Bin ich zu blöd
Der Handy-Hotline-Technik-Terror
Zusammenfassung zu “Bin ich zu blöd”
Sibylle Herbert hat es sich zur Aufgabe gemacht, uns den Wahnsinn, den zunehmende Technisierung und Automatisierung des Alltags uns ständig abfordern, vor Augen zu führen und dabei souverän klarzustellen, dass nicht wir zu blöd sind, nur weil wir unseren Fernseher nicht programmieren können, sondern das einfach nur die uns verkauften Produkte zu blöd zu sind. Ob es sich um die unendliche Liste der Passwörter handelt, die wir uns eigentlich merken müssten, ob es sich um die verrücktspielende Uhr an der Mikrowelle handelt, ob es der Wecker ist, den wir nicht dazu bringen, uns zu wecken, der Krankenkassentarif, den wir nicht überblicken, oder der Scanner im Supermarkt, der unserer Produkt nicht scannt – all diese Dinge stressen total und kosten so richtig viel Zeit – und zwar jeden einzelnen von uns. Zudem sind alle, die nicht mehr hineinfinden in diese Technik-Welt, vieler möglicher- Annehmlichkeiten enthoben und von vielem schon ausgeschlossen. Was passiert eigentlich mit denen, die den Anschluss an die digitale Welt verpasst haben? Die Autorin wirft unter anderen die Frage auf, wie in der Zukunft eigentlich mit den digitalen Analphabeten verfahren werden soll. Sind wir auf dem Weg in eine „Zweiklassengesellschaft im Alltag“, wo die einen Zeit und Kraft investieren, um noch dazugehören, und die anderen von vornherein aufgeben haben und aufgegeben werden? Neben all diesen gesellschaftspolitischen Fragen gibt die Autorin ein Menge unterhaltsamer Stories aus der Welt des „Handy-Hotline-Technik-Terrors“ zum besten. Am Schluss gibt es dann noch „Elf Tipps für den Alltag“, die den Leser in die Lage versetzen sollen, sich nicht ständig so blöd vorzukommen, wenn die Mikrowelle mal wieder spinnt, die Kaffeemaschine sich reinigen will, oder der Fahrkartenautomat die EC-Karte nicht nimmt.
Zitate
„Kellner, Bankangestellter, Schaffner, Kassierer, Techniker, Softwareexperte, Tankwart, Einzelhandelskaufmann, Paketbote, Reiseberater – ich habe unzählige Jobs. Helmut Kohl, unser früherer Bundeskanzler irrte gewaltig, als er vom „Freizeitpark Deutschland“ sprach. Ich bin vollbeschäftigt: Das fängt montagmorgens an und freitagabends nicht auf.“
„Bisher nehmen wir diese Veränderungen nur einzeln und als individuelles Problem und nicht als Trend wahr, der wie ein Tsunami über uns herein gebrochen ist. Diese Prozesse sind unumkehrbar, aber man könnte sie beschränken, eingrenzen, regeln. Bisher findet eine gesellschaftliche Debatte über die Veränderungen unseres Alltags, die sich in diesem Jahrzehnt vollzogen haben, nicht statt. Sie ist aber dringend nötig. Den Stromanbieter zu wechseln, das mag im Nachhinein eine ganz witzige Geschichte sein. Aber die Fragen dahinter sind gesellschaftspolitischer Natur: Wie viel Deregulierung wollen wir? Wie viel Transparenz erwarten wir? Wie viele verschiedene Produktoptionen sind für uns akzeptabel?“
Persönliche Bewertung
Lesenswertes kleines Büchlein
Ein gelungenes Büchlein, das auf angenehmste Weise ein Lebensgefühl artikuliert, mit dem wohl schon jeder, der die dreißig überschritten hat, konfrontiert war. Dem Gefühl des Versagens, wenn man all die schicke Technik, die man für teures Geld erwarb, nicht bedienen kann. Dem Stressgefühl, wenn man vor dem Fahrkartenautomaten der Deutschen Bahn steht und versucht eine Fahrkarte – natürlich zum günstigsten Preis – zu bekommen, ganz abgesehen von dem permanenten Stress, sich selber um seine Steuererklärung, seine Krankenkasse und seine Altersvorsorge kümmern zu müssen. Der Verdienst von Sybille Herbert ist es, diesen Stress und diese zusätzliche Arbeit, die jedem aufgebürdet wird, als gesellschaftliches Problem zu artikulieren, dass dringend einer Diskussion bedarf. Technikgestresste vor euren PC`s, Smartphones, Kaffeemaschinen, und Alles-Könner-Fernsehern der neuesten Technologie-Generation verbündet euch – damit das Leben nicht in der Warteschleife einer kostenpflichtigen Hotline endet.
- ISBN10
- 3462041541
- ISBN13
- 9783462041545
- Dt. Erstveröffentlichung
- 2009
- Taschenbuchausgabe
- 224 Seiten