Fauvismus – Die Wilden in Paris
(Matisse, Derain, Vlaminck, Marquet, Camoin, Manguin, van Dongen, Friesz, Braque, Dufy)
Zusammenfassung zu “Fauvismus – Die Wilden in Paris”
Dem Autor, Jean-Louis Ferrier war es immer ein Anliegen, kunstgeschichtliche Darstellungen derart zu schreiben, dass sie auch einer breiten Leserschaft verständlich werden. Was für einen, der im Hauptberuf Kunstkritiker ist, nicht gerade selbstverständlich ist.
So startet dieses Buch schon mit einer recht leicht lesbaren Einleitung über das Wesensmerkmal des Fauvismus, über „Die Herrschaft der Farbe“. (Und einer gelungenen ganzseitigen Reproduktion von Matisses „Die Zigeunerin“). Nach der Einleitung, in der Verständnis für die historischen Wurzeln der Entwicklung des Fauvismus geweckt wurde, geht es weiter mit der Kunstrichtung selbst, nämlich ihrer kurzen Entwicklung zwischen 1905 und 1908. Mit abgehandelt werden an dieser Stelle sowohl die „theoretischen Quellen des Fauvismus“ als auch „Wesen und Wirkung des Fauvismus“. Schon auf Seite 29 begegnet uns das erste Künstlerporträt, es ist das von Henri Matisse. In jeweils mehrere Abschnitte untergliedert werden künstlerisch bedeutende Meilensteine im Leben des Künstlers und seiner Werke vorgestellt. Dabei enthält der Autor sich nicht eigener Meinungsäußerungen. Diese werden aber selten aufdringlich und wirken auch selten herabwürdigend. Allerdings auch nicht immer sehr offen. Aber damit mögen sich andere auseinandersetzen. Am Ende des Buches finden sich noch einmal Kurzbiografien aller vorgestellten Künstler, denn die biografischen Daten in den Artikeln beziehen sich, dem Tenor des Buches geschuldet, stärker auf die fauvistischen Phasen im Leben der Künstler. Hervorhebenswert sind die Reproduktionen, die allesamt farbig sind und in verschiedenen Größen auftauchen. Durch das Darstellen desselben Bildes in verschiedenen Maßen, oder auch in verschiedenen Ausschnitten, gelingt es den Herausgebern, interessante visuelle Effekte zu erzielen, die dem Betrachter die Bilder tatsächlich näher bringen können.
Vorgestellte Künstler
Matisse oder der Anspruch
Derain – zwischen Überlegung und Übersteigerung
Vlaminck und der Triumpf des Instinkts
Marquet – die Redlichkeit der Kunst
Camoin oder die gemäßigte Palette
Manguin – der Maler der Lebensfreude
Van Dongen oder die Erotik der Malerei
Friesz und die Orchestrierung in Farben
Braque – der Abtrünnige
Dufy oder das Märchenreich der Farbe
Zitate
„Die Fauvisten sind nicht so systematisch wie Seurat oder Gauguin; sie neigen sich eher van Gogh mit seiner wilden Malweise zu. Tatsächlich bildete der Fauvismus im Gegensatz zum Synthetismus und zum Neo-Impressionismu niemals eine echte Schule im eigentlichen Sinn, mit einem Programm, festen Regeln und Verboten. Er ist vielmehr eine befristete Bewegung, entstanden aus dem Zusammenschluss einer kleinen Zahl von Künstlern mit gleicher Zielsetzung, die das Schicksal zusammenführte – oft genug in der Kunstgeschichte haben sich aus solchen Konstellationen außerordentlich fruchtbare Strömungen entwickelt.“
Persönliche Bewertung
Gut-verständliches, unterhaltsam und fundiert geschriebenes Standardwerk, das durch seine Abbildungen besticht.
Ein wunderbares Kunstbuch. Es bebildert und beschreibt den Farbenrausch des Fauvismus, etabliert diese Kunstrichtung als eigenständig wahrnehmbar, legt Wurzeln frei und zeigt Entwicklungswege auf. Denn die meisten der Fauve-Maler mauserten sich zu den ganz Großen in der Kunst, wie beispielsweise Henri Matisse und André Derain, aber auch ein Theodor van Dongen und ein George Braque gehören dazu. Die Malerei der Fauves berührt die Seelen, und genau das gelingt dem Autor mit diesem Buch auch. Den Geschichten, die er über die Schöpfer der Kunstwerke erzählt, merkt man seine enge Beziehung zu diesen Werken an. Und das ist angenehm, denn es macht aus einem trockenen Kunstbuch ein echtes Lesebuch. Dass trotzdem ein Standardwerk zum Fauvismus dabei heraus gekommen, liegt sicher daran, dass jeder einzelne Text die gründliche Recherche und das genaue, nahezu intime Wissen des Autors durchblitzen lassen. Rundherum zu empfehlen, wenn man sich mit dieser herzerwärmenden Kunstrichtung einmal etwas vertrauter machen möchte.
- ISBN10
- 2879390532
- ISBN13
- 9782879390536
- Dt. Erstveröffentlichung
- 1992
- Gebundene Ausgabe
- 224 Seiten