Labyrinth der Geheimnisse (1) – Achterbahn ins Abenteuer

Für diese Reihe hat der Autor ganz nach dem Vorbild berühmter Abenteuerreihen wie „Die drei ???“ drei ganz unterschiedliche Charaktere mit verschiedenen Stärken und Schwächen ausgewählt. Hier sind es zwei Jungen und ein Mädchen – was dafür sorgen dürfte, dass jeder Leser und jede Leserin eine Identifikationsfigur findet. Kresse ist kein „typisches“ Mädchen – sie trägt grüne Strähnen im Haar, sie mag nicht nur „niedliche Tiere“, sondern auch Insekten. Ein heimlicher Star der Geschichte ist ihr Gecko Kiwi, der maßgeblich zum Humor der Geschichte beiträgt. (Es bleibt jedoch zu hoffen, dass Leserinnen nach dieser Reihe nicht selbst einen Gecko aus dem Zooladen kaufen und mit sich herumtragen möchten…) Kresse hat außerdem eine weitere Funktion, die sich auch im zweiten Band wiederholt: Sie deckt Unrecht gegenüber Tieren auf. In diesem Band weist sie auf die Grausamkeit von Tierversuchen hin: es sollen im Biologieunterricht Frösche seziert werden – eine sinnlose und grausame Praxis, die bis heute in der Schule und vor allem im Studium nicht ganz abgeschafft ist. Erfreulich, dass der Autor durch Kresse darauf hinweist! Jago spiegelt den typischen „coolen“ Jugendlichen wider, der rebelliert und dem Schule und Vorschriften egal sind. Sicherlich ist er damit für viele Leser ein Vorbild. Wie gut, dass ihm Phil zur Seite gestellt wird, der eine Art Gegenpol zu ihm darstellt: Philipp ist der kluge Junge, der nicht immer mutig ist, sich aber wohl deshalb so gut mit Jago versteht, weil er ihn bewundert und sich Gegensätze manchmal anziehen.

Der Schreibstil ist modern und wird durch viele Dialoge aufgelockert. Hierbei bedient sich Matthias von Bornstädt vorrangig eines personalen Erzählers, der Phils Erlebnisse verfolgt. In einer Passage weicht er hiervon ab, als der Fokus auf Jago liegt, in einer Situation, in der seine Freunde nicht bei ihm sind. In einigen beeindruckenden Formulierungen zeigt der Autor sein Können, das er gern häufiger durch pittoreske Beschreibungen offenbaren dürfte. Eine Besonderheit dieser Abenteuerreihe: Die jungen Leser und Leserinnen erleben nicht nur mit den drei Hauptfiguren das Geschehen, sondern sind auch regelmäßig dazu angehalten, sich Gedanken über den weiteren Verlauf der Handlung, über Lösungen und Auswege zu machen, sowie zur Geschichte passende Wissensfragen zu beantworten.

Da in diesem ersten Band die Charaktere und die Entdeckung des Labyrinths vorgestellt werden, gibt es hier im Unterschied zu den Folgebänden keinen richtigen Fall zu lösen und am Ende nur ein recht alltägliches Problem zu bewältigen. Dementsprechend steigert sich die Spannung im zweiten Band, in dem über das ganze Buch ein Fall zu lösen ist, und bleibt hier auf einem guten Level. Es wird nie langweilig und es gibt einige bedrohliche Szenen wie das Festsitzen im unterirdischen Versteck, die Geschichte bietet jedoch auch nicht durchweg Hochspannung. Auf der begrenzten Anzahl der Seiten, mit den eingebundenen Fragen und Rätseln und angesichts der Vorstellung des Settings für die Reihe sicherlich verständlich.