Mozarts letzte Arie

Autoren
Übersetzer
Klaus Modick
Verlag
C. H. Beck Verlag
Anspruch
4 von 5
Humor
3 von 5
Lesespaß
5 von 5
Schreibstil
5 von 5
Spannung
4 von 5

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Zusammenfassung zu “Mozarts letzte Arie”

Komponist und Wunderkind Wolfgang Amadeus Mozart starb in jungem Alter am 5. Dezember 1791. Seine Todesursache ist unklar, doch es ranken sich viele Mythen und Vermutungen über einen Mord um seinen Tod. Matt Beynon Rees zeichnet die Geschichte aus der Perspektive seiner Schwester nach, die seinem Tod nachgeht und ihn aufklärt. Ob es so oder ähnlich abgelaufen ist, ist nicht bekannt, es könnte jedoch genau so passiert sein. Ein Nachwort gibt darüber Auskunft, welche Begebenheiten historischen Tatsachen entprechen und welche der Fantasie des Autors entsprungen sind.

Nachdem sich Nannerl und ihr Bruder Wolfgang nach einem Zerwürfnis mehrere Jahre nicht gesehen oder geschrieben haben, trifft der Tod Wolfgangs Nannerl sehr hart. Ein Brief ihrer Schwägerin Constanze weckt ihr Misstrauen und so beschließt sie, gegen den Willen ihres Mannes nach Wien zu reisen, um die Umstände seines Todes zu untersuchen. Constanze deutet Gerüchte an, nach denen Wolfgang eine Affäre mit seiner Klavierschülerin Magdalena Hofdemel gehabt haben sollte. Magdalenas Mann bestraft sie, indem er ihr das Gesicht zerschneidet und sich anschließend das Leben nimmt. Hat Hofdemel in seiner Eifersucht auch Wolfgang ermordet?

Nannerl kommt jedoch noch anderen Verdächtigen auf die Spur. So erfährt sie von einer geheimnisvollen Reise Wolfgangs nach Berlin. Was hat er mit dem preußischen Kaiser zu tun gehabt? Ein Verrat am österreichischen Kaiser ist nur eine von mehreren Erklärungen für seinen Tod. Darüber hinaus war Wolfgang Mitglied bei den Freimaurern, denen der Kaiser misstrauisch gegenübersteht, da er vor dem Hintergrund der Revolution in Frankreich einen Verrat vermutet. Auch aus Freimaurerkreisen selbst könnte Wolfgang Gefahr gedroht haben, denn auf diejenigen, die interne Geheimnisse verraten, wartet ein grausamer Tod. Mysteriös sind auch Wolfgangs Pläne, eine neue Freimaurerloge zu gründen. Seine neue Oper Die Zauberflöte deutet darauf hin, dass er die neue Loge auch für Frauen öffnen wollte, ein unerhörter und gefährlicher Plan. Zumindest scheint Wolfgang seinen bevorstehenden Tod geahnt zu haben, denn schon Wochen zuvor fühlte er sich verfolgt und fürchtete vergiftet zu werden…

Wichtige Charaktere

  • Wolfgang Amadeus Mozart
  • Maria Anna Mozart, „Nannerl“, Wolfgangs Schwester
  • Johann Berchtold, Nannerls Mann
  • Constanze Mozart, Wolfgangs Frau
  • Magdalena Hofdemel und ihr Mann
  • Lepold II., Kaiser von Österreich
  • Karl Giesecke
  • Graf Johann Pergen
  • Prinz Carl Lichnowsky
  • Baron Gottfried van Swieten
  • Maria Theresia von Paradis
  • Anton Stadler

Zitate

„Irgendwo vor mir wurde Klarinette gespielt. Eine Arie aus einer Komposition Wolfgangs. Mein Bruder hatte sie als Kabinettstück für die Virtuosität seines Freundes Stadler auf der Bassklarinette geschrieben. Während ich zuhörte, fiel die Melodie noch unter das E am Ende der Tonskala der meisten Klarinetten bis zum tiefen C. Das Instrument klang wie das Lied eines enormen Zaubervogels. Ich folgte dem Klarinettenklang zu einem schmalen Haus und stieg die Treppe hoch.“

„Draußen auf dem Domplatz trieb ein Wachtmeister eine Gruppe Prostituierter dazu an, das Straßenpflaster zu fegen. Ein rauer Wind ließ ihre dünnen Röcke wehen. Zur Strafe für ihr unzüchtiges Gewerbe hatte man ihnen die Köpfe kahl geschoren. Zitternd vor Kälte fegten sie den auf dem Boden liegenden Pferdemist und die Gemüseblätter mit Besen fort, und ihre Kopfhaut war blutig von der brutalen Rasur in der Polizeikaserne.
Die ersten Händler setzten ihre Körbe ab, wo die Dirnen gefegt hatten. Pergen schnippte mit den Fingern eine Frau heran, die kandierte Mandeln verkaufte. Mit einer demütigen Kniebeuge händigte sie ihm einen kleinen Beutel aus und hielt ohne aufzublicken die Hand auf, um seine Münze entgegenzunehmen. Er schob sich ein Stück zwischen die Backenzähne und biss hinein. Ein weißer Streifen gepanschten Zuckers verschmierte seine Mundwinkel. Er leckte ihn mit blutleerer Zunge ab und schlenderte zu seiner Kutsche.“

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Persönliche Bewertung

Ausdrucksvoll geschriebene Geschichte für Krimifans und Musikliebhaber

4 von 5

Die historische Kulisse und die realen Personen machen diesen Krimi zu einem besonderen Lesespaß. Natürlich gibt es viele historische Krimis, doch eine Kriminalgeschichte über einen der berühmtesten und erstaunlichsten Komponisten der Welt ist ungewöhnlich. Zumal der Tod Mozarts tatsächlich nie aufgeklärt wurde und so Raum für allerhand Theorien und Spekulationen bietet. Ob man Matt Beynon Rees‘ Lösung plausibel findet, möge jeder selbst entscheiden; in seiner Geschichte ist sie logisch begründet und überzeugt durchaus. Wer Verschwörungstheorien überdrüssig ist, mag ein wenig müde mit den Augen rollen, doch der Kerngedanke – die fortschrittlichen Gedanken Mozarts, der seiner Zeit in vielen Punkten weit voraus war und der damit aneckt und sich in Gefahr begibt – ist zunächst einmal unabhängig von derartigen Theorien. Der Künstler Mozart wird interessant und realistisch portraitiert; ob die beschriebenen Charakterzüge tatsächlich den historischen Tatsachen enstprechen, müssen Leser entscheiden, die sich tiefergehend mit dem Künstler befasst haben.

Ein wenig fragwürdig scheinen manche Begebenheiten dennoch zu sein: Dass sich Nannerl über den Wunsch ihres Mannes hinwegsetzt und allein nach Wien reist, wo sie sehr unabhängig ihren Ermittlungen nachgeht und sich nicht um Konventionen schert, mag man ihrem beschriebenen Charakter zuschreiben. Dass sie jedoch allein durch die Straßen Wiens läuft, ohne dass sie ernsthaft zu Schaden kommt oder jemand daran größeren Anstoß nimmt, oder sich allein im Haus van Swietens aufhält, scheint ein wenig zweifelhaft. Davon abgesehen sind ihre emotionalen Bewegungen, ihre Überlegungen und vor allem ihre außergewöhnliche Beziehung zu ihrem Bruder, ihrem Vater und ihrer Musik überzeugend charakterisiert und sorgen für eine plausible und fesselnde Erzählung.

Besonders ergreifend sind für jeden Liebhaber anspruchsvoller Musik und jeden Musiker die Passagen über Mozarts Musik, über seine Art, sich in seinen Kompositionen auszudrücken, und Nannerls musikalische Verarbeitung von Wolfgangs Tod, indem sie seine Musik spielt und sich ihm so nahe fühlen kann. Wer vor dem Krimi kein Bewunderer Mozarts war, sollte es spätestens nach der letzten Seite sein, und sei es seiner großartigen Begabung willen, denn (Musik-)Geschmäcker sind bekanntlich verschieden.

Fazit

Ein historischer Krimi, der vor allem Musikliebhaber begeistern dürfte, in einer wunderbaren, einfühlsamen und bildhaften Sprache geschrieben.

Originaltitel
Mozart's last aria
ISBN10
3406629946
ISBN13
9783406629945
Dt. Erstveröffentlichung
2012
Broschierte Ausgabe
318 Seiten