicht gerade von Sterilität kündeten. Und das gedämpfte Licht, das von einer Petroleumlampe unter der Decke ausging, schien nicht unbedingt das einer Arbeitsleuchte zu sein.
Ein Schaudern durchlief meinen Körper, vor allem weil mir plötzlich auffiel, wie schal und farblos alles um mich herum wrkte. Ausgewaschen und verblichen . Was war das nur für ein seltsamer Traum? Ich sah an mir herunter und bemerkte, dass auch ich jede Farbe verloren hatte. Einen Moment lang starrte ich auf meine grauweißen Hände.“

„Marian strich mir über die Wange, sein Daumen zeichnete die Linie meines rechten Mundwinkels nach, während seine andere Hand meinen Rücken hinunterwanderte. Sein Gesicht kam näher. Noch näher. Schon meinte ich, die zarte Haut seiner Lippen auf meinen zu spüren, da ließ er mich plötzlich los, wirbelte herum. Würde er mich nun wieder von sich stoßen und sich entschuldigen?“

Alle Teile der Schattenwelt-Dilogie

1. Stadt aus Trug und Schatten
2. Nacht aus Rauch und Nebel

Trailer zum Buch

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Leseprobe (PDF) beim Verlag

Persönliche Bewertung

Ein düsteres und packendes Abenteuer, vermischt mit einer Liebesgeschichte

4 von 5

Schon vor dem Aufschlagen des Buches fällt das hochwertige Cover auf, das sowohl in seiner Schlichtheit als auch in seiner Ausführung mit der glänzenden Prägung eine echte Besonderheit ist. Die Farbwahl des Buches legt nahe, dass die Zielgruppe von „Stadt aus Trug und Schatten“ eher unter den weiblichen Lesern zu suchen ist. Die Geschichte selbst bestätigt diese Vermutung: Die Kulisse der düsteren Traumstadt und die spannende Handlung werden zwar Leser beiderlei Geschlechts und jeden Alters in ihren Bann ziehen, die Hauptperson des jugendlichen Mädchens Flora wird jedoch vorrangig Leserinnen in einem ähnlichen Alter ansprechen, die sich mit ihr identifizieren können. Flora ist glücklicherweise kein klischeehaftes Mädchen und kann mit ihren oberflächlichen, affektierten Altersgenossinnen wenig anfangen, aber in ihrem Gefühlsleben ist sie dennoch ein Mädchen im jugendlichen Alter.

Wer romantische Geschichten mag, wird an den Szenen zwischen Flora und Linus sowie zwischen Flora und Marian seine Freude haben, wer jugendlichen Liebesgeschichten nichts abgewinnen kann, wird das Gefühlschaos als ein wenig störend in der Handlung empfinden. Davon abgesehen ist eine spannungsreiche, gut geschriebene Geschichte entstanden, voller interessanter Charaktere und faszinierender und zugleich meist erschreckender Kulissen. Insgesamt bietet die Geschichte Potenzial für eine ganze Reihe, denn einige Gedanken und Handlungsstränge werden nicht zu Ende gesponnen, es bleiben mit der letzten Seite des Buches viele Fragen offen.

Doch „Stadt aus Trug und Schatten“ ist nicht nur eine Liebes- und Abenteuergeschichte, die Erzählung bietet auch Gesellschaftskritik und vermag den kritischen Leser zum Nachdenken über verschiedene philosophische Fragen anzuregen: Ist es legitim, Menschen auszubeuten, die davon nichts mitbekommen? Der Roman stellt auch zur Diskussion, ob es ausreicht, die Lebensumstände der Ausgebeuteten zu verbessern, das Leiden erträglicher zu machen, anstatt die Ausbeutung selbst abzuschaffen. Vieles, was sich in überspitzt wirkender Form in der Schattenstadt zeigt, findet sich ähnlich in der Realität: Der Wohlstand einer privilegierten Schicht auf Kosten der weniger Glücklichen, die Gier nach Macht und Geld sowie die schwierige Frage, ob es moralisch zu rechtfertigen ist, alle Menschen zu gefährden, um einen einzelnen, nahestehenden Menschen zu retten. Wer hinter die Fassade des Liebesromans und des spannenden Abenteuers schaut, wird all diese Gedankenanregungen finden und sich am Tiefsinn der Geschichte erfreuen.

Fazit

Eine gut geschriebene Geschichte vor einer düster-erschreckenden, aber zugleich phantastisch-faszinierenden Kulisse, die hoffentlich viele ihrer (vermutlich vorrangig weiblichen) Leserinnen zum Nachdenken anregen wird.

ISBN10
3785574029
ISBN13
9783785574027
Dt. Erstveröffentlichung
2012
Gebundene Ausgabe
412 Seiten
Empfohlenes Lesealter
Ab 13 Jahren