Das Mädchen, das den Himmel berührte
Zusammenfassung zu “Das Mädchen, das den Himmel berührte”
Es beginnt im historischen Rom. Die Zeiten sind nicht für alle rosig, viele Bürger sind verarmt und der Judenhass der Bevölkerung wächst mit dem Ausmaß ihres Leids. Mitten in dieser Zeit versucht eine Gruppe Jugendlicher sich mit Betrügereien und Diebstählen über Wasser zu halten. Eines Tages rauben sie daher den jüdischen Kaufmann Shimon Baruch aus, der soeben das Geld aus seinem Geschäft des Jahres nach Hause tragen wollte.
Der geldgierige Shimon beschließt sich zu rächen. Nach kurzer Suche läuft er der Gruppe tatsächlich über den Weg, doch es läuft anders als geplant. Zwar gelingt es Shimon einen Jugendlichen der Gruppe zu töten, doch er selbst trägt ebenfalls eine schwere Verletzung davon und ist seither stumm. Besessen vom Hass schmeißt Shimon sein bisheriges Leben hin, verlässt Frau und Haus und nimmt die Verfolgung des jungen Betrügers auf, der ihm die Verletzung zufügte.
Die Gruppe der Jugendlichen, angeführt vom jungen Mercurio verlässt schockiert und verängstigt vom Tod ihres Kameraden, Rom und begibt sich auf den Weg nach Venedig, um dort ein neues Leben anzufangen – nicht ahnend, dass Shimon nicht wie geglaubt gestorben ist, sondern ihnen folgt und dabei eine Spur von Tod und Unheil hinterlässt.
Zur gleichen Zeit machen sich auch die Jüdin Giuditta und ihr Vater Isacco auf den Weg nach Venedig. Kurz bevor sie ihr Ziel erreichen, kreuzt ihr Weg den der Gruppe um Mercurio. Mercurio und Giuditta merken sofort, dass sie füreinander bestimmt sind, doch sie werden schon bald wieder getrennt. Voller Liebe beginnt Mercurio Giuditta zu suchen, um mit ihr sein Leben verbringen zu können. Doch der Weg zu diesem Ziel ist ein steiniger: Mercurio muss nicht nur gegen den Willen von Giudettas Vater Isacco ankämpfen, sondern auch gegen den allgegenwärtigen Judenhass. Und auch seine ehemaligen Weggefährten entwickeln sich nach und nach zu einer Gefahr für ihn und seine große Liebe.
Wichtige Charaktere
- Mercurio
- Guidetta di Negroponte
- Isacco di Negroponte
- Donnola
- Hauptmann Lanzafame
- Anna del Mercato
- Scarabello
- Benedetta
- Zolfo
- Fra‘ Amadeo da Cortona
- Shimon Baruch
Zitate
„‚Mercurio‘, flüsterte sie. Und als würde dieser Name alles beinhalten, was sie zu sagen hatte, wiederholte sie ihn noch einmal: ‚Mercurio‘. Gleich darauf rannte sie zurück in die Richtung aus der sie gekommen war. Im Herzen trug sie eine Hoffnung, die sie so erschütterte, als wäre ein Unglück geschehen. ‚Mercurio!‘, schrie sie laut und war erstaunt über die Kraft ihrer Stimme. Sie spürte den Drang, stehen zu bleiben und zu schweigen, stattdessen schrie sie noch einmal, fast schon verzweifelt: ‚Mercurio!‘ Und während sie rannte, fürchtete sie schon, sie hätte ihn verloren.
Doch da erschien an der gleichen Stelle, an der er verschwunden war, die Gestalt mit der Kapuze.
Guidetta blieb stehen, wie vom Schlag gerührt.
Mercurio schlug die Kapuze langsam zurück. Auch er konnte sich nicht von der Stelle bewegen und ihr entgegengehen. ‚Ich bin hier‘; rief er, doch so leise, dass Guidetta ihn nicht hörte.
Nach so vielen Nächten, in denen sie aneinander gedacht und voneinander geträumt hatten, standen sie sich nun gegenüber, und trotz der außergewöhnlichen Anziehungskraft, die zwischen ihnen bestand, vermochte keiner, sich von der Stelle zu rühren.“
„Shimon faltete das Dokument zusammen und steckte es ein.
‚Was tust Du da, mein Sohn? Finde dich damit ab, dass du es nicht bist.‘
Shimon nahm die Feder und schrieb auf eine Buchseite: STIMMT. DAS BIN ICH NICHT.
‚Ja, aber …?‘ Der Pfarrer wirkte überrascht.
Shimon riss die Seite, die er gerade beschrieben hatte, aus dem Buch und warf sie in den Kamin.
‚Nein, mein Sohn. Das geht doch nicht…‘
Da packte Shimon den Schürhaken fest mit beiden Händen, drehte sich um und traf den Pfarrer an der Stirn. Der sank stöhnend auf dem Boden zusammen. Die Haushälterin blieb wie erstarrt stehen, während Shimon den Priester erschlug. Erst als die Reihe an sie kommen sollte, versuchte sie zu fliehen. Der erste Schlag traf sie im Nacken, der zweite zerschmetterte ihren Schädel.
Shimon Baruch stellte das Buch an seinen Platz zurück, leerte die Almosenbüchse und zog den Talar des Pfarrers an. Einige Tage lang würde er nun ein Geistlicher sein und als solcher in einer Stadt wie Rom kaum auffallen. So würde ihn nicht einmal seine eigene Frau wiedererkennen. Ein letztes Mal las er den Taufschein von Alessandro Rubirosa, der ihm ein neues Leben verschaffte.
Ich werde nie wieder ein Jude sein, schwor er sich, während er San Seapione Anacoreta verließ. Er ließ zu, dass Hass und Wut in ihm aufstiegen. Und ich werde nicht eher Frieden finden, bis ich diesen verdammten Jungen gefunden und ihm alles heimgezahlt habe.'“
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Persönliche Bewertung
Ein etwas zu lang geratener Roman über die Macht der Emotionen.
‚Das Mädchen, das den Himmel berührte‘ umfasst je nach Stadium des Buches drei bis sieben Handlungsstränge. Dabei gelingt es Di Fulvio mal mehr und mal weniger, den Leser von allen gleichzeitig zu begeistern. Häufig hat man das Gefühl in Chaos gestürzt zu werden oder verliert an einem der vielen Schauplätze das Interesse, da es schlicht zu viele sind. Eigentlich sehr schade, denn die Grundidee des Buches und der Hintergrund der Geschichte ist durchaus spannend und attraktiv. Ein junger Betrüger verwandelt sich durch die große Liebe zum Freiheitskämpfer. Eine junge Jüdin wird in schweren Zeiten zur gefragten Modeschöpferin – und stolpert über eine Falle, die aus tragischer Liebe aufgestellt wurde.
Schafft man es sich durch die ersten 100 Seiten zu kämpfen, findet man im Roman wirklich lesenswerte Episoden. Leider fallen aber auch dieser immer wieder etwas zu lang aus. Insgesamt hätte dieses Buch gut um ein Viertel gekürzt werden können, auch um dem Leser vielleicht eine etwas kompaktere Handlung zu geben. Am Anfang sind die Charaktere an manchen Stellen etwas oberflächlich geraten, ihre Entwicklungen sind schwer nachvollziehbar, passieren zum Teil viel zu plötzlich. Im Laufe der Geschichte wandelt sich dies aber, gegen Ende sind die Gedanken und Gefühle der Personen nachvollziehbarer und überzeugend. Das letzte Drittel des Buches ist fast durchgehend gut zu lesen und hat nur wenig Längen, auch dadurch, dass Di Fulvio seine Handlungsstränge nun endlich zusammenlaufen lässt.
Fazit
Insgesamt ein Roman mit Potential, der für vollendeten Lesespaß leider zu lang geraten ist!
- Originaltitel
- La ragazza che toccava il cielo
- ISBN10
- 3404167775
- ISBN13
- 9783404167777
- Dt. Erstveröffentlichung
- 2013
- Taschenbuchausgabe
- 976 Seiten