Das Wissen der 35-Jährigen

Handbuch fürs Überleben

Autoren
Verlag
Fischer Taschenbuch Verlag
Anspruch
3 von 5
Humor
3 von 5
Lesespaß
3 von 5
Schreibstil
3 von 5
Spannung
2 von 5

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Zusammenfassung zu “Das Wissen der 35-Jährigen”

Volker Marquardt startet seine Bestandsaufnahme, die das Leben (und nicht nur das Wissen) der 35-Jährigen umfassen wird, mit bitteren Wahrheiten: Die meisten der 35-Jährigen waren im Jahr 2002 einfach noch nicht erwachsen geworden. Sie drücken sich um alle wichtigen Lebensentscheidungen. Sie sind ständig auf Durchreise. Sie hassen es, sich endgültig festzulegen. Und all das nur, damit sie keinesfalls wie ihre Eltern werden, die Generation der Babyboomer, für die schon mit 35 alles klar und irgendwie auch alles schon gelaufen war. Und schuld daran sind natürlich, wie sollte es auch anders sein, wenn ein 35-jähriger der Autor dieses Buches ist, genau diese Eltern. Die nie von ihren Kindern verlangt haben, endlich einmal erwachsen zu werden. Die immer nur wollten, dass es ihren Kinder gut geht, und dass diese sich selbst verwirklichen mögen. Dabei ging natürlich einiges schief. Was konkret alles schief lief, wird in Kapiteln mit Überschriften wie „Lieben“; „Arbeiten“ oder „Kaufen“ beschrieben. Unter „Lieben“ werden nicht gerade unbekannte Themen abgehandelt, wie beispielsweise die Tatsache, dass die 35-Jährigen immer nur mit dem besten Partner zufrieden sind und darum natürlich nie wirklich zufrieden sein können. Zum Thema „Arbeiten“ wird den 35-jährigen die vielleicht recht treffliche Bezeichnung „antiautoritäre Königskinder“ verpasst, deren Leben ein „ewiges Praktikum“ ist. Das Thema „Kaufen“ ist aus dem Leben der 35-jährigen unmöglich wegzudenken, haben sie doch die Kunst entwickelt, sich dank des Erwerbs von Nivea-Produkten eine ewige Kindheit zu erwerben und eine Kaufentscheidung zum Persönlichkeitsmerkmal hochzustilisieren, frei nach der Devise „My Marke is my castle“. Natürlich werden „Phasen der Konsumverweigerung“ immer mal wieder eingestreut. Am Ende dieses Buches legt Volker Marquardt Fallstudien vor, die davon berichten, wie echte Menschen, nachdem sie die magische 35er-Grenze überschritten haben, endlich einmal etwas Definitives, etwas Endgültiges getan haben – beispielsweise Freundschaften pflegen oder „Sich vier Wochen vorher festlegen, wo man Silvester verbringt“. Und alle Fallstudienteilnehmer empfanden diese „Festlegungen“ als echte Bereicherung für ihr Leben.

Zitate

„Heute nervt der Job, die Beziehung ging letzte Woche in die Brüche. Die Kinder sind entweder ungeboren, oder du siehst sie nur am Wochenende. Obwohl du Glück und noch einen Job hast, erscheint am Ende ein Minusguthaben auf deinem Konto, das …von Monat zu Monat wächst. Trotzdem will es dir nicht in den Kopf, dass du pleite bist – und zwar in jeder Beziehung.“

„Wir schieben ständig Entscheidungen vor uns her. Wenn wir doch etwas anfangen, dann mit der Option, sofort wieder aussteigen zu können. Deshalb mieten wir auch keine schicke Altbauwohnung und finanzieren keine Villa. Vielleicht kündigen wir ja im nächsten Jahre unseren Job, weil er uns vom Wesentlichen abhält. Was das Wesentliche ist, können wir nicht sagen. Wir wissen zwar, dass es drei wichtige Dinge im Leben gibt, nämlich Lieben, Arbeiten und Kaufen. Aber das hilft uns auch nicht weiter, da wir uns immer wieder neu aufstellen.“

„Es ist nicht mehr so leicht wie mit 25 oder 30 die Stadt zu wechseln oder neue Leute kennen zu lernen. Es wird immer schwieriger, einen Partner zu finden – auch weil wir unter Zeitdruck stehen. Wer sich eine eigene Wohnung kaufen will, sollte langsam mit dem Sparen anfangen, sonst müssen wir die Raten von unserer mickrigen Rente bezahlen. Beruflich ist auch nicht mehr alles drin. Wer mit 35 noch eine neue Ausbildung oder ein Aufbaustudium beginnt, macht sich für Arbeitgeber, die mit 25 schon Chefs waren, nicht eben attraktiver. Um Pianist oder Rockstar zu werden, dürfte es mittlerweile auch zu spät sein. Wir sind also in dem Alter, in dem wir nicht so einfach von vorn anfangen können. Gleichzeitig hat uns noch die Wirtschaftskrise erwischt.“

„Wenn wir uns all das klarmachen, beginnt ein Druck auf uns zulasten, dem wir eigentlich immer eifrig ausgewichen sind.“

Persönliche Bewertung

Zielgruppenorientiertes Life-Style-Büchlein, das keine tiefen Erkenntnisse vermittelt

3 von 5

Dieses Büchlein gehört tatsächlich einmal in die Kategorie der typischen Life-Style-Bücher. Es versucht einzig, ein gewisses Lebensgefühl zu vermitteln. Um das zu erreichen, werden wenig tiefschürfende Erkenntnisse vorgetragen – außer der einen Erkenntnis vielleicht: Eigentlich sind wir doch alle gleich. Dass „Wir“ nicht ganz so gleich sind, wie in diesem Buch suggeriert wird, unterschlägt der Autor irgendwie. Wie er auch Leid und die Kraftanstrengung unterschlägt, die aus den vorgestellten Patch-Work-Lebensläufen resultieren. Und auch die Lebenserfahrung unterschlägt, die beim Gestalten dieser Lebensläufe gesammelt wurde. Richtig liegen könnte Marquardt mit der Empfehlung, sich endlich einmal für etwas zu entscheiden! Nur, ob es dafür für die meisten nicht ein wenig zu spät ist? Denn das Leben in der ewig währenden Kindheit hat doch auch irgendwie seinen Tribut gefordert. Aber der Mensch liest solche Bücher wohl nicht so sehr, um tiefe Einsichten zu gewinnen, sondern eher um ein wenig zu schmunzeln, beispielsweise über seine eigenen Macken. Und das kann man hier und da: Einfach zu köstlich ist das Bemühen erwachsener Menschen, einen Korkenzieher zum Persönlichkeitsmerkmal zu machen, einfach nur, weil dieser ein ganz besonderer Korkenzieher ist, der mit einer abendfüllenden Geschichte darüber daher kommt, wo man ihn her bekommen hat und woraus er hergestellt wurde. Eine Gruppe 35-jähriger kommt in diesem Büchlein übrigens gar nicht vor. Es sind diejenigen, die das Pech hatten, schon vor diesem magischen Alter arbeiten zu müssen, Verantwortung zu übernehmen und dabei aus Versehen erwachsen zu werden.

Fazit: Zielgruppenorientiertes Life-Style-Büchlein, das keine tieferen Erkenntnisse vermittelt, zwar ab und zu zum Schmunzeln verleitet, dabei jedoch über weite Strecken völlig humorfrei ist, und ansonsten seine Substanz hauptsächlich aus dem Zitieren diverser Klischees bezieht.

ISBN10
3870246197
ISBN13
9783870246198
Dt. Erstveröffentlichung
2003
Gebundene Ausgabe
251 Seiten