Die Konferenz der Vögel
Zusammenfassung zu “Die Konferenz der Vögel”
Nachdem der Dichter Attar sich in einen Wiedehopf verwandelt hat, hält er auf der einberufenen Konferenz aller Vögel der Welt eine Rede, in der er angesichts von Kriegen, Umweltverschmutzungen und allgemeiner Unzufriedenheit der Menschen Schlimmes befürchtet. Daher schlägt er vor, die Reise zum Berg Kaf anzutreten, um den dort wohnenden König Simorg um Hilfe zu bitten. Die anderen Vögel sind jedoch skeptisch, angesichts eines weiteren Königs, dessen Existenz ihnen bisher zudem unbekannt war. Als Beweis entrollt der Wiedehopf ein Papier, auf dem eine Zeichnung einer der weißen Federn Simorgs zu sehen ist. Die Argumente, die einige Vögel nichtsdestotrotz gegen die Suche vorbringen, kann er entkräften, und so fliegen alle gemeinsam los in die weite Welt. Um zu Simorg zu gelangen, müssen sie sieben verschiedene Täler überwinden: das Tal der Suche, der Liebe, der Erkenntnis, der Selbstgenügsamkeit, der Einheit, des Staunens und zuletzt das Tal des Todes…
Wichtige Charaktere
- der Dichter Attar
- ein Wiedehopf
- die Vögel der Welt
- der Berg Kaf
- König Simorg
Zitate
„Als der Dichter Attar eines Morgens aus einem unruhigen Traum erwachte, stellte er fest, dass er ein Wiedehopf war…“
„Auf, ihr tapferen Vögel!
Schlagt geschwind eure Flügel.
Die Liebe liebt das Schwierige.
Wir sind unterwegs!“
Persönliche Bewertung
Ein Juwel - inhaltlich wie gestalterisch eine Klasse für sich!
Peter Sis, vielfach ausgezeichneter Bilderbuchkünstler (zuletzt erhielt er 2012 den Hans Christian Andersen Preis), legt mit „Die Konferenz der Vögel“ seine Interpretation des großen persischen Versepos „Mantiq Ut-tair“ (“Die Vogelgespräche“) aus dem 12. Jahrhundert vor, welches durch die Theateradaption von Jean-Claude Carrière und Peter Brooks als „Die Konferenz der Vögel“ bekannt wurde. Der Aladin Verlag hat dem Buch eine seinem Inhalt entsprechende sehr hochwertige Ausstatttung zukommen lassen. Die rauhe und recht dicke Papierqualität lassen Peter Sis‘ Illustrationen wunderbar zur Geltung kommen. In einem Anhang erfährt man zudem etwas über den Originalautor und die Inspirationsquellen von Peter Sis.
Wer „Die Konferenz der Vögel“ aufschlägt, wird mit dem ersten Satz, der sehr an den ersten Satz aus Kafkas „Die Verwandlung“ erinnert, in eine spannungsvolle Grundhaltung versetzt. Brilliant vollzieht Sis anschließend über mehrere Seiten ohne Worte die Metarmorphose des Dichters zum Wiedehopf, um ihn dann in ein Meer von Vögeln eintauchen zu lassen. Das Buch besteht aus fünf Teilen, wovon der vierte Teil mit den sieben zu überwindenden Tälern den meisten Raum erhält. Den sufistischen Hintergrund des Originals setzt Sis lobenswert unreligiös um, die im Original vorhandenen Gottbezüge, z.B. bei einzelnen Tälern, klammert er komplett aus. Vielmehr steht die Abkehr von externen Lösungen und stattdessen eine Orientierung nach Innen im Mittelpunkt des Buchs. Schon im ersten Teil wird durch eine Analogie deutlich, dass der gesuchte Simorg die Liebe ist, verborgen hinter einem Wolkenschleier. Dass es am Ende genau 30 Vögel sind, die es bis ans Ziel schaffen liegt an dem Wortspiel „Simorg“, auseinander geschrieben als „si murgh“ bedeutet es im Persischen „dreißig Vögel“.
Peter Sis‘ Stil ist einzigartig und unverwechselbar; mit diesem „Bilderbuch“ zeigt er erneut eindrucksvoll, wie er sich große Inhalte erschließt und auf deren Grundlage seine ganz eigene Interpretation entstehen lässt. Dabei ergänzen sich seine Texte mit seiner Illustrationskunst auf beste Weise zu einem Augenschmaus, den man immer wieder gerne und andächtig betrachtet. Meditativ, beruhigend und berührend faszinieren einen diese Kunstwerke, ein Materialmix aus Aquarellen kombiniert mit feinsten Strichen, ab und an ergänzt um Stempelaufdrucke. Die Bilder aus der Vogelperspektive von den Tälern und ihren Labyrinthen, jeweils in einer eigenen Farbe gestaltet, folgen stets einem wiederkehrenden Muster und zeigen, wie das ganze Buch perfekt konzipiert wurde. Manchmal variiert Sis nur minimale Nuancen und man fragt sich unweigerlich, was die Bilder für eine Fleißarbeit gewesen sein müssen.
Zugegebenermaßen ist das vom Verlag angegebene Lesealter bei der Komplexität und Vielschichtigkeit des Themas sehr ambitioniert zu nennen. Aber wie der Autor selber in einem Videointerview sinngemäß und nachvollziehbar erwähnte, kann man nicht verallgemeinernd die Zielgruppe auf Erwachsene beschränken, wenn vielleicht ein aufgewecktes sechsjähriges Kind das Buch mehr versteht als so mancher Erwachsene. Bei der Wertigkeit des Buchs sollte man allerdings aufpassen, dass es nicht beschädigt wird…
Fazit
Peter Sis läd zum Eintauchen in einen alten persischen Epos ein, den er auf seine unvergleichliche Weise komprimiert interpretiert und in farbenprächtige Bilderwelten hüllt. „Die Konferenz der Vögel“ ist eine Reise zu sich selbst und ein Abbild all jener, die sich auf den Weg gemacht haben.
- Originaltitel
- The Conference of the Birds
- ISBN10
- 3848900025
- ISBN13
- 9783848900022
- Dt. Erstveröffentlichung
- 2013
- Gebundene Ausgabe
- 160 Seiten
- Empfohlenes Lesealter
- Ab 6 Jahren