Eine echt verrückte Story

Autoren
Übersetzer
Silvia Morawetz
Werner Schmitz
Verlag
Heyne Verlag
Anspruch
5 von 5
Humor
4 von 5
Lesespaß
5 von 5
Schreibstil
5 von 5
Spannung
5 von 5

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Zusammenfassung zu “Eine echt verrückte Story”

Craig ist fünfzehn und leidet an einer schweren Depression. Die Krankheit beeinflusst sein Essverhalten, er kriegt nichts herunter oder muss sich übergeben, das Karrussell in seinem Kopf steht nie still. Seine Aufnahmeprüfung an einer Eliteschule hat Craig mit Bravour gemeistert, doch seit er auf diese Schule geht, ist sein Leben aus dem Gleichgewicht geraten. Er kommt nicht mit dem Lernstoff und den erwarteten außerschulischen Aktivitäten hinterher, seine Freizeit verbringt er lieber bei seinem Freund Aaron und kifft. Doch auch privat läuft nicht alles nach Vorstellung: Aaron ist mit Nia zusammen, in die sich auch Craig verliebt hat und von der er heimlich träumt. Als seine Eltern von seinen Problemen erfahren, stehen Termine bei verschiedenen Ärzten an. Craig bekommt Medikamente verschrieben, und besucht eine Gesprächstherapie. Doch er setzt das Medikament ab, ohne seine Familie oder seine Ärzte darüber zu unterrichten, und so kommt es, dass er eines Tages den Plan fasst, sich das Leben zu nehmen. Anstatt seinen Plan in die Tat umzusetzen, ruft Craig bei der Notfall-Hotline an und begibt sich auf den Rat hin zur Notaufnahme der nächsten Klinik.

Da die Jugendabteilung gerade renoviert wird, findet sich Craig bald in der geschlossenen psychiatrischen Erwachsenen-Abteilung der Klinik wieder – zusammen mit anderen Depressiven, einem Mädchen mit Schnitten im Gesicht, Magersüchtigen und Patienten mit einem Drogenproblem. Hier lernt er zwischenmenschliche Beziehungen kennen, wie er sie vorher nicht kannte, schließt tiefgründige Freundschaften, erfährt mehr über sich selbst, beginnt über wahre Werte und seine Krankheit nachzudenken und gewinnt auch einen neuen Blick auf seine bisherigen Freunde, seinen besten Freund Aaron und seinen Schwarm Nia…

Wichtige Charaktere

  • Craig Gilner
  • seine Eltern
  • seine Schwester Sarah
  • Nia
  • sein bester Freund Aaron Pardis
  • Dr. Minerva
  • Noelle
  • Muqtada
  • Präsident Armelio
  • Humble
  • Ebony
  • Johnny und Bobby
  • Jimmy

Zitate

„Ich hatte keinen Schimmer, was Nia hatte; vielleicht eine manische Depression. Eine manische Depression war viel cooler als eine echte Depression, weil man da die manischen Anteile abkriegte. Ich hatte gelesen, dass da nur die Post abgeht. Es war so unfair!“

„Ich stöhne. ‚Ich hab keine Ahnung, wie viel davon wirklich auf Chemie beruht. Manchmal denke ich, Depression ist auch bloß eine Art, mit der Welt klarzukommen. Die einen betrinken sich, andere nehmen Drogen, andere kriegen Depressionen. Es gibt so viel Zeug da draußen, dass man einfach irgendwas tun muss, um damit fertig zu werden.'“

„Jetzt geht das Karussell wieder los – irgendwann muss ich hier raus und in mein wirkliches Leben zurück. Das hier ist nicht wirklich. Das hier ist eine Kopie des Lebens für kaputte Leute. Mit der Kopie komme ich zurecht, mit dem wirklichen Leben nicht. Ich muss auf die Executive Pre-Professional zurück und mich mit Lehrern und Aaron und Nia herumschlagen, weil mir ja verdammt noch mal nichts Besseres einfällt. Ich habe alles auf diese blöde Prüfung gesetzt. Was kann ich denn sonst noch gut?
Nichts. Ich bin in gar nichts gut.“

Persönliche Bewertung

Beeindruckend nachdenkliche und gleichzeitig humorvolle Freundschaftsgeschichte

5 von 5

Die Ausgangssituation der Geschichte ist das typische Leben eines Jugendlichen: die Schwierigkeiten der Pubertät, Zukunftsängste, Parties und Drogen. Doch Craig ist nicht wie seine Freunde: Die Anforderungen der neuen Schule überfordern ihn und fördern seine Depression. „Eine echt verrückte Story“ ist eine Sozialstudie über das Leben eines Jugendlichen und ein Einblick in die Krankheit Depression aus der Sicht eines Betroffenen. Ohne Pathos und ohne zu beschönigen erzählt der sympathische Ich-Erzähler von seinem Zustand und sucht Erklärungen für seine Depression: Ist es die Chemie, die in seinem Kopf nicht stimmt oder ist es seine Art, mit der Welt fertig zu werden? Craig durchläuft eine ganze Bandbreite an Gefühlen gegenüber der eigenen Krankheit von Schuldgefühlen, weil es anderen vermeintlich viel schlechter geht, bis hin zu Resignation.

Der Autor bedient sich vieler Dialoge, um seine Geschichte zu erzählen, darunter auch Dialoge in Craigs Kopf, die er mit einem eingebildeten Soldaten führt. Es liegt vor allem an der einzigartigen Sprache, dass dieses Buch so lebensecht scheint, dass sogar Craigs mitunter für Nicht-Betroffene schwer nachvollziehbare Gedanken und Gefühle authentisch wirken. Die Hauptfigur ist ein scharfsinniger Beobachter seiner Mitmenschen und der Welt, der kein Blatt vor den Mund nimmt. Er lernt durch seinen Aufenthalt in der Psychiatrie eine ganz andere Art von Freundschaft kennen als die Beziehung zu seinen alten Bekannten, die er bisher für seine Freunde hielt. Die psychisch kranken Menschen auf seiner Station stellt der Autor zum Teil weit sympathischer dar als Craigs eigentliche Freunde und beweist: Begrenzte intellektuelle Kapazitäten oder eine „normale“ Wirklichkeit sind nicht so wichtig wie es Zusammenhalt ist. Craig lernt in den wenigen Tagen seines Aufenthalts die Bedeutung kleiner Dinge im Leben kennen. Für seine Mitpatienten entwickelt er sich darüber hinaus zu einem Lichtblick, gibt ihnen Hoffnung und ein Stück Lebensfreude in der trostlosen Kulisse der Station.

Alles in allem ist es erstaunlich, wie es dem Autor gelingt, ein so ernstes Thema gleichzeitig nachdenklich, unpathetisch, hoffnungs- und humorvoll zu behandeln. Dass man als Leser nicht umhin kann, hier und dort zu schmunzeln, liegt vor allem am ganz eigenen, manchmal ironischen Humor der Hauptfigur, der dafür sorgt, dass „Eine echt verrückte Story“ zwar keine leichte Kost, aber dennoch eine flüssig lesbare und für die Zielgruppe angemessene Lektüre ist. Besonders bemerkenswert: Ned Vizzini schrieb dieses Buch direkt, nachdem er Ende 2004 selbst 5 Tage in einer Erwachsenen-Psychiatrie verbrachte. Die Geschichte wurde außerdem unter dem Titel „It’s Kind Of A Funny Story“ 2010 verfilmt.

Fazit

Mit der Geschichte um Craig weckt der Autor Verständnis und mindestens Toleranz für psychische Krankheiten, zeigt sie als Menschen mit Vorlieben und Hoffnungen, mit ihren Absonderlichkeiten und ihrer Liebenswürdigkeit, aber auch ihren unsympathischen Seiten. Daneben ermöglicht Ned Vizzini mit seiner besonderen Sprache einen authentischen Einblick in das Innenleben eines depressiven Jugendlichen, das zum Nachdenken, aber auch zum Schmunzeln anregt.

Originaltitel
It's Kind of a Funny Story
ISBN10
3453534387
ISBN13
9783453534384
Dt. Erstveröffentlichung
2013 (2007)
Taschenbuchausgabe
384 Seiten
Empfohlenes Lesealter
Ab 14 Jahren