Manet und seine Zeit 1832 – 1883

Autoren
Übersetzer
Axel Mowitz
Verlag
Time-Life International
Anspruch
3 von 5
Humor
3 von 5
Lesespaß
3 von 5
Schreibstil
3 von 5
Spannung
2 von 5

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Zusammenfassung zu “Manet und seine Zeit 1832 – 1883”

Der Autor Pierre Schneider, ein französischer Kunstkritiker des letzten Jahrhunderts, schrieb dieses Buch nicht alleine, sondern in Zusammenarbeit mit einem hochkarätigen Beratungsteam. Die Betrachtung „Manets und seiner Zeit“ eröffnet schon mit der provozierenden These von Manet als einem „Revolutionär wider Willen“ und dem Spruch des Malers Edgar Degas: „Er war größer als wir dachten“. Damit ist Intention vorgegeben. In sieben Kapiteln werden Leben, Werk und Zeitgeschichte von Eduard Manet in kunsthistorischer Ausführlichkeit abgehandelt. Kapitel II tituliert mit „Leidenschaft für die Wirklichkeit“ – hier findet sich der Realist Manet. Als „Maler der Gegenwart“ – das dritte Kapitel – erregt die Künstler die größten Skandale der Kunstgeschichte. Aber Manet war nicht nur Maler, sondern auch begeisterter Cafè-Gänger. So bietet der Abschnitt „Die Gruppe im Cafè Guerbois“ dann einen tiefen Einblick in die Kunst und Künstlerszene dieser Zeit – fand dort doch das eigentliche Leben statt. Auch Pierre Schneider gelingt es nicht, herauszufinden, warum aus dem Realisten Manet plötzlich der Impressionist Manet wurde – aber er zitiert in dem Kapitel „Die Blütezeit des Impressionimus“ zumindest alle Vermutungen und Thesen zu diesem Thema, wohingegen es im Kapitel „Ihr Motiv war Paris“ mehr um die Darstellung der Kunstszene der siebziger Jahre in Paris geht. Eine herausragende Rolle billigen die Autoren dem Maler Degas zu, der hier immer wieder ins Verhältnis zu Manet gesetzt wird, wobei als Begründung eine ähnlich geartete Herkunft herhalten muss. 1878 wurde bei Edouard Manet eine tödliche, schmerzhaft verlaufende Krankheit diagnostiziert. So tituliert der letzte Abschnitt des Werkes mit „Ein schmerzliches Resümee“ – wobei der Schmerz sich auf die Auseinandersetzung Manets mit der Krankheit bezieht. Aber in dieser Zeit des langsamen Abschiednehmens von der Welt, vereinnahmt von Schmerzen, gelingt dem Künstler Manet dann noch „Ein letzter Triumph“ – er malt das Gemälde „Eine Bar in den Folies-Bergere“. Dieses ausgiebige Betrachtung dieses Gemäldes setzen die Autoren dann auch an den Abschluss des Buches.

Zitate

„Wenn Manet annahm, daß der Aufruhr um das Frühstück im Freien ein Zufall gewesen war, so sollte er bald eines Besseren belehrt werden. Die Aufnahme des Frühstücks war milde, verglichen mit den Beleidigungen, Sarkasmen und Äußerungen der Entrüstung, die Manets Beitrag zum Salon von 1865 entfesselte. Er gehörte und gehört noch immer zu einem der skandalumwittertsten Ereignisse, welche die Kunstgeschichte verzeichnet.“

„Kein Künstler ist jemals durch plakative Begriffe ungerechter beurteilt worden als Manet – besonders wenn dieser Begriff ein mehrdeutiges Schlagwort ist, das ursprünglich in Verbindung mit literarischen Werk geprägt worden war und erst später auf die Malerei Anwendung fand. Daher sollte man die oft gehörte Behauptung, daß der Unterschied zwischen einem Manet der 60er und dem der 70er Jahre in einer (durch den kurzen Ausflug zu den Impressionisten von ARgenteuil betonten) Wandlung von Realismus zum Naturalismus bestehe, mit einem Körnchen Salz aufnehmen. Aber etwas Wahrheit enthält diese Feststellung.“

Persönliche Bewertung

Geballte Kunstwissenschaft, die sich am Leben und Werk Eduoard Manets orientiert.

3 von 5

„Manet und seine Zeit“ ist schwieriger kunsthistorischer und kunstkritischer Stoff. Man merkt dem Buch die Vielzahl der Autoren an, es wimmelt hierin nur so von Abschweifungen – hin zu anderen Malern und anderen Künstlern. Aber Intention war je wohl keine Manet Biografie, sondern eben auch die Darstellung der Zeit in der er lebte. Ob das gelungen ist? Eher nein, dafür bleiben die Ausführungen zu kunstspezifisch. Von wirklichem Zeitgeist ist wenig zu spüren. Der Leser ist verloren zwischen komplexen Sätzen, die vor kunstwissenschaftlichen Fachwissen und verborgenen Andeutungen nur so trotzen. Dieses Buch ist ein Fachbuch – sicher unverzichtbar für zukünftige Biografen und Kunstwissenschaftler, aber für den Leser, der nur in das Leben Manets und in seine Zeit eintauchen will, kaum zu empfehlen.

Fazit

Geballte Kunstwissenschaft, die sich am am Leben und Werk Eduoard Manets orientiert, und es mit vielfältigen Andeutungen und Beziehungsgeflechten zu anderen Künstlern würzt. Für Nichtfachleute kaum verdaubar.

Originaltitel
The World of Manet 1832 - 1883
ISBN10
B001SH6R8I
Dt. Erstveröffentlichung
1972
Gebundene Ausgabe
192 Seiten