Betula Krummnagel – Der Fluch des fröhlichen Sargtischlers
Zusammenfassung zu “Betula Krummnagel – Der Fluch des fröhlichen Sargtischlers”
Betula verbringt ihre Ferien bei ihrem Großvater, dem Sargtischler Ferdinand Krummnagel, der statt Särgen lieber Türen und Fenster tischlert und wenig Zeit für seine Enkelin findet. Als eine Postkarte der vermeintlich toten Großtante Martha, der Schwester des Großvaters, ankommt, erfährt Betula von einem Familiengeheimnis. Ihre Großtante Martha ist schließlich keineswegs tot, sondern lebt in einem Pflegeheim in der Nähe. Nun gilt es herauszufinden, warum der Großvater sie vor 33 Jahren aus seinem Elternhaus warf und vollkommen den Kontakt zu ihr abbrach, sie jedoch trotzdem alle 11 Jahre eine mysteriöse Postkarte an ihren Bruder schrieb.
Als sie Martha besucht, stellt Betula fest, dass ihre Großtante so verrückt ist, wie von ihrem Großvater behauptet, und nicht nur das: Sie scheint zudem nicht besonders freundlich zu sein und überlistet Betula, um sich an ihrem Bruder zu rächen. Was nach und nach ans Licht kommt, ist ein alter Familienfluch, der auf Großtante Martha lastet, und den sie an ihren Bruder weitergegeben hat. Es liegt nun an Betula, diesen Fluch aufzuheben…
Wichtige Charaktere
- Betula Krummnagel
- ihr Großvater Ferdinand Krummnagel
- ihre Großtante Martha
- Frau Zwirnfitz
- ihr Urgroßvater Paul Krummnagel
- der Holzwurm Sir Woody Woodworm-Wood der Tausendunderste. Baronet of Birchwood-Wood, genannt Sir William
- Herr Meridiani
- verschiedene andere Holzwürmer
- der Hausbockkäfer
Zitate
„Betula wagte wieder einen Blick und sah den Großvater nervös auf und ab gehen. Sein Gesicht hatte sich rötlich verfärbt. Dann griff er hektisch in eine Nagelkiste und marschierte schnurstracks zum Brett zurück.
‚Hey! Was soll das werden? Leg sofort den Nagel weg! Du herzloser Wurmtöter‘, fiepste es von dort.
‚Grundgütiger!‘, rief der Großvater entsetzt.
‚Ach, nenn mich einfach Klaus‘, kam es zur Antwort.
Das Gesicht des Großvaters verfärbte sich blassgrün. Was ihm in diesem Moment durch den Kopf ging, konnte Betula nur ahnen. Sie sah, wie er dreimal auf den Nagel in seiner zitternden Hand spuckte und weit ausholte. In diesem Moment rieselte Staub aus dem Deckenbalken, direkt auf Großvaters polierte Glatze, hinunter.
‚Das hast du davon!‘, johlte es aus hunderten winzigen Holzwurmkehlen.“
„‚Jawohl. Ein Kalenderjahr hat 365 Tage‘, sagte Herr Medidiani. ‚Der Mensch wollte Ordnung in die Zeit bringen und darum begann er, die Tage zu zählen. Er zählte 365 Tage. Aber ist das korrekt? Ein Kalenderjahr sollte doch der Zeitspanne entsprechen, die unsere Erde für eine komplette Umrundung der Sonne benötigt, nicht wahr?'“
Trailer zum Buch
)
Links
Persönliche Bewertung
Ungewöhnliche Geschichte mit Tiefgang und umwerfend komischen sprechenden Holzwürmern
Birgit Bestvater erzählt eine Geschichte um ein ganz normales Mädchen mit einem etwas schrulligen aber zunehmend liebenswerten Großvater. Nach und nach offenbart sich Betula ein Geheimnis, dessen vollständige Zusammenhänge erst gegen Ende der Geschichte erkennbar werden. Es ist keine heile Welt, in der das Mädchen ihre Ferien verbringt: Die Großmutter ist schon früh gestorben, des Großvaters Lebensinhalt ist die Arbeit und er hat wenig Zeit für seine Enkelin. Und dann gibt es da noch die vermeintlich verrückte, ehemals geliebte Schwester, zu der es jahrzehntelang keinen Kontakt gab. Martha ist inzwischen eine verbitterte alte Frau geworden, die niemals Besuch bekommt und aus der Übung ist, was Gastfreundschaft und allgemeine Umgangsformen betrifft. Ihre Resignation und ihr Frust werden im Verlauf der Handlung sehr verständlich (beispielsweise durch ihre Unzufriedenheit mit der ungerechten Geschlechterrolle, die sie in ihrer Jugend auszufüllen hatte, während sie viel lieber Sargtischlerin geworden wäre), wenn auch ihr Racheplan nicht gerechtfertigt ist und sie als Charakter sehr zwiespältig erscheinen lässt.
Heimliche Stars der Geschichte sind zweifellos die Holzwürmer, die sowohl Martha, als auch ihr Bruder und Betula sprechen hören. Die sonst wenig beachteten und oft gehassten Insekten bekommen von der Autorin eigene Persönlichkeiten, Namen und Geschichten, sodass sie eigenständige Charaktere sind, die sehr viel zum Humor der Geschichte beitragen. Nebenbei lernen Leser Wissenswertes über das Leben der Holzwürmer. Und nicht nur das: In der abenteuerlichen und ebenso humorvollen Geschichte finden sich zahlreiche anspruchsvolle Anspielungen und lehrreiche Fakten: Etwa die Erklärung der Metamorphose oder die Entstehung der Schaltjahre. Nachdenklich machen dürfte außerdem Betulas Erkenntnis, dass sie die Holzwürmer nicht mehr töten kann, nachdem sie ihre Namen kennt (ein Phänomen, das man zumindest von Kindern in der Beziehung zu Tieren kennt: das Schicksal des namenlosen Schweins bleibt gleichgültig, während das benannte Lieblingskaninchen ans Herz wächst und geschützt werden muss). So verbindet Birgit Bestvater sehr gelungen Anspruch und Unterhaltung zu einem sehr ansprechenden Kinderbuch. Die Illustrationen von Katrina Lange tragen zudem ihren Teil dazu bei, der Handlung zu Leben zu verleihen, wenn sie etwa die Nachbarin Frau Zwirnfitz portraitiert. Wie gewohnt erscheinen die Bilder in schwarz-weiß, das farbige Cover gibt jedoch einen Einblick, wie viel effektvoller noch die Farbillustrationen der talentierten Künstlerin sind.
Fazit
Betula Krummnagel und ihre sprechenden Holzwürmer sorgen für humorvolle Unterhaltung und vermitteln nebenbei Kenntnisse zu naturwissenschaftlichen Phänomenen. Vergnüglicher, aber dennoch anspruchsvoller Lesespaß ab 9 Jahren und ein Debüt einer Autorin, von der man gern mehr lesen möchte.
- ISBN10
- 394331510X
- ISBN13
- 9783943315103
- Dt. Erstveröffentlichung
- 2014
- Gebundene Ausgabe
- 231 Seiten
- Empfohlenes Lesealter
- Ab 9 Jahren