Edouard Manet

Leben und Werk

Autoren
Verlag
Belser Verlag
Anspruch
5 von 5
Humor
3 von 5
Lesespaß
3 von 5
Schreibstil
3 von 5
Spannung
3 von 5

Bei Amazon ansehen

Zusammenfassung zu “Edouard Manet”

Der Autor dieser Manet-Biographie ist Kunsthistoriker und Kritiker, gehört dem AICA und dem PEN an und ist Komtur des Ritterordens vom heiligen Papst Silvester – also ein ausgemachter Fachmann. Seine Darstellung von Manets Leben und Werk startet er mit einem Blick auf dessen Vorfahren. Er beleuchtet Manets schwieriges Verhältnis zum Vater und seinen holprigen Weg hin zur Maler-Ausbildung („Wer nichts wird Maler“). Erst spät gelingt es Manet seinen eigenen Mal-Stil zu entwickeln, dann kommen aber gleich die skandalträchtigen Meisterwerke, deren Historie und Rezeption in Kapiteln wie „Skandal im Salon“ und „Geistiger Diebstahl“ und „Polizeischutz für die Olympia“ umfassend dargestellt werden. Auch das Privatleben des Malers wird – soweit bekannt – erörtert. So geht Henze auf das „Geheimnis der Leenhoff“ genauso ausführlich wie auf „Berthe Morisot“ein, wobei er letzterer Dame dann doch ein innigeres Verhältnis zum Maler unterstellt, als historisch nachgewiesen ist. Insgesamt bleiben Kunst und Leben des „revolutionären Malers“ miteinander verwoben. Der Leser wird sowohl in das „Spanische Zwischenspiel“ wie auch in die enge Beziehung zu „Emile Zola“, in die Entstehungsgeschichte der „Maximilian von Mexiko“ – Bilder aber auch in die impressionistische Phase ( „Boulogne-sur-Mer“; „Argenteuil“) eingeführt. Gegen Ende des Lebens erfüllt sich der Wunsch des Malers nach offizieller Anerkennung – er wird „Ritter der Ehrenlegion“. Mit einer umfassenden Würdigung im Kapitel „Umbra vitae modernae“ beendet der Autor seine Biografie. Bebildert sind Manets Leben und Werk mit 29 zum Teil großformatigen Farbtafeln und acht schwarz-weiß Bildern. Eine Zeitübersicht, in der die wichtigsten Daten aus Manets Leben mit bedeutsamen kunsthistorischen und politischen Ereignissen verknüpft sind, rundet das Werk ab.

Zitate

„Frankreich hatte indessen ein anderes Verhältnis zum Künstler. Wer Maler werden wollte, entschied sich für eine gute bürgerliche Laufbahn. Die Kunst war ein Beruf wie ein anderer, den man fast mit einer militärischen Laufbahn vergleichen konnte, in gleicher Weise von Vorschriften beherrscht, die eine regelmäßige Beförderung ermöglichten und als höchste Auszeichnung Ruhm und Reichtum, eine gute soziale Stellung und großen Einfluß verhießen …Der Weg zum Ruhm führte durch die strengen Ateliers der Ècole des Beaux-Arts. Dort bereiteten langweilige Vorträge und nüchterne Unterrichtsstunden die Schüler darauf vor, die Stufenleiter zur Vollkommenheit zu erklimmen, die von ‚mentions honorables‘ zu Medaillien, vom Prix de Rome zu staatlichen Aufkäufen, und von staatlichen Aufträgen zur Wahl in die Acadèmie des Beaux-Arts führten.“

„Zu sagen, Edourd habe seiner Krankheit getrotzt, wäre unsinnig. Bei unheilbaren, tödlich verlaufenden Krankheiten hilft kein Willensakt. Manet hatte vielmehr Glück im Unglück. Die Krankheit schonte ihn, der Tod wuchs langsam. Er konnte weitermalen und die zweite Periode des Schaffens mit Meisterwerken erfüllen, er war sogar in der Lage, das Stammcafè Guerbois zu verlassen und auf den Montmartre umzusiedeln.“

Persönliche Bewertung

Lesbare, kenntnisreiche Künstler-Biografie, die sich jedoch im Tonfall vergreift.

3 von 5

Ein Künstler und sein Leben – das sich im Falle des Edouard Manets gut zu einem tragisch-spannenden Roman verarbeiten ließe. Über weite Strecken gelingt es dem Autor und Kunsthistoriker Anton Henze dann auch, zumindest eine gewisse Spannung aufrechtzuerhalten. Problematisch ist jedoch der irgendwie recht schwülstige, übertreibende, leicht barocke Tonfall des Anton Henze, der bei aller Sachkenntnis, die sich sicher in den Zeilen versteckt, schnell ermüdend wirkt. Und zudem die Tragik im Leben des Künstlers abschwächt. Manet war ein Exzentriker, auch Henze beschreibt ihn als gespaltene Persönlichkeit, verwischt diese Tatsache aber immer wieder, indem er gerade zum Ende hin den Künstler und Menschen Manet fast in den Rang eines Heiligen erhebt. Für den Leser fast unerträglich, die Abschlusszeile dieser Biografie, die gleichsam das Buch klassifiziert: „Wer aber weiß, ob die Tränen, die Berthe Morisot am offenen Grabe weinte, in den Waagschalen des Engels nicht mehr wiegen als alle Worte?“ Wozu man noch wissen sollte, dass besagte Berthe Morisot die Ehefrau von Manets Bruder war. Ein Trostpflästerchen bietet das Buch jedoch – die Farbabbildungen sind von guter Qualität.

Fazit

Eine kenntnisreiche Künstler-Biografie mit Farbabbildungen, deren übertreibender, barocker Stil jedoch schnell ermüdend wirkt.

ISBN10
3763019189
ISBN13
9783763019182
Dt. Erstveröffentlichung
1982
Gebundene Ausgabe
93 Seiten