Naive Kunst

Autoren
Übersetzer
Jelena Hagemeister
Verlag
Parkstone Press

Zusammenfassung zu “Naive Kunst”

Natalja Brodskaja, ihrerseits Kunsthistorikerin und Kuratorin der Peterburger Ermitage, startet zum Thema Naive Malerei mit einem ausführlichen Einleitungsteil, der sich in ein „Vorwort“, in die „Bemerkungen über Naive Kunst“ und ein Kapitel über „Die moderne Kunst auf der Suche nach neuen Horizonten gliedert“, wobei letzteres die naive Kunst schon in den gesellschaftlichen und kunsthistorischen Rahmen ihrer Zeit einordnet. Das gesamte zweite Kapitel ist unter der Überschrift „Ein zentrales Element – Das Bankett zu Ehren Rousseaus“ dem großen naiven Maler Henri Rousseau gewidmet, wobei der Schwerpunkt tatsächlich auf der Beschreibung des berühmten, von Picasso organisierten Banketts liegt. Das dritte Kapitel nutzt die Autorin, um am Beispiel Joan Miròs die naive Kunst von der modernen Kunst abzugrenzen – eine kunstgeschichtliche Auseinandersetzung also. Ebenfalls der Kunstgeschichte gewidmet ist das vierte Kapitel „Von der mittelalterlichen zur Naiven Kunst: Eine ähnliche Annäherung „. Weiter geht es mit den „Ursprüngen der Naiven Kunst: Von volkstümlicher Tradition zur Photographie“. In diesem Kapitel versucht die Autorin, den Wurzeln der naiven Kunst nachzuspüren. Das sechste Kapitel ist wiederum ganz einem Künstler gewidmet, dem naiven Maler Niko Pirosmani. Auch der bedeutsamen naiven Malerei Rumäniens wird ein Abschnitt des Buches zugestanden. Dass gerade dieses Land eine derartige Vielfalt naiver Kunst und Künstler hervorgebracht hat, mag an der traditionellen rumänischen Volkskunst seine Ursache haben, so die Vermutung von Natalja Brodskaja. „Die naive Kunst: Ist sie wirklich naiv?“, das ist eine Frage, die immer im Zusammenhang mit dieser Kunstrichtung auftaucht. Die Autorin trägt ihre Meinung zu diesem Thema vor.

Zitate

„Die Werke der Naiven haben eine Unmenge von Problemen ausgelöst, deren Bewältigung die Forscher noch lange in Anspruch nehmen wird, weil in erster Linie die Quellen ihrer Kunst und die Beziehung der Naiven zur offiziellen Kunst, akademischen Kunst herauszufinden sind.“

„Geht man bei der Analyse der Naiven Malerei von den professionellen Kriterien aus, stellt man bei den Franzosen und Deutschen, bei den Polen und Russen, bei den Lateinamerikanern und Haitianern die gleichen Eigenschaften fest. Einerseits hatten sie alle ihre Vorstellungen von der akademischen Kunstausbildung und fühlten sich von ihr angezogen, andererseits verfügten sie über jene Unerfahrenheit, die ihre spezifischen Expressivität hervorbrachte und das Gleichgewicht eines Kunstwerkes vereitelte, indem entweder nur einige Elemente der sie umgebenden Welt hervorgehoben oder alle sorgfältig ausgeführt wurden. Gerade diese Eigenschaften lösten das Interesse für die Naiven aus.“

Persönliche Bewertung

Eindrucksvoller, großformatiger Bildband mit kunstwissenschaftlichem Text zu ausgewählten Gebieten naiver Malerei

4 von 5

Das Buch von Natalaja Brodskaja über die Naive Kunst ist letztlich der Kunstwissenschaft verpflichtet, schafft es dabei doch über weite Strecken gut lesbar zu sein und ist vor allem hervorragend bebildert. Weniger über den Text – dessen Themenwahl nicht immer nachvollziehbar ist – als über die Bilder vermittelt dieser von der Autorin mit Worten umrahmte Bildband einen eindrucksvollen Überblick über die Vielfalt naiver Malerei. Wem das nicht reicht, der mag dann auch den Analysen der Verfasserin zu vielen Aspekten der naiven Malerei folgen. Einen in sich geschlossenen Überblick über diese Kunstrichtung darf er jedoch nicht erwarten!

ISBN10
1859953379
Dt. Erstveröffentlichung
2000
Gebundene Ausgabe
192 Seiten