Lamettaspuk

Weihnachtliche Gespenstergeschichten

Verlag
Diogenes Verlag

Zusammenfassung zu “Lamettaspuk”

Mit Weihnachten verbinden die meisten Menschen herzerwärmende Geschichten, Romane über Romanzen, Freundschaft und Nächstenliebe, rührende Erzählungen aus dem menschlichen Miteinander. Doch es geht auch anders: In dieser Anthologie versammeln sich Weihnachtsgeschichten der anderen Art: Kurzgeschichten über Gespenster und andere unheimliche Spukerscheinungen. Doch es sind nicht irgendwelche Gespenstererzählungen, sondern es finden sich große Namen unter den Autoren. Charles Dickens‘ Weihnachtsgeschichte (in diesem Fall unter dem Namen „Weihnachtslied“) darf natürlich nicht fehlen, dazu gibt es eine zweite Geschichte von Dickens, in der der mürrische missgännende Totengräber in der Weihnachtsnacht eine Lektion erteilt bekommt. Andere bekannte Autoren, deren Erzählungen in „Lamettaspuk“ zu lesen sind, sind Ray Bradbury (mit zwei Geschichten: der Wunsch eines trauernden Sohnes, den Vater in der Weihnachtsnacht noch einmal für eine Stunde zu sehen, ohne die Konsequenzen zu bedenken sowie die Geschichte um den Pfarrer mit seinem besonderen Beichtstuhlgast), Joan Aiken (die gewaltsam gestorbene Fährsfrau, die ihr Unwesen am Wasser treibt) oder Muriel Spark (die einzige Geschichte über den Geist eines Lebendigen). Weitere Geschichten kommen von Hugh Walpole, Rosemary Timperley, Anton Pavlovič Čechov, Wilhelm Raabe und André Maurois. Am Ende des Buches finden sich Nachweise der Geschichten sowie Lebensdaten der versammelten Autoren.

Zitate

„Auf einem aufrecht stehenden Grabstein, dicht neben ihm, saß ein seltsames überirdisches Wesen, und Gabriel fühlte sogleich, dass es nicht von dieser Welt sein konnte. Die langen phantastischen Beine, die den Boden leicht hätten erreichen können, waren hinaufgezogen und kreuzten sich auf eine seltsame Weise; die nervigen Arme waren nackt, und die Hände ruhten auf den Knien. Auf dem runden Leib trug die Gestalt ein enganschließendes Gewand, mit kleinen Litzen verziert, und auf dem Rücken hing ihr ein kurzer Mantel. Der Kragen war in seltsame Spitzen ausgeschnitten, die dem Gespenst als Krause oder Halstuch dienten, und die Schuhe liefen an den Zehen in lange Hörner aus. Auf dem Kopf trug es einen breitkrempigen Zuckerhut mit einer einzigen Feder. Das Gespenst, ganz mit Reif überzogen, sah aus, als säße es schon ein paar Jahrhunderte lang ganz behaglich auf dem Grabstein. Es saß vollkommen still, bleckte, wie zum Hohn, die Zunge heraus und sah Gabriel Grub mit einem Grinsen an, wie es eben nur ein Gespenst zuwege zu bringen vermag.“
(aus: Charles Dickens „Die Geschichte von den Kobolden, die einen Totengräber entführten“)

„Es war am Heiligabend, als Pfarrer Mellon kurz vor Mitternacht wieder aufwachte, nachdem er erst ein paar Minuten geschlafen hatte. Ein sonderbares Gefühl drängte ihn, aufzustehen, hinzugehen und die Tür seiner Kirche zu öffnen, ganz weit, dass der Schnee hereinwehte, und sich dann in den Beichtstuhl zu setzen und zu warten.
Zu warten, worauf? Wer wusste das? Wer hätte es sagen können? Aber der Drang war so unglaublich stark, dass er sich einfach nicht verleugnen ließ.“
(aus: Ray Bradbury „Segne mich, Vater, denn ich habe gesündigt“)

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Persönliche Bewertung

Festliche Spukgeschichten von den großen Namen der Literatur

5 von 5

Weihnachten und Gespenstergeschichten – wie passt das zusammen? So man etwas dafür übrig hat: ausgezeichnet, wie diese Anthologie zeigt! Gerade die Tage vor Weihnachten gehören schließlich zu den dunkelsten des ganzen Jahres, und was könnte da behaglicher sein, als bei Kerzenschein im festlich geschmückten Heim zu sitzen und sich wohligen Schauern auszusetzen, die über den Rücken laufen? Insbesondere, da alle der ausgewählten Autoren nicht mehr unter den Lebenden weilen, es sozusagen Geistergeschichten aus der Vergangenheit sind, wenn man so möchte.

Die Namen der Autoren sprechen für sich und die Qualität der Geschichten: Große Namen, die man in Verbindung bringt mit brillanten Schauergeschichten (Rosemary Timperley und Charles Dickens beispielsweise) und die Anspruch und eine beeindruckende Sprache garantieren. Was alle Geschichten charakterisiert, ist ein tiefgründiges Grauen, keine plumpen Schocker, keine Gewalttätigkeit, sondern schleichendes Unbehagen mit dem Auftreten der Geister, die nicht immer lebensbedrohlich, immer jedoch etwas beklemmend wirken. Einige von ihnen haben Lektionen im Gepäck, helfen den Hauptfiguren (und vielleicht auch dem Leser), etwas zu begreifen, andere Geister künden von klassischen gewaltsamen Toden – und finden in manchen Fällen sogar Erlösung.

Fazit

Zugegeben – die Kombination ist nicht für jeden Leser und jede Leserin ein Gewinn, wer jedoch von traditionellen Weihnachtsgeschichten genug hat oder einfach mal etwas anderes lesen möchte, wird seine Freude an diesen Erzählungen haben! Große Namen und erstklassige Übersetzungen sorgen für einen anspruchsvollen Schreibstil und höchste Spannung. Eine unwiderstehliche Mischung aus Gänsehaut, Nostalgie und Erzählkunst!

ISBN10
325724178X
ISBN13
9783257241785
Dt. Erstveröffentlichung
2013
Broschierte Ausgabe
249 Seiten