Schaurigschöne Spukgeschichten für schwarze Nächte
Zusammenfassung zu “Schaurigschöne Spukgeschichten für schwarze Nächte”
Dieses Buch ist eine Geschichtensammlung mit zehn Spukgeschichten bekannter Autoren wie Graham Greene, E.T.A. Hoffmann, Montague Rhodes James oder Ambrose Bierce. Eine der Geschichten ist genau genommen ein Gedicht: „Der Erlkönig“ von Johann Wolfgang von Goethe. Es geht um klassische Geistererscheinungen, die durch gewaltsam zu Tode gekommene Erwachsene oder Kinder ausgelöst werden, aber auch zum Beispiel um ein Spukhaus, in dem der neue Hausbesitzer in vollkommener Dunkelheit nach dem Ausgang sucht und vermeintlich immer wieder auf den gleichen Stuhl trifft, die Tür jedoch nicht findet. In einer anderen Geschichte ist das Hauptmotiv ein tückischer Talisman, der seinem Besitzer zwar alle Wünsche erfüllt, die Umsetzung jedoch auf teuflische Weise vollzieht, die den Wünschenden ins Unglück stürzt.
Illustriert wurden diese Gespenstergeschichten von Studenten der Fachhochschule Münster unter Professor Felix Scheinberger. Der Rowohlt Verlag unterstützt und fördert die Arbeit der jungen Illustratoren mit diesem Buch.
Zitate
„Ich entsinne mich des Gefühls, als ich meine Hände ausstreckte, es war so, als tauchte ich sie in feuchte Kellerluft, und von jenseits der Vorhänge blies ein Windstoß, der entsetzlich nach faulem Meerwasser stank. Ich bekam etwas zu fassen, das die Form eines Männerarmes hatte, aber es war weich und nass und eiskalt. Doch als ich daran zerrte, sprang mich das Wesen plötzlich wild an, eine klamme schlickige Masse, so kam es mir vor, schwer und nass und dennoch mit übernatürlichen Kräften ausgestattet. Ich wirbelte durch die Kabine, und im Nu öffnete sich die Tür, und das Ding drängte hinaus.“
(aus: Francis Marion Crawford „Kabine 105“)
„Endlich begann Craven seine Umgebung zu sehen – die dämmrige Öde leerer Parkettsitze. Keine zwanzig Besucher waren im Haus – nur etliche Pärchen, die flüsternd die Köpfe zusammensteckten, und ein paar einsame Männer gleich ihm, die alle dieselbe Uniform, den billigen Regenmantel, trugen. Wie Tote lagen sie überall verstreut – wieder überkam Craven seine Zwangsvorstellung; der nagende Schmerz des Grauens; und verzweifelt dachte er: ‚Ich verliere den Verstand. Andere Leute kommen doch gar nicht auf solche Gedanken.‘ Selbst ein leer stehendes Theater gemahnte ihn an jene unendliche weiten Höhlen, wo die Leiber der Auferstehung harrten.“
(aus: Graham Greene „Ein Hinterhaus unweit der Edgware Road“)
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Persönliche Bewertung
Hochkarätige Namen garantieren Nervenkitzel der Extraklasse
Dieses Taschenbuch versammelt zehn stilvolle, anspruchsvoll erzählte Spukgeschichten. In der Mehrzahl wirken die Erzählungen zeitlos, nur stellenweise merkt man ihnen ihr Alter an, wenn zum Beispiel Gender-Stereotype in Nebensätzen auftauchen (Beispiel: „Dann wartete sie so geduldig, wie es ihr Geschlecht erlaubte…“ W.W.Jacobs „Die Affenpfote“). Bedenkt man die Entstehungszeit solcher Geschichten, ist dies jedoch verständlich und verzeihbar. Angenehm stehen die zusammengetragenen Geschichten im Gegensatz zu vielen modernen Gruselgeschichten, die auf Schocker ausgelegt sind. Hier ist es eher das subtile Grauen, es sind die universellen Ängste vieler Menschen, mit denen die Autoren spielen. Zum Beispiel die Angst, sich in der Dunkelheit nicht zurechtzufinden, der Gräuel vor Spukschlössern oder Friedhöfen, die Sorge, ein Talisman könne sich als diabolisch erweisen und natürlich das ungute Gefühl, das Häuser verursachen, in denen Menschen gewaltsam zu Tode kamen. All diese Geschichten eignen sich sehr gut für Lese- oder Vorlesestunden an dunklen Winterabenden, am Lagerfeuer oder vor dem Kamin.
Die verschiedenen Stile und Techniken, die für die Illustrationen verwendet wurden, sorgen hier für eben solche Vielfalt wie sie die unterschiedlichen Autoren bieten. Leider wirken die Illustrationen nicht immer ganz stimmig zur Geschichte: Das in der Geschichte weiß gekleidete Geistermädchen trägt im dazu gehörigen Bild schwarz und die getigerte Katze ist ebenso schwarz abgebildet. Sicherlich fällt dies nur sehr aufmerksamen Lesern auf, doch ist es schade, dass hier nicht genauer auf die Übereinstimmung von Bild und Text geachtet worden ist. Dessen ungeachtet spiegeln viele Illustrationen gekonnt die schaurige Stimmung der Geschichten wider, andere sind eher symbolisch zu verstehen. Vom Talent ihrer Erschaffer zeugen sie jedoch alle.
Fazit
Der Blick auf die Liste an Autoren der Geschichten in diesem Buch verrät, dass es sich um eine Sammlung erstklassiger Schauer-Erzählungen handelt. Keine plumpen Gruselgeschichten, sondern intelligente Geistererzählungen voller klassischer Gespenster und anderer unheimlicher Erscheinungen. Die abwechslungsreichen Illustrationen der jungen Illustratoren bieten hierzu eine reizvolle Ergänzung.
- ISBN10
- 3499214822
- ISBN13
- 9783499214820
- Dt. Erstveröffentlichung
- 2014
- Taschenbuchausgabe
- 192 Seiten
- Empfohlenes Lesealter
- Ab 12 Jahren