In dieser ganz besonderen Nacht

Autoren
Verlag
cbj Verlag
Anspruch
2 von 5
Humor
3 von 5
Lesespaß
3 von 5
Schreibstil
5 von 5
Spannung
3 von 5

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Zusammenfassung zu “In dieser ganz besonderen Nacht”

Nachdem ihre Mutter an Krebs starb, muss Amber aus einer deutschen Kleinstadt zu ihrem Vater nach San Francisco ziehen, und das gegen ihren Willen. Ted, ihren Vater, kennt sie kaum, ihr neues Zuhause ist ihr fremd, und sie fühlt sich einsam und traurig. Auch die Gefahren der Großstadt muss Amber bald kennenlernen. In einem leer stehenden Haus richtet sie sich einen Rückzugsort ein, wo sie lesen und ihren Gedanken nachhängen kann. Als sie eines Tages in diesem Haus einen fremden Jungen antrifft, erschrickt sie zunächst sehr, freundet sich dann jedoch mit Nathaniel an. Amber verliebt sich in den geheimnisvollen Jungen, den sie für einen Obdachlosen hält. Er scheint sie auch zu mögen, hält jedoch stets Abstand zu ihr. Als sie es nicht mehr aushält und ihn zur Rede stellt, muss Amber erleben, dass Nathaniel kein lebendiger Mensch ist. Sie zweifelt an ihrem Verstand und lässt sich auf Teds Angebot ein, psychologische Betreuung in Anspruch zu nehmen. Hilfe findet Amber jedoch nicht in Dr. Katz, sondern in ihrem Mitschüler Matt, der selbst Geister sehen kann, und seiner Freundin Holly, die sie nicht sehen kann, sich jedoch viel über sie angelesen hat.

Matt und Holly heißen Ambers Beziehung zu Nathaniel nicht gut, denn aus ihrer Erfahrung gibt es keine freundlich gesinnten Geister. Sie fürchten, dass Nathaniel ihrer Freundin etwas zuleide tun könnte. Amber lässt sich jedoch nicht beirren und genießt die Zweisamkeit mit Nathaniel. Einziger Wermutstropfen: Eine normale Beziehung ist mit einem nicht-stofflichen Jungen nicht möglich, Berührungen gleichen eher einem Windhauch als einer körperlichen Erfahrung. Und so kommt es, dass Amber in ihrem unbeantworteten Sehnen ihren Schulfreund Shane küsst, den Schwarm der Schule. Shane kann ebenfalls Geister sehen, seit seine Freundin durch einen Unfall ums Leben kam. Zwar hätte die Beziehung zu Shane größere Zukunftsaussichten als die Liebe zu Nathaniel, doch Amber entscheidet sich für den Geisterjungen. Und es gibt Hoffnung: In einer einzigen Nacht des Jahres ist Nathaniel körperlicher als sonst. Ambers Freunde raten ihr dringend davon ab, sich auf Nathaniel einzulassen, denn es ist nicht vorherzusehen, welche Folgen die Vereinigung mit einem Geist haben wird, doch Amber ist fest entschlossen, nicht auf die Warnungen zu hören…

Wichtige Charaktere

  • Amber
  • ihre Mutter
  • ihr Vater Ted
  • Gabi
  • Nathaniel
  • Matt. Shane, Abby und Holly
  • Dr. Katz

Zitate

„Ich klemmte die Unterlippe zwischen die Zähne und starrte auf den Rucksack zwischen meinen Füßen. Mein Verlust. Die Mutter verloren. Merkwürdige Ausdrücke dafür, was mir passiert war, dachte ich. Man konnte doch einen Menschen nicht verlieren wie einen Schlüssel oder einen Geldbeutel! Und noch viel weniger konnte man ihn suchen gehen und vielleicht wiederfinden. Mam kam nicht wieder, auch wenn ich manchmal nachts davon träumte. Dass sie mich in den Arm nahm und mir zuflüsterte, das sei alles ein großer Irrtum der Ärzte gewesen, aber jetzt sei sie wieder da, sie sei wieder gesund und würde nie wieder weggehen.“

Es war gut gewesen, dass der Zorn irgendwann nachließ und einer Taubheit Platz machte. Mit einer grauen Mehligkeit von Zeit, in der Hell und Dunkel, Tag und Nacht nicht mehr waren als ein Wimpernschlag. Sie hatte das geändert und meine Tage zerschnitten in die kurzen, lichten und leichten Spannen mit ihr und die langen, dunklen, schweren ohne sie. Und nun war alles wie vorher, ein zäher, finsterer Brei.

Trailer zum Buch

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Leseprobe beim Verlag

Persönliche Bewertung

Poetisch erzählte, jedoch leider sehr oberflächliche Geister-Liebesgeschichte

3 von 5

Gleich vorab: Selten gibt es Bücher, deren Anspruch/Inhalt und Sprache so weit auseinanderklaffen wie dies in dieser Geschichte der Fall ist. Der Gegensatz aus einer sehr schönen stimmungsvollen Sprache der Autorin und mangelnder Tiefe im Inhalt ist ebenso erstaunlich wie ärgerlich, denn aus der Idee hätte man so viel mehr machen können!

Bestsellerautorin Nicole C. Vosseler erzählt ihre Geschichte weitgehend aus Sicht des jugendlichen Mädchens Amber. Dem Umfeld der High School verleiht sie durch bestimmte Begriffe aus der Jugendsprache („goatee“) und die Integration populärer Bands und anderer Musiker (P!ink, Unheilig, HIM, Nightwish, Evanescence) sowie die Nennung von und Anspielung auf bestimmte Markennamen für Produkte (UGGs, iPhone) Authentizität. Zeitgemäß wird außerdem der neue Beziehungsstatus per Facebook bekannt gegeben. Dies sorgt dafür, dass sich jugendliche Leser (vor allem sicherlich Leserinnen) im Buch wiederfinden, für Ältere ist die Geschichte vor diesem Hintergrund nur bedingt geeignet.

Die Charaktere der Geschichte sind zum Teil interessant gewählt. Leider wirkt der Hauptcharakter der Amber eher oberflächlich. Unerfreulich ist, dass einer der wichtigsten Sympathieträger in der Geschichte, Holly, wie selbstverständlich raucht. Sicherlich soll dies den Charakter authentisch machen und es passt zur Figur. Zigaretten als Selbstverständlichkeit sollten in einem Jugendbuch jedoch nichts zu suchen haben. Besonders dann, wenn es sich um eine Kettenraucherin handelt. Vor dem Hintergrund, dass Ambers Mutter an Krebs starb, wirkt der derart unkritische Umgang mit einem der Krebsverursacher Nummer eins recht gedankenlos. Neben ihrem ausgeflippten Äußeren und ihrer Fürsorge für Amber (hier zeigt die Autorin immerhin, dass sich hinter einem auffälligen Äußeren unerwartete innere Werte verbergen können) wird Holly als Sexsymbol präsentiert. Natürlich haben alle weiblichen Charaktere der Geschichte eine gute Figur und sind hübsch – ein etwas zweifelhaftes Signal für die jugendliche weibliche Leserschaft, das zudem ermüdend klischeehaft wirkt.

Ebenso klischeebeladen ist die Entwicklung von Abby: das Gothicmädchen ist nur deswegen in schwarz gekleidet ist, weil es in ihrer Seele düster ist, später mutiert sie zum „normalen“, relativ angepassten Mädchen. Verständnis für bestimmte Subkulturen fördert diese eindimensionale Darstellung nicht gerade. Weitere Punkte, die negativ auffallen sind die scherzharte und leichtfertige Verwendung des Wortes „Alzheimer“ (Amber will nachsehen, ab welchem Alter man Alzheimer bekommen kann, weil sie Dinge vergisst) – vor dem Hintergrund, dass Ambers Mutter an einer ähnlich grausamen Krankheit starb, wirkt diese Bemerkung merkwürdig und fehl am Platz.

Ambers Beziehung zu Nathaniel, ihre Gedanken und Unterhaltungen wirken zum Teil recht kitschig-klischeehaft: Amber bringt seine Haut durch Berührungen zum Leuchten. Formulierungen wie „füreinander geschaffen“ sind wahrscheinlich nur für hartgesottene Fans von kitschigen Liebesgeschichten und werden anderen Lesern unangenehm aufstoßen. Ebenso fragwürdig ist es, wie die Beziehung ihren Lauf nimmt: Es stellt sich heraus, dass Nathaniel wegen eines Vergehens zu Lebzeiten dazu verdammt ist, ein Geist zu sein. Als sich das Rätsel um dieses Verbrechen lüftet, hält Amber trotzdem weiter zu Nathaniel, obwohl sich dieser als Mörder und als Rassist („Chink“) entpuppt hat – was besonders ironisch wirkt, weil Ambers bester Freund Matt einen asiatischen Migrationshintergrund hat. Nathaniel bereut seine Tat schrecklich, was angesichts seiner 130-jährigen Geisterexistenz erklärbar ist, aber dennoch wenig überzeugend wirkt.

Insgesamt lässt sich ein gewisser religiöser Hintergrund der Autorin vermuten – Hinweise hierauf sind die Anspielung auf das „Schicksal“ (die Probleme mit dieser Theorie sollten bekannt sein – sind Tod, Vergewaltigung, Mord „Schicksal“?!) sowie das „Gottesgeschenk“, das Amber für Nathaniel darstellt. Auch die klischeehafte Darstellung von „dem Amerikaner“, dem die Nationalhymne Tränen in den Augen treibt und der sich für Baseball und Football begeistert, trägt nicht zu einem anspruchsvollen Gesamteindruck des Buches bei. Leider muss man sagen: Das Anspruchsvollste ist insgesamt Ambers Innensicht ihrer Emotionen, während sie versucht, den Verlust ihrer Mutter zu verarbeiten und sich in ihrem neuen Leben zurechtzufinden. Davon abgesehen findet sich praktisch kein Anspruch in der Geschichte, kaum Gedankenanstöße, philosophische oder sozialkritische Ansätze. Ähnliches lässt sich über das sehr gewollte Happy End sagen. Die Autorin scheint sehr bemüht, alle Charaktere glücklich zu machen. Das Ende wirkt damit wenig authentisch und zu glattgebügelt.

Der Lesespaß zieht sich in dieser Geschichte für anspruchsvolle Leser und Leserinnen allein aus dem durchweg poetischen Schreibstil der Autorin, die Charaktere, Szenen (verschiedene Orte in San Francisco werden so ausführlich und farbenfroh beschrieben, dass man sich vor Ort glaubt) sehr plastisch und gelungen in Worte fasst. Interessant und abwechslungsreich ist auch die Erzählweise, die abwechselnd von Amber und Nathaniel als Ich-Erzähler geschildert wird. Man kann Nicole Vosseler sicherlich nicht vorwerfen, eine schlechte Autorin zu sein, woran es ihr mangelt, sind Innovation und Tiefgründigkeit, die zu ihrem ansonsten sehr ansprechenden Schreibstil passen würden.

Fazit

Man würde sich wünschen, dass eine so talentierte Autorin wie Nicole C. Vosseler ihre Sprachbegabung für tiefgründigere Geschichten abseits vom aktuell populären Genre nutzen würde. Mit Tiefgang und ohne überflüssige Klischees hätte ein sehr eindrucksvoller Roman entstehen können. So ist „In dieser ganz besonderen Nacht“ ein seichter, allerdings wunderbar geschriebener Romantic Fantasy Roman für eine jugendliche Zielgruppe ohne hohe Ansprüche an tiefsinnige Inhalte.

ISBN10
357015534X
ISBN13
9783570155349
Dt. Erstveröffentlichung
2013
Gebundene Ausgabe
576 Seiten
Empfohlenes Lesealter
Ab 12 Jahren