Die Buchspringer
Zusammenfassung zu “Die Buchspringer”
Nachdem beide schwere Enttäuschungen erleben mussten, flüchten sich Amy Lennox und ihre Mutter Alexis im Sommerurlaub zu Amys Großmutter auf die kleine schottische Insel Stormsay. Schnell muss Amy feststellen, dass ihre Mutter ihr ein Familiengeheimnis verschwiegen hat: Beide Familien auf Stormsay, Lennox und Macalister, verfügen über eine einmalige Fähigkeit. In einer bestimmten Altersspanne können sie in Bücher reisen, dort mit den Charakteren sprechen und Einfluss nehmen. Dies bedeutet eine große Verantwortung und die Pflicht, dafür zu sorgen, dass in der Literatur alles seinen gewohnten Ablauf nimmt. Amy beginnt am Unterricht teilzunehmen, lernt Will und Betsy Macalister kennen und springt zum ersten Mal in ein Buch, das Dschungelbuch. Da sie den Zwischenbereich zwischen einzelnen Büchern erreichen und von hier in andere Geschichten gelangen kann, scheint Amy ein großes Talent zum Bücherspringen mitzubringen.
Als Will und Amy den toten Sherlock Holmes am Strand von Stormsay finden, beginnt eine Reihe an Ereignissen, die die Buchwelt und damit auch die Bewohner von Stormsay erschüttern. Ein Buchspringer reist nacheinander in verschiedene Klassiker und stiehlt aus ihnen wichtige Ideen, ohne die die Handlung nicht fortgesetzt werden kann oder keinen Sinn mehr ergibt: der Wirbelsturm aus dem Zauberer von Oz, das weiße Kaninchen aus Alice im Wunderland. Gemeinsam mit Will und ihrem Verbündeten Werther aus dem Klassiker von Goethe macht sich Amy auf die Suche nach dem Dieb und ist sich trotz ihrer beginnenden Gefühle für Will nicht sicher, ob sie ihm überhaupt trauen kann. Gleichzeitig stellt sie fest, dass ihre Mutter ihr ein weiteres Geheimnis zu beichten hat, das ihr Leben und ihre Selbstwahrnehmung vollkommen auf den Kopf stellt…
Wichtige Charaktere
- Amy Lennox
- Amys Mutter Alexis
- Will Macalister
- Betsy Macalister
- Amys Großmutter Lady Mairead
- Lairds Macalister
- Werther
- Glenn
- Clyde und Desmond
- Mr Stevens
- Brock
Zitate
„Meine letzten Zweifel lösten sich in Luft auf. Dies musste Oliver Twists Armenhaus sein! Ich kroch zwischen den Beinen hindurch und fand eine Stelle, an der ich mich hinauf auf eine der langen Bänke schieben konnte. Die Jungen waren inzwischen damit beschäftigt, Streichhölzer zu ziehen, und bemerkten mich nicht. Ich erschrak, weil ihre Gesichter so eingefallen waren, dass sie beinahe alterslos wirkten. Jedenfalls nicht wie Kinder. Ihre Haut spannte über den Wangenknochen, das fettige Haar hing den meisten zottelig in die Stirn und über die Augen. Jeder von ihnen hatte eine Schale vor sich.“
„Die Welt um Will versank im Dunst. Wattige Schwaden krochen aus der See, legten sich schwer auf seine Brust und wischten alles andere fort. Alles, bis auf das reglose Gesicht seines ältesten Freundes. In seinem Kopf wummerte ein einzelnes Wort: tot.
Tot, dachte Will. Tot. Tot. Sherlock war tot.“
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Persönliche Bewertung
Kurzweilige Geschichte für jugendliche Buchliebhaber
Selbst in Geschichten zu reisen, nicht nur durch die Fantasie, sondern körperlich an der Handlung teilnehmen… welcher Leser hat sich dies nicht schon einmal gewünscht? Mit Amy und ihrer Faszination für das Buchspringen werden sich viele Buchfreunde identifizieren können, die parallel sich anbahnende Liebesgeschichte um Amy und Will dürfte darüber hinaus junge Leserinnen aus der Zielgruppe, die gern romantische Bücher lesen, ansprechen. Der überwiegende Teil der Handlung wird durch Amy in Ich-Form erzählt, was die Identifikation vereinfacht. Dazwischen finden sich Passagen, in denen ein personeller Erzähler die Sichtweise von Will einnimmt, die einen anderen Blickwinkel offenbart, jedoch durch die Erzählperspektive etwas distanzierter bleibt. Die Charaktere lassen größtenteils eine gewisse Tiefe vermissen. Amys Mutter Alexis ist zwar auf den ersten Blick eine interessante, unkonventionelle Figur, wirkt in ihrer veganen Öko-Hippie-Erscheinung jedoch recht klischeehaft und dem aktuellen Trend angepasst.
Wer zum Beispiel das einige Jahre vorher erschienene Buch „Der Geist der Bücher“ gelesen hat, wird einige Parallelen feststellen. Von einer Kopie kann keine Rede sein, dazu sind die Ideen in Mechthild Gläsers Buch zu eigenständig, doch die Grundidee scheint vertraut: Menschen, die in Bücher (vor allem Klassiker) reisen können, sich mit Romanfiguren verbünden und einem Feind hinterherjagen, der die Buchwelt verändert und damit schädigt. In „Die Buchspringer“ sind es jedoch Rudimente aus Geschichten, die maßgeblich die Handlung beeinflussen. Der Grund, warum diese gestohlen werden, soll an dieser Stelle nicht verraten werden, die Konsequenzen, die sich daraus ergeben, sind jedoch ein interessantes Gedankenspiel.
Mechthild Gläser schreibt ansprechend und schmückt ihre Beschreibungen hier und dort mit passenden Wortmalereien und Vergleichen, die die Handlung lebendig werden lassen. Hinterfragt man die Buchsprünge und die Abläufe (Buchfiguren, die für bestimmte Szenen zurück in ihr Buch müssen) kritisch, so stellen sich zumindest gewisse logische Fragen (es ist anzunehmen, dass in vielgelesenen Klassikern zu fast jedem Zeitpunkt ein Leser eine bestimmte Szene liest, die Charaktere also keinen Leerlauf haben dürften). Auch das gut gehütete Geheimnis um Amy (ihre Fähigkeit des Buchspringens und ein später erst offenbartes, das hier nicht gelüftet werden soll) erscheint vom Schema bekannt. Dennoch vermag es die Handlung, Spannung und Dramatik aufzubauen, die bis zum Ende anhalten.
Fazit
„Die Buchspringer“ liest sich erlebnisreich und leicht verständlich. Eine nicht ganz neue Grundidee, ansprechend ausgeführt und für die Zielgruppe passend ausgeschmückt. Als einfache und unterhaltsame Urlaubs- oder Wochenendlektüre zu empfehlen.
- ISBN10
- 3785574975
- ISBN13
- 9783785574973
- Dt. Erstveröffentlichung
- 2015
- Gebundene Ausgabe
- 384 Seiten
- Empfohlenes Lesealter
- Ab 12 Jahren