Wenn der Schmerz nicht aufhört

Die eigenen Heilkräfte aktivieren und neue Perspektiven finden

Autoren
Verlag
Kösel Verlag
Anspruch
5 von 5
Humor
4 von 5
Lesespaß
4 von 5
Schreibstil
5 von 5

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Zusammenfassung zu “Wenn der Schmerz nicht aufhört”

In Deutschland gibt es um die 10 Millionen Menschen, die an ständigen und wiederkehrenden Schmerzen leiden. Und doch gehören das Studium der Schmerztherapie und des Phänomens Schmerz nicht zu den Grundlagen einer Medizinerausbildung. Die Konsequenz daraus: eine Vielzahl von Schmerzpatienten nimmt wahre Arzt-Odyssee auf sich, um den Schmerz irgendwann einmal loszuwerden. Dabei ist die Chance medikamentenabhängig zu werden deutlich größer als die Wahrscheinlichkeit, eine Heilung zu finden. Hier setzt das Anliegen der Autoren an: ‚Hilf dir selbst, wenn es sonst niemand tut‘ könnte als Motto über dem Buch stehen. Denn heute weiß man einiges mehr über den Schmerz. Schmerz ist eine Funktion des Nervensystems. Schmerz verändert (nachweisbar) Strukturen im Gehirn. Aber auch der Umkehrschluss gilt: Geänderte Gehirnstrukturen können dem Schmerz abhelfen. Es ist also möglich, Schmerz auch wieder zu verlernen. Was natürlich nicht ganz einfach ist und nicht von heute auf morgen funktioniert. Und auch nicht ganz ohne medizinische Unterstützung geht. Das Autorenteam versucht der (schmerzgeplagten) Leserschaft den Weg zu einer Welt ohne Schmerz aufzuzeigen – in Form einer Reise, übrigens ein sehr passendes Bild, das dann auch durch das ganze Buch trägt. Am Beginn der Reise steht die Annäherung. Den Schmerz nicht mehr wegdrücken. Verstehen was der Schmerz sagen will. Schmerz will vielleicht nur sagen, dass es vielleicht an der Zeit ist, sich auf den Weg zu sich selbst und eigenen Glück zu machen. Ausgangspunkt der Reise zum eigenen Selbst ist ein vertieftes Verständnis des Zusammenspiels von Körper und Seele. Die Autoren trennen hier einfühlsam verfassten Fließtext, der sich direkt an die Leser wendet, sehr sauber von wissenschaftlichen Erklärungen, die in Kästchen verpackt wurden. Schmerzen sind Funktionen von Ohnmachtserfahrungen und verweisen oft auf unbewältigte Krisen. Wissenschaftliche Begriffe dazu sind ‚Wie wird Psychosomatik definiert?‘, die Psychoneuroimmunologie aber auch der Zusammenhang zwischen Verlust und Schmerz im Gehirn. Nachdem der Ausgangspunkt der Reise gefunden wurde, geht es an die ‚Reisevorbereitungen‘. Hier werden reichlich Tipps für eine anregend, aufregende Reise hin zu mehr Zufriedenheit oder auch weniger Schmerz gegeben. Schlagworte sind Spiritualität, Selbstliebe und innere Reisegefährten. Richtig praktisch wird es im Abschnitt ‚Unterwegs‘. Hier wird der Reisekoffer mit allerlei Nützlichem gepackt. Es gilt ein Reisetagebuch zu führen, Meditation zu erlernen, sich mit Bilderwelten zu befassen, das Ankern zu erlernen und sich einen frischen Blick zu bewahren. Am Ende haben die Autoren ein kleines Instrumentarium vorgestellt, das den Leser in die Lage versetzen kann, sein Schiff wieder selbst zu lenken, aber auch vermittelt, dass es nicht nur denen einen einzig richtigen Weg gibt, sondern dass Offenheit dem Leben gegenüber wohl eine wichtigsten Fähigkeiten ist, um ein erfülltes, möglichst schmerzfreies Leben zu führen.

Zitate

„Häufig sind es dann Krisen, Krankheiten oder Verluste, die dazu führen, dass ich – notgedrungen – von der großen, gut funktionierenden Autobahn des Mainstreams ausschere und auf dem einsamen, holprigen Weg zu mir selbst nach neuer Orientierung suche. Und mehr ist es nicht, was wir Ihnen nahelegen wollen: Nutzen Sie die Gelegenheit für sich. Und nutzen Sie sie auch dann, wenn der Schmerz (noch) nicht ihr gesamtes gewohntes Leben aus den Angeln gehoben hat, weil er vielleicht ’nur‘ periodisch auftritt.“

„Wenn Sie sich wieder einmal dabei ertappen, wie sich selbst ‚runtermachen‘, in ängstlichen Erwartungen untergehen oder sich voller Ingrimm mit vorwurfsvollen Gedanken traktieren, dann wenden Sie ihren Blick ganz gezielt dieser inneren Stimme zu: Lässt Sie sich genauer fassen? Können Sie ihr ein Gesicht geben? Manchmal können das Personen aus unserer Vergangenheit sein, die wir verinnerlicht haben, manchmal tragen diese inneren Personen einzelne Züge von Menschen aus dem Hier und Jetzt, manchmal aber auch nicht. Es ist auch gar nicht nötig, diese Figuren irgendjemandem zuzuordnen. Wichtig ist nur, dass Sie ein wenig mehr darüber erfahren, ‚wer‘ Ihren Blick auf die Welt stark prägt./ Sicher ist auf alle Fälle, dass Sie einigen Ihrer inneren Figuren viel Macht einräumen, während andere nur selten – oder nie – zum Zug kommen. Beobachten Sie, wer sich in ihrem Kopf immer besonders rasch zu Wort meldet.“

„Mit chronischem Schmerz zu leben ist schwer. Es bedeutet, jeden Tag von Neuem der Herausforderung ins Auge zu blicken, dem Schmerz auf eine Art und Weise zu begegnen, die es mir ermöglicht, aus dem Vollen heraus zu leben – trotz der Beeinträchtigung, die ich erlebe. …Es bedeutet aber auch, Fähigkeiten entwickeln zu müssen, die ich als ‚Gesunder‘ vielleicht nicht so notwendig brauche, die mir aber – ganz gleich in welcher Lebenslage – zu einem erfüllteren Dasein verhelfen können!“

Persönliche Bewertung

Eine Reise hin zum eigenen Schmerz! Wissenschaftlich untermauert und einfühlsam.

5 von 5

Viele haben schon die Erfahrung gemacht: Es tut weh. Zumeist die Schultern und der Nacken und die Sehnen. Zivilisationskrankheiten, die nervig sind und die Lebensqualität in einem schleichenden Prozess zunehmend einschränken. Schnell ist man geneigt, die Schmerzen hinzunehmen, weil man glaubt, ja sowieso kaum etwas dagegen machen zu können. Aber man kann. Und je eher man den Schmerz ernst nimmt, umso besser! Man muss Schmerz nicht hinnehmen, man kann aus ihm lernen, beispielsweise sein eigenes Leben wieder in die Hand zu nehmen. Diese grundlegende Einsicht vermittelt das Autorenteam in einfühlsamer, gut lesbarer Sprache, die selbst dann, wenn es um Meditation und Spiritualität geht, nicht ins esoterisch beliebige abgleitet. Die Anregungen bleiben konkret und lassen Raum für eigene Abwandlungen. Es geht nicht um das Abarbeiten von Listen. Das Abarbeiten guter Vorsätze in Listenformat wird sogar explizit abgelehnt. Es geht um Offenheit der Vielfalt des Lebens gegenüber und um Akzeptanz der eigenen Person. Dafür werden Hilfsmittel vorgestellt, die man nutzen kann oder auch nicht. Genauso kann man abwandeln und erweitern. Die Wissenschafts-Kästchen, die fundiert ausgearbeitet sind, untermauern die vorgeschlagene Reiseroute sachlich. Eine gelungene Mischung aus Sachbuch und Selbsthilferatgeber. Labsal für die schmerzgeplagte Seele.

Fazit

Eine Reise hin zum eigenen Schmerz! Die aufzeigt wie man aus der Not (dem Schmerz) eine Tugend (zu sich selbst finden) machen kann. Wissenschaftlich untermauert und einfühlsam.

ISBN10
3466367697
ISBN13
9783466367696
Dt. Erstveröffentlichung
2007
Gebundene Ausgabe
170 Seiten