Das Jahr des Gärtners
Zusammenfassung zu “Das Jahr des Gärtners”
Im Jahre 1929, in aufrührenden Zeiten, verfasste der politisch engagierte Schriftsteller Karel Čapek, einer der größten Schriftsteller Tschechiens überhaupt, dieses kleine Büchlein für den Gartenliebhaber. Inhalt des Buches ist die ungemein humorvolle und zugleich kenntnisreiche Darstellung eines Gartenjahres – aus der Sicht des Gärtners. Besagter Gärtner erscheint, skizziert mit den Worten eines Schriftstellers vom Range Capeks, eine ganz besonders eigene Spezies Mensch zu sein. Capek Ziel ist, das Wesen dieser ganz speziellen Spezies zu ergründen, in dem er dem Gärtner durch sein Jahr folgt. So finden sich in dem Buch alle zwölf Monate, vom „Gärtner im Januar“ bis hin zum „Gärtner im Dezember“ dargestellt, mit ziemlich genauer Anleitung, was pro Monat im Garten zu tun ist. Wild zwischen die Gartenmonate gestreut gibt es Erläuterungen zu Themen wie „Samen“; und „Die Knospen“ oder Anmerkungen wie die „Von den Kakteenzüchtern“. Natürlich findet sich auch „Ein Kapitel Botanik“. Besonders romantisch gelungen: die Betrachtungen „Von den Schönheiten des Herbstes“. Abgeschlossen wird das Büchlein mit Capek`s Sichtweise auf das „Leben des Gärtners“, welches sich, bei näherer Betrachtung wohl hauptsächlich in der Zukunft abspielt.
Lange Zeit war diese Perle der Gartenliteratur, die 1932 erstmals auf Deutsch erschien und zudem eine echte Perle der essayistischen Satire ist, vergriffen. Dem Aufbau-Verlag ist es zu verdanken, dass dieses Buch nach fast zwanzig Jahren wieder neu aufgelegt wurde.
Zitate
„Dein Verhältnis zu den Dingen hat sich merklich geändert. Sobald es regnet, sagst du, dein Garten bekomme den Regen ab; sowie die Sonne scheint, ist es dein Garten, auf den sie strahlt; ist es Nacht, so freust du dich, daß dein Garten in ihrem Dunklen ruht.“
„Allen sonstigen Meinungen zum Trotz entsteht ein Gärtner weder aus Samen noch aus Schößlingen, Zwiebeln, Knollen oder Ablegern, er wächst einzig und allein durch die Erfahrung, durch die Umgebung und durch Naturbedingungen“.
„Die Fleischerflora gedeiht hinter den Auslagen der Fleischerläden, zwischen zurechtgemachten Lendenstücken, Keulen, Lammbraten und Würsten. Ihr gehören nur wenige Arten an wie die Aukuba, der Asparagus Sprengerei, von den Kakteen der Cereus und Echinopsis; bei Selchern wächst die Araucaria in Blumentöpfen und manchmal die Aurikel.“
„Wir Gärtner leben irgendwie in der Zukunft; wenn unsere Rosen blühen, denken wir schon daran, daß sie im kommenden Jahr noch schöner blühen werden. Und so nach zehn Jahren wird aus diesem Tannenbäumchen ein richtiger Baum – wenn nur schon die zehn Jahre hinter uns lägen! Ich möchte gern wissen, wie die Birken in fünfzig Jahren aussehen werden. Das Echte, das Beste liegt immer vor uns. Jedes weitere Jahr gibt an Wuchs und Schönheit zu. Gott sei Dank, bald sind wir wieder ein Jahr weiter.“
Persönliche Bewertung
Wundervoll kenntnisreiche, extrem humorvolle, mit Weisheit aufgeladene Satire über das Leben.
Wirklich anrührend! Wohl jeder, der einmal einen Garten besessen hat, oder besitzt, vielleicht selbst der ambitionierte Balkongärtner, wird sich in diesem Gartenbüchlein wiederfinden. Als Gärtner ändert man nicht nur sein Verhältnis zum Wetter, auch der Blick auf die Pflanze und die Natur verändert sich, gesucht wird nicht zuerst die Schönheit, sondern es wird untersucht, und zwar auf möglichen Schädlingsbefall, möglichen Düngebedarf und vieles andere mehr. Diese Aufzählung ließe fortsetzen, und genau dies tut Capek in seinem Büchlein auch. Bis zu dem Moment, an dem der Gärtner das Buch aufschlägt, ist ihm wohl zumeist nicht bewusst, wie sehr sich sein Verhältnis zur Natur, durch die simple Tatsache der Verantwortung für einen Garten, verändert. Und nun lässt Capek ihn über all die neu dazugewonnenen Erfahrungen herzlich schmunzeln. Denn der Humor ist wohl das großartigste an dem ganzen Büchlein. Ein Humor, der sich mit Weisheit verbindet. Selten bekommt man heute die hohe Kunst, eine Satire schreiben zu können, im Buchhandel präsentiert. Schon allein deswegen sollte man dieses Büchlein erwerben – selbst wenn man kein Gärtner ist. Wer dazu dann noch zu Wladimir Kaminers „Mein Leben im Schrebergarten“ greift, ist mit genügend hochwertiger Lektüre versorgt, um für ein ganzes Leben als Kleingärtner literarisch gewappnet zu sein.
Fazit: Wundervoll kenntnisreiche, extrem humorvolle, mit Weisheit aufgeladene Satire über das Leben – am Beispiel des (Klein)-Gärtners – geschrieben in hochkarätigem Schreibstil.
- Originaltitel
- Zahradníkův rok
- ISBN10
- 3351033060
- ISBN13
- 9783351033064
- Dt. Erstveröffentlichung
- 2010
- Gebundene Ausgabe
- 133 Seiten