Aus dem Reich der wilden Kräuter

Heilkunde und Rezepte - Mythologie und Zauber - Standort im Garten

Autoren
Illustrator
Heidi Janicek
Verlag
pala Verlag

Zusammenfassung zu “Aus dem Reich der wilden Kräuter”

Löwenzahn, Vogelmiere und Wegerich sind die Feinde jedes konventionellen Gartenbesitzers, der seinen gepflegten Nutz- oder Ziergarten frei von Eindringlingen halten möchte. Ihren schlechten Ruf haben die sogenannten „Unkräuter“ zu Unrecht, wie Christina Mann und Friedhelm Strickler in diesem Buch zeigen. Den Einstieg bilden ein längeres Vorwort sowie ein kürzeres Vorwort zur aktuellen dritten Auflage, bevor die 30-seitige Beschreibung einer Frühlingswanderung die passende Einstimmung in die Welt der Kräuter bietet. Christina Mann, ausgebildete Wildkräuterführerin, erzählt auf humorvolle Weise von einer ihrer Kräuterführungen, verflechtet Kräuterwissen mit amüsanten Anekdoten von Teilnehmern und Ereignissen.

Im zweiten Teil finden sich unter den Punkten „Die wilden Kräuter im Einzelnen“ und „Die mediterranen Kräuter im Einzelnen“ über 70 ausführliche Kräuterportraits. Dabei werden sowohl sehr bekannte Kräuter, die schon Kinder beim Namen nennen können, als auch wenig bekannte und beachtete Wildkräuter vorgestellt: Von Bärlauch und Baldrian über Nachtkerze und Odermennig bis hin zur Wilden Rauke und Ziest sowie natürlich Majoran, Rosmarin, Salbei und Thymian. Unter der Überschrift „Weitere empfehlenswerte Kräuter“ gibt es ergänzend Kurzportraits von Kräutern wie Kriechender Günsel oder Wildes Stiefmütterchen.

Die ausführlichen Portraits bestehen jeweils aus botanischen Informationen, Inhaltsstoffen, Heilwirkung, Gegenanzeigen und Wechselwirkungen, Verwechslungsgefahren, historischem und mythologischem Hintergrundwissen sowie Rezepten für die Küche und das „Wohlbefinden“, Anbautipps und Informationen für Partnerpflanzen im Beet für alle diejenigen, die ihre Kräuter nicht sammeln können oder möchten. Das letzte Kapitel bilden unter der Überschrift „Phytopharmazie“ Informationen über Inhaltsstoffe und ihre Wirkungen sowie Tipps zum Haltbarmachen der gesammelten oder geernteten Kräuter. Im Abschluss des Buches finden sich eine umfangreiche Literaturliste zum Weiterlesen sowie ein alphabetischer Index, sortiert nach deutschen und botanischen Namen, Rezepten für die Küche und das Wohlbefinden.

Zitate

„Der lateinische Name des Beifuß kommt vielleicht von der Göttin Artemis, die in ihrem Kulturkreis als Mutter aller Geschöpfe galt. Dem Beifuß sagt man nach, dass er die älteste auf der Welt bekannte Heilpflanze ist, und vielleicht war er deswegen als Mutter aller Pflanzen bekannt und eben dieser wichtigen Göttin geweiht. Es mag damit zusammenhängen, dass Beifuß fast überall auf der Welt vorkommt.“

„Gänseblümchen gelten vor allem in nördlichen Gefilden als Frühlingsbringer und wohl deshalb auch als Fruchtbarkeitsmittel. Die Blüten verwendete man früher als Glückstalisman. Entstanden ist die Pflanze der Sage nach aus den Tränen der Maria.“

„Leinkraut – Volksnamen: Frauenflachs, Wildes Löwenmäulchen, Frauenhaar, Flachskraut“

Auszug aus den Rezepten

Baldrianwein
Brennesselsuppe
Wildkräuterspätzle
Kletten-Labkraut-Tinktur
Löwenzahnwurzelkaffee
Herbstlicher Wurzeleintopf
Petersilien-Gesichtswasser
Pfeilkressesenf
Schafgarbenbrot
Rot-Klee-Blütenhonig

Links

Leseprobe (beim Verlag)

Persönliche Bewertung

Wertvolles Buch für Sammler und Gartenbesitzer, die sogenannte Unkräuter lieber verwerten als vernichten möchten

5 von 5

Dieses Buch erschien erstmals 2005 im Vicusverlag, hat bis heute jedoch nichts von seiner Aktualität eingebüßt. Im Gegenteil: Inzwischen wächst das Bewusstsein für Wildkräuter, für den kulinarischen und gesundheitlichen Wert unbekannter und bei Gärtnern meist unbeliebter Pflanzen.

Christina Mann und Friedhelm Strickler informieren umfangreich über eine Vielzahl bekannter und unbekannter Wildkräuter. Sehr wichtig sind die Gegenanzeigen, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen in den Pflanzenportraits sowie die Hinweise zu Verwechslungsgefahren mit giftigen Pflanzen. Die Zeichnungen von Heidi Janicek geben die Kräuter sehr gut wieder, aber wie alle Pflanzenzeichnungen sind sie für Unkundige nicht zum Suchen und Sammeln geeignet. Dieses Buch möchte Kräuterwissen vermitteln, es ist kein Pflanzenbestimmungsbuch.

Was man stattdessen erwarten kann, sind viele Anregungen für Heilkunde und Küche, Tipps für den Anbau im Garten, Volksnamen, verwendete Pflanzenteile und Vorkommen. Alle Informationen sind übersichtlich unter passenden Überschriften aufgeführt. Zur Auflockerung finden sich volkskundliche, teilweise mit Zitaten angereicherte Informationen, zu verschiedenen Kräutern wie der Wegwarte gibt es sogar ein kleines Märchen zu lesen. Ebenso interessant und amüsant liest sich die “Frühlingswanderung” nach der Einleitung, eine Kräuterwanderung mit unterschiedlichen Teilnehmern, die für die verschiedenen Typen von Menschen und ihre Reaktionen auf die Informationen stehen. Die Autorin schreibt kompetent und unterhaltsam und stimmt damit perfekt in den informativen Teil ein.

Eine wichtige Ergänzung zu den Pflanzenportraits ist der Überblick über die wichtigsten Inhaltsstoffe: Ätherische Öle, Bitterstoffe, Schleimstoffe, Gerbstoffe, Saponine, Flavonoide, Glykoside, Alkaloide und Pflanzensäuren. Um Heilkräuter sicher anwenden zu können (hier geben die Autoren den wichtigen Hinweis, Heilkräuter nicht zu lange regelmäßig einzunehmen und nicht zu experimentieren), ist ein gewisses Grundwissen über Inhaltsstoffe, ihre Wirkungen, Anwendungen und mögliche Kontraindikationen unumgänglich. Ebenso hilfreich ist der anschließende Abschnitt über Heilmittel von Kräutertee oder Aufguss bis Warmauszüge. Natürlich können diese Themen nur überblicksartig behandelt werden, doch schaffen die Autoren in ihrem Buch eine wichtige Grundlage für die tiefergehende Beschäftigung mit dem Thema Kräuterheilkunde.

Die Rezepte im Buch sind konsequent vegetarisch, vegane Rezepte sucht man jedoch (fast) vergeblich. Dies bedeutet, dass vegane Leserinnen und Leser abwandeln müssen (soweit das möglich ist). Da „Aus dem Reich der wilden Kräuter“ nicht vorrangig als Kochbuch konzipiert ist, kann es auch für VeganerInnen vorbehaltlos empfohlen werden. Die Anregungen lassen sich auf die eigenen Gerichte bestens übertragen. Wer jedoch ein Kräuterkochbuch mit veganen Rezepten sucht, wird enttäuscht werden, dies ist nicht der Anspruch dieses Buchs.

Fazit

„Aus dem Reich der wilden Kräuter“ ist eine wertvolle Bereicherung für die pflanzliche Hausapotheke und den Speiseplan und ein guter Ratgeber für alternative Gärtner. Es ist zu wünschen, dass mehr Menschen den Wert der vermeintlichen “Unkräuter” kennenlernen und zu schätzen wissen. Christina Mann und Friedhelm Strickler haben hierzu einen wichtigen Beitrag geleistet.

ISBN10
3895663166
ISBN13
9783895663161
Dt. Erstveröffentlichung
2013 (2005)
Gebundene Ausgabe
240 Seiten