Petronella Glückschuh – Kinderatlas

Der vorliegende Atlas ist eine Kooperation des Glückschuh Verlags und Reach-U in Zusammenarbeit mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Fahrtziel Natur, der Stiftung Artenschutz und Zoo-Infos.de. Dementsprechend finden sich neben dem Kartenmaterial redaktionelle Inhalte zu Tieren und Natur. Mit dem Bahnstreckennetz wird auf das umweltfreundlichere Reisen mit der Bahn statt mit dem Auto hingewiesen, eine Straßenkarte findet sich aber ebenfalls im Atlas. Die Erklärungen zum Kartengebrauch, zum Atlas und zur Orientierung in der Natur sind sehr hilfreich und kindgerecht beschrieben, wie die gesamten Texte im Buch. Was es jedoch konkret mit den eingezeichneten Tieren und Pflanzen auf den Karten auf sich hat, bleibt unklar. Kartoffeln, Walderdbeeren oder Eichhörnchen gibt es schließlich in ganz Deutschland.

Neben dem Kartenmaterial besteht der Atlas hauptsächlich aus zwei Themenkomplexen und einem Spieleteil. Insgesamt ist durch die farbliche Abgrenzung der verschiedenen Themen eine leichte und schnelle Orientierung möglich. Die Aufmachung ist eine sehr gelungene Kombination aus verschiedenfarbigen Textabschnitten, Fotos und Illustrationen. Im Teil „Fahrtziel Natur-Gebiete“ werden die Schutzgebiete Deutschlands auf Doppelseiten vorgestellt. Neben „Petronellas Ausflugtipp“ lernt man mit „Petronellas Forschungsergebnissen“ etwas über Tiere und Natur. Sehr nützlich für die Reisevorbereitung sind die Informationen zur Anreise mit Bus und Bahn sowie die Hinweise auf lokale Vergünstigungen im ÖPNV. Die Identifikationsfigur Petronella Glückschuh begleitet die Leser auch im anschließenden Kapitel „Wissenswertes über Natur und Tiere“. Die Textinhalte sind auch hier durch Überschriften aufgelockert. Unter „Das gefällt mir“ und „Das gefällt mir nicht“ übernimmt Petronella die Positionen des BUND zum Thema Artenschutz. Link-Tipps und „Das ist auch keine schlechte Idee“ sind weitere belebende Elemente der Seitenstruktur. Zum Kopieren gibt es einen Wiesenfragebogen und einen Zählbogen zum Faltertag, beides vom BUND. Die Stunde der Gartenvögel, ein weiteres bekanntes Zählevent findet keine Berücksichtigung, vermutlich weil das Thema „Vögel“ nicht explizit behandelt wird.

So gelungen die Informationen des Atlas aufbereitet sind, so ansprechend und abwechslungsreich er gestaltet ist (es gibt am Ende noch einen Spielteil), für Menschen, bei denen Tierliebe nicht beim Mittagessen oder am Zooeingang aufhört, bleibt ein fader Beigeschmack. Die Problematiken des Zoos mit seinen eingesperrten Tieren, die unter ihrer Gefangenschaft leiden und Störungen entwickeln, bleibt ungenannt. Zur Überfischung der Meere und dem Beifangdilemma wird ebenso wie zum Fleischkonsum oder der Imkerei fadenscheinig Position bezogen. Idee und Umsetzung, dass es auch ohne die Ausnutzung von Tieren geht, kommt hier nicht zur Sprache. Die große Tierfreundin Petronella Glückschuh wirkt nicht besonders authentisch, wenn sie in eine Thüringer Bratwurst hineinbeißt, insbesondere, wenn einer ihrer Ökotipps „Weniger Fleisch essen“ heißt. Wie Fleisch bei der Tötung eines Tieres „tiergerecht“ hergestellt werden soll, bleibt rätselhaft. Obwohl auch auf die Umweltproblematiken der Fleischherstellung und der Kuhwirtschaft und selbst auf die Auswirkungen in den südlichen Ländern hingewiesen wird, bleibt es bei dem Verweis auf das Bio-Siegel.