Art Brut – Jean Dubuffet und die Kunst der Außenseiter

Autoren
Übersetzer
Franka Günther
Maurice Thys
Verlag
Èditions Flammarion

Zusammenfassung zu “Art Brut – Jean Dubuffet und die Kunst der Außenseiter”

Die Autorin dieses Buches über die „Art Brut“, dem ihre Dissertation zugrunde liegt, Lucienne Peiry, ist seit 2001 Direktorin der Collection de l`Art Brut in Lausanne – also eine ausgemachte Fachfrau für das Thema. Das Geleitwort verfasste Michel Thévoz, seinerseits ebenfalls eine Koryphäe für diese Kunstrichtung. Das erste Kapitel „Das andere und das Anderswo“ befasst sich intensiv mit der Vorgeschichte der Art brut und ihrem Erfinder Jean Dubuffet. Der gesellschaftliche Kontext, der das Entstehen einer Kunst jenseits der Kunst beförderte, wird sowohl zeitgeschichtlich als auch aus dem Leben Dubuffets heraus beleuchtet. Im zweiten Kapitel „Das erste Abenteuer der Art Brut“ wird vor den Augen des Lesers der Grundstock für die „Collection de l`Art Brut“ geschaffen, der Jean Dubuffet den größten Teil seines weiteren Lebens widmete. Im Abschnitt „New York und Vence“ wandert die Art-Brut Sammlung von Jean Dubuffet nach East Hampton aus und der Künstler Jean Dubuffet widmet sich seinem eigenen künstlerischen Schaffen. Der Titel sagt es schon, im Kapitel Vier wird die Geschichte von der „Wiedergeburt der Compagnie de l`Art brut“ erzählt. Die mittlerweile riesige Sammlung von Kunstwerken kehrt nach Paris zurück. Kapitel Fünf tituliert mit „Ein Antimuseum“ und erzählt von der Entwicklung des Konzeptes für das erste Art Brut Museum, für die Collection de l`Art Brut, die nun im schweizerischen Lausanne im Chateau de Beaulieu, für die Öffentlichkeit zugänglich, untergebracht wird. Das sechste Kapitel „Verwandschaften und Einflüsse“ rezipiert die Bewertung der Art Brut in der Öffentlichkeit und ihren Einfluss auf Weiterentwicklungen in der Kunst. Ausführlich geht die Autorin dabei auf die „Konfrontation mit der kulturellen Kunst“ ein, die – in der Natur der Sache liegend – immer ein Reizthema für die in dem Buch vorgestellte Art Brut Kunst war. Die „Zusammenfassung“ gibt einen Ausblick auf mögliche Entwicklungen dieser Kunstrichtung. Anmerkungen und Bibliografie des Werkes entsprechen den Standards einer wissenschaftlichen Arbeit.

Zitate

„Der Künstler der Art Brut kann heute nicht mehr derselbe sein wie der von gestern. Der künstlerische, soziale und ökonomische Kontext hat sich geändert, die Themen sind andere. Die leistungsstarke und wettbewerbsfähige westliche Zivilisation ist jedoch längst nicht frei von Abweichungen und Randexistenzen. Zu den neuen Ausgeschlossenen gehören am Ende dieses Jahrtausends die Alten, denen als ‚Ausgestoßene von heute‘ Existenzberechtigung und gesellschaftlicher Status verweigert wird.“

„Art brut ist ein ideologisches Phänomen. Sie ist eine der wesentlichen Phasen ästhetischer, soziologischer und institutioneller Dezentrierungen und Umbrüche in der europäischen Kultur des 20. Jahrhunderts. Ohne Zweifel hat sie ihr letztes Wort noch nicht gesprochen.“

Persönliche Bewertung

Kenntnisreiche Dissertation zur Entwicklung der Kunstrichtung Art Brut

5 von 5

Die Autorin Lucienne Peiry ist eine Insiderin mit wissenschaftlicher Ausbildung und hat sicher das detail- und kenntnisreichste Werk zur Entwicklung der Art Brut herausgegeben. Das Buch ist für den Fachmann bestimmt ein unverzichtbares Nachschlagwerk, für den laienhaften Leser jedoch etwas sperrig lesbar. Zwar bemüht sich die Autorin um eine verständliche Sprache, aber selbst wo das gelingt, schreckt die komprimierte Schriftsetzung ab. Ebenfalls recht klein geraten – die eigentlich so wichtigen Illustrationen. Das Buch kann den Charakter einer Dissertation nicht verleugnen und ist daher für den einfach nur kunstinteressierten Leser nur bedingt zu empfehlen.

Originaltitel
Art Brut
ISBN10
2080210297
ISBN13
9782080210296
Dt. Erstveröffentlichung
2005
Gebundene Ausgabe
318 Seiten