Zwölf Wasser (1) – Zu den Anfängen
Zusammenfassung zu “Zwölf Wasser (1) – Zu den Anfängen”
Der junge Babu wächst im Langen Tal auf, als Neffe des Merzer Herrschers Bator Thon. Als die Merzer von einer Hasenplage bedroht werden, tauchen die geheimnisvollen Falkner mit ihren Vögeln auf. Babu ist fasziniert und kann kaum glauben, dass ihm die Ehre zuteil wird, ein Falkenei aufzuziehen, um ebenfalls ein Falkner zu werden und ein Bündnis mit einer Szasla (einem Falken) einzugehen. Sein Falke heißt Juhut und kann mit ihm kommunizieren. Babu wird von vielen bestaunt und bewundert, darunter von seinem besten Freund Jator. Als Babu erfährt, dass sein eigener Onkel damals am Tod seines Vaters schuld war, dessen Mord in Auftrag gab, merkt er, dass er sein Leben lang belogen wurde und sein Volk verlassen muss. Als schließlich sogar sein bester Freund ihn verrät und er nur dank einiger treuer Anhänger mit Juhut fliehen kann, sinnt er nach Rache, doch zunächst muss er vor seinem Onkel und dessen Gefolge fliehen…
Währenddessen geht Offizier Felt in Goradt seinen Pflichten nach. Das Leben ist hart, seit die Welsen vor vielen Jahren von Pram besiegt wurden. Die Menschen leben in Hunger und Armut, doch Felt ist hart im Nehmen und an das karge Leben gewohnt. Als die hohen Frauen, die im Wasser leben, die Undae, nach einer Abordnung aus Goradt rufen lassen, um die Menschen zu warnen, ist Felt unter denen, die die Botschaft hören: Die Undae warnen davor, dass die Quellen versiegen und dem Kontinent großes Unheil droht, denn mit den Quellen verschwindet auch die Menschlichkeit. Um die Welt vor dem Untergang zu bewahren, sollen drei mal drei Männer die drei Abgesandten der Undae zu den Quellen und ihren Hütern begleiten. Entgegen dem Wunsch seiner Frau zieht Felt los. Es geht über die Berge bis nach Pram, wo man die Gruppe bewaffneter Soldaten mit Misstrauen empfängt. Unverhofft finden die Welsen jedoch Unterstützung in Belendra, der Frau des Herrschers von Pram, und so können sie trotz allem weiterziehen. Felt reist mit Reva, und schließlich auch mit Babu und seinem Falken Juhut, als sich ihre Wege kreuzen. Es ist ein gefährlicher Weg, und Felt weiß noch immer nichts Genaues über den Sinn und das genaue Ziel ihrer Reise…
Wichtige Charaktere
- Felt (Welse)
- Babu (Merzer) und der Falke Juhut
- die Merzer Jator, Bator Thon, Meister Dant und Meister Balk
- die Welsen Kersted und Marken
- Felts Frau Estrid und Felts Kinder Ristra und Strem (Welsen)
- die Pramer Mendron, Wigo, Handor, Belendra und Sardes
- die Undae Reva, Smirn und Utate
- Asli und Asing
Zitate
„Felt starrte und starrte und wartete vergeblich darauf, dass seine Augen sich ans Dunkel gewöhnten. Er blieb blind, er bestand nur aus Ohren und sein Hörsinn schien immer empfindsamer zu werden. Immer deutlicher konnte er aus dem allgemeinen Gemurmel des Waldes einzelne Laute herausfiltern – ein tieferes Ächzen, ein schärferes Knacken, nein, eher ein Reißen, ein dumpfer Schlag, als sei etwas aus großer Höhe auf weichen moosigen Grund gefallen. Ein Laufen, die Lautspur eines Laufens, ein Brechen im Unterholz, das Knicken weicher, saftiger Stängel, vielleicht Farne, das leise Klatschen von Ranken an Rinde, die zurückschlugen, wenn das, was da lief, hindurch war. Das war ganz sicher kein Soldat, das war kein Mensch, der ihnen da am Ufer folgte. Kein Mensch könnte sich in dieser vollkommenen Finsternis in solcher Geschwindigkeit durch den dichten Wald schlagen. Kein Licht, keine Fackel war zu sehen. Aber wie schnell waren sie eigentlich? Felt hatte nicht nur seinen Sehsinn verloren, sondern auch die Orientierung und jedes Gefühl für die Zeit.“
Links
Leseprobe (PDF) beim Verlag
Special zur Trilogie beim Verlag
Persönliche Bewertung
Eine sprachgewaltige, fantasievolle und abenteuerliche Reise
Schon das Cover von „Zwölf Wasser“ deutet auf das Genre hin. Diese (High) Fantasy-Trilogie ist das Romandebüt der Autorin. Dass E.L. Greiff bisher keine Romane veröffentlicht hat, ist dem Buch in keinster Weise anzumerken. Im Gegenteil: „Zu den Anfängen“ wirkt äußerst stimmig und gekonnt erzählt und ist dabei nur der erste Teil einer fulminanten Trilogie.
Für seine Fantasytrilogie hat E.L. Greiff eine überzeugende mittelalterliche Welt voller Mythen, Geschichte und verschiedener Völker geschaffen. Sogar eine eigene Einteilung der Jahreszeiten, eine eigene Währung und einen eigenen Kalender hat die Autorin für ihre Welt erdacht. Klassisch dominieren die Männer, ihnen werden jedoch die weiblichen Undae an die Seite gestellt. Erfreulich ist auch, dass zum Beispiel die Beziehung zwischen Estrid und Felt nicht so von Rollenklischees geprägt ist wie die mittelalterlich anmutende Kulisse vermuten ließe. Insgesamt zeichnet sich „Zwölf Wasser“ durch interessante Charaktere aus wie die geheimnisvollen Wasserfrauen, die Hüter der Quellen und die Falken oder die unheimlichen menschlichen Wölfe.
Besonders auffällig ist in diesem Buch das Sprachtalent der Autorin. Sprachgewaltig erzählt Greiff die Geschichte um Felt, Babu und die Undae und belebt ihre Welt mit zum Teil sehr ausführlichen Beschreibungen, die an Tolkiens „Herr der Ringe“ erinnern und ungeduldige Leser auf eine harte Probe stellen mögen. Schon die Einleitung zieht sich recht lang hin, bis es tatsächlich um die eigentliche Geschichte geht. Wer sich jedoch auf die Welt der Merzer, Pramer und Welsen und die manchmal etwas ausschweifende Sprache der Autorin einlassen kann, wird in eine Welt hineingezogen, die fasziniert und gefangennimmt. Trotz der großen Anzahl an Seiten wirkt es nicht so, als hätte die Autorin ihren Roman unnötig aufgeblasen, es bleibt bis zum Ende mitreißend und überraschend. Greiff weckt auch nach fast 600 Seiten Geschichte große Vorfreude und Spannung auf den zweiten und dritten Band, die leider erst jeweils im Abstand von einem Jahr erscheinen.
Fazit
Ein sprachgewaltiger Fantasy-Roman in „Herr der Ringe“-Tradition. E.L. Greiff hat in ihrem Debütroman eine komplexe Welt geschaffen, die ihre Leser in ihren Bann zieht. Nicht zuletzt die psychologischen und sogar philosophischen Passagen, die Greiff in ihre Handlung einbaut, die inneren Konflikte seiner Hauptpersonen und ihre Betrachtungen der Welt, machen dieses Buch so lesenswert.
- ISBN10
- 3423249145
- ISBN13
- 9783423249140
- Dt. Erstveröffentlichung
- 2012
- Taschenbuchausgabe
- 608 Seiten