Totengleich
Zusammenfassung zu “Totengleich”
Cassie Maddox, Wohnort Dublin in Irland, ist eine junge Polizistin mit viel Erfahrung – als Undercoveragentin und als Ermittlerin bei der Mordkommission. Traumatisiert von der letzten Mordermittlung im Knocknaree-Fall (siehe „Grabesgrün“) hat sie sich für eine Stelle beim DHG, der Abteilung für Ermittlungen in Fällen häuslicher Gewalt entschieden. Auch einen Freund hat die Polizistin seit einer Weile. Es ist der Polizist Sam, seinerseits Ermittler bei der Mordkommission. Eines Tages ruft Sam in seiner Eigenschaft als Mordermittler Cassie an und bittet sie an den Schauplatz eines Verbrechens zu kommen – zu einem abgelegenen Cottage. Als Cassie die Leiche sieht, schaut sie sich selbst ins Gesicht. In ihr totes Gesicht. Mit von der Partie: Cassies Undercoverchef Frank Mackey (der der Ich-Erzähler im Folgeroman „Sterbenskalt“ wird), dem im Angesicht der Ähnlichkeit zwischen Leiche und Cassie sogleich eine Idee kommt, denn die Tote gleicht nicht nur der jungen Polizistin wie ein einiger Zwilling dem anderen, sie trägt auch noch den Namen von Cassies Undercoveridentität. Die tote Frau war eine Identitätsbetrügerin, die sich die von Frank und Cassie aufgebaute Undercover-Identität der Lexie Maddison gestohlen hatte. Frank überredet Cassie noch einmal, undercover zu gehen und das Leben der Lexie Maddison weiterzuführen. Ziel des Einsatzes: den Mörder zu finden, denn der ist ja bekanntlicherweise zumeist aus dem Umfeld des Opfers. Nach langem Ringen mit sich lässt Cassie sich auf den Vorschlag ihres ehemaligen Mentors ein. Selbst ihr Freund Sam ist irgendwann einverstanden, denn ihm gelingt es mit herkömmlichen Ermittlungsmethoden nicht, auch nur die kleinste Spur des Mörders zu entdecken. So zieht Cassie, nach einiger Übungszeit, als Lexie Maddison in das alte Gutshaus Whitehorn House. Dort lebte Lexie bis zu ihrem Tod in einer Art Wohngemeinschaft mit Justin, Raffe, Abby und Daniel. Eine ausgesprochen skurrile Wohngemeinschaft, in der das Motto gilt – „keine Vergangenheit“. Atmosphärische Störungen zwischen den Bewohnern werden verscheucht, indem man gemeinsam versucht, das alte Haus zu restaurieren. Ansonsten wird ein geregelter Tagesablauf gepflegt: man besucht zusammen die Universität, fährt gemeinsam nach Hause, nimmt das Essen in Gemeinschaft ein und beschließt den Tag mit Kartenspiel und diversen Alkoholika. Ein fast perfektes Traumleben – bis die Gegenwart und die Vergangenheit in das Haus einbrechen.
Wichtige Charaktere
- die Polizistin Cassandra (Cassie) Maddox
- Lexie Madison
Zitate
„Sie warteten vor der Tür auf mich, oben an der Treppe. Im Geist sehe ich sie immer noch so, von der Abendsonne in Gold getaucht und strahlend wie eine Vision, jede Falte ihrer Kleider makelos und schmerzlich klar. Raffe lehnte an dem Geländer, die Hände in den Jeanstaschen; Abby in der Mitte, leicht schwankend auf den Zehenspitzen, einen Arm gehoben, um die Augen zu beschatten, Justin, die Füße akkurat nebeneinander und die Hände auf dem Rücken verschränkt, und hinter ihm Daniel, umrahmt von den den Säulen der Tür, sein erhobener Kopf und eine Brille, die Lichtblitze warf. Keiner von ihnen bewegte sich, als Frank vorfuhr und bremste, mit hochspritzendem Kies. Sie sahen aus wie Figuren auf einem mittelalterlichen Fries, in sich geschlossen, geheimnisvoll, als stellten sie eine Botschaft in irgendeinem untergegangenen und obskuren Code dar. Nur Abbys flatterte unbeständig in der Brise.“
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Weitere Cassie Maddox Krimis
Grabesgrün
Persönliche Bewertung
Tana French schreibt in ihrer eigenen Meisterklasse
Großartig! Tana French ist eine begnadete Erzählerin und Meisterin der Sprache. Ihr gelingen achthundert Seiten Spannung, obwohl sie eigentlich nur ein minimalistisches, klassisches Theaterstück entwirft, in dessen Mittelpunkt das alte Gutshaus steht, in dem vier bis fünf Leute wohnen. Die nicht einmal über die Vergangenheit reden. Es gibt nur ganz wenig Brutalität, ganz wenig Action und sogar ganz wenig Handlung. Erzählt wird ein psychologisches Verwirrspiel, das von seinen einzigartig gezeichneten Stimmungsbildern lebt, die die Ich-Erzählerin Cassie widerspiegelt, verzerrt, reflektiert und zersplittert.
Von der ersten Seite an schlug die Stimme der Tana French die Rezensentin in ihren Bann und ließ sie bis zur letzten Seite nicht los. Ein einmaliges Leseerlebnis – die Sprache von Tana French sucht ihresgleichen.
Fazit: Tana French schreibt in ihrer eigenen Meisterklasse und erzeugt eine fesselnde von Stimmungsbildern und Beobachtungsgabe lebende Spannungstiefe.
- Originaltitel
- The likeness
- ISBN10
- 3596175437
- ISBN13
- 9783596175437
- Dt. Erstveröffentlichung
- 2009
- Gebundene Ausgabe
- 784 Seiten