Das Glück der Unerreichbarkeit
Wege aus der Kommunikationsfalle
Zusammenfassung zu “Das Glück der Unerreichbarkeit”
Die Kommunikationsfachfrau Miriam Meckel – ihrerseits vielbeschäftige Professorin und Beraterin – schreibt über das Glück der Unerreichbarkeit, und meint damit eigentlich das Abschalten all unserer schönen digitalen Spielzeuge. Das Buch war ein Stück Selbsttherapie, seitdem kennt Frau Meckel nur noch zwei Modi: Sie ist entweder „ON“ oder sie ist „OFF“. Den „Standby-Modus „ kennt sie nicht (mehr). Glücklicherweise merkt man dem Buch die therapeutischen Bemühungen nicht an, es kommt recht wissenschaftlich daher – und es behandelt vornehmlich das Leben der „digitalen Boheme“. Zielgruppe sind primär Menschen, die bis zu 200 Mails am Tag bekommen. Beschrieben werden typische Kommunikationsfallen, wie beispielsweise der Tatbestand, dass die tägliche Datenflut zu Konzentrationsstörungen verführt. „Der Mythos vom Multitasking“ wird, wissenschaftlich untermauert, in seine Einzelteile zerlegt, und als solcher ad absurdum geführt. Interessant, das Kapitel über „Digitale Zeitdiebe und Hausbesetzer“, in dem die Autorin die These untermauert, dass sich der Umgang mit Smartphone und Blackberry kaum noch vom Verhalten von Alkohol- oder anderweitig Süchtigen unterscheidet. Die Veränderungen, die die neue schöne Welt der Kommunikationstechnologie für Beziehungen und die Sexualität mit sich bringt, werden umfassend gewürdigt. Gefühle und Zuwendungen werden im Netz zu Warenströmen, die den Regeln von Angebot und Nachfrage unterworfen sind. Aber, nachdem die Autorin das kommunikative Desaster umfassend beschrieben und erläutert hat, dabei in Übermaß mit dem Zitieren von Koryphäen um sich wirft, und auch die Verlockungen und Entwicklungschancen, die der jederzeitigen Erreichbarkeit innewohnen, nicht zu kurz kommen lässt, versucht sie Wege aufzuzeigen, wie letztlich jedermann den zerstörerischen Aspekten der Kommunikation entkommen kann. Die wichtigste Erkenntnis – die Fähigkeit zur Konzentration muss wieder erlernt werden – und dazu ist es nötig, abschalten zu können.
Wichtige Charaktere
- der Mensch und sein Verhältnis zur Kommunikation
- die digitale Bohème
Zitate
“Leben ist da, wo ich Netz habe.” S. 12
“Wohlwollend betrachtet war ich zu einem Exemplar der Spezies Mensch geworden, die einen neuen Lebenstrend definiert: das virtuelle mobile Ich. Immer unterwegs, immer mit den neuesten Informationen versorgt, immer vernetzt mit anderen, die gleiche Interessen und Ziele haben.”
“Ich habe versucht, in diesem Buch einige Hinweise zu geben, wie eine selbstbestimmte Gestaltung der Kommunikation so gelingen kann, dass sie ihren Sinn und Zweck erfüllt: die Verständigung mit anderen und die Erlangung des eigenen Glücks. Die zugrunde liegende Haltung lässt sich in dem folgenden Dreischritt prägnant zusammenfassen: …Wir müssen Prioritäten setzen. …Wir dürfen abschalten … Wir haben das Recht auf eine kommunikative Identität.”
Persönliche Bewertung
Ein Plädoyer dafür, den Mut zu haben, auch mal abzuschalten
Vorsichtig näherte sich die Rezensentin diesem Buch, in der Erwartung ein schnell dahingeworfenes, marktgerechtes Buch über die Tücken des Kommunikationsterrors zu lesen zu bekommen. Anfangs schien diese Erwartung sich auch zu erfüllen, denn die Darstellung der digitalen Boheme und ihrer spezifischen Probleme mit der überbordenden Kommunikation wirkte doch irgendwie sehr wie eine Selbstbeweihräucherung – oder die weiter oben schon erwähnte Selbsttherapie – frei nach dem Motto: “Ach wir ärmsten, wir sind so gefragt, dass wir die Nachfrage nach uns gar nicht verarbeiten können.” Ein wenig zieht diese Arroganz sich auch durch das ganze Buch, aber eben nur ein wenig. An anderen Stellen tauchen interessante, lesenswerte, erkenntnisschwere Hinweise und Betrachtungen auf. Beispielsweise wenn die Autorin über die Entgrenzungen und Zumutungen für das Ich redet, zudem die von der digitalen Revolution Getriebenen verleitet werden, die den Raubbau an ihrer Persönlichkeit oft gar nicht mehr bemerken. Überzeugend stellt die Fachfrau Frau Meckel dar, dass es notwendig ist, in diesem Meer der Anforderungen und Überflutung seine eigene Position zu finden. Und dieser Gedanke gerät im Alltag doch allzu oft unter die Räder – denn schließlich ist es unglaublich cool, wenn der eigene Wert so hoch ist, dass man ständig kommunizieren muss und dabei dann noch von Termin zu hetzt. Am Ende bleibt nur ein Ausweg – Einfach mal Abschalten! Auch wenn man sich dabei erst mal so gar nicht cool vorkommt, sondern einfach nur leer.
- ISBN10
- 386774002X
- ISBN13
- 9783867740029
- Dt. Erstveröffentlichung
- 2008
- Gebundene Ausgabe
- 270 Seiten