Der weiße Elefant

Geschichten aus fernen Ländern

Autoren
Illustrator
Ke̜stutis Kasparavičius
Übersetzer
Cornelius Hell
Verlag
Verlagshaus Mescheryakov
Anspruch
5 von 5
Humor
5 von 5
Lesespaß
5 von 5
Schreibstil
5 von 5
Spannung
4 von 5

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Zusammenfassung zu “Der weiße Elefant”

In der ersten von vier Geschichten aus ‚weit entfernten Ländern‘ wird ein Schriftsteller von einem überdimensionalen Papageien davongetragen und findet sich im Haus der Papageienfamilie wieder. Dort muss er für einige Zeit am Leben der Familie teilnehmen und hilft unter anderem dem Herrn Papageienpapa dabei, seine Schreibblockade zu überwinden. In der nächsten Geschichte begegnen sich das schnelle Kaninchen und eine Schildkröte, die, wenn sie am Wegrand Rast macht, auch schon einmal ein Jahr schlafen kann. Für das gehetzte Postbooten-Kaninchen ist diese Begegnung ein wahrer Glücksfall. Auch der Eckmensch aus der dritten Erzählung, dem Ordnung über alles geht und der die Welt durch quadratische Brillengläser wahrnimmt, hat solch eine glückliche Begegnung – allerdings mit einem runden Knöpfchen. In der letzten titelgebenden Geschichte philosophieren der Königliche Weiße Elefant des Erfolges und sein König über Erfolg und der König bekommt unverhofft zu seinen sieben Schätzen einen achten hinzu…

Wichtige Charaktere

  • die Papageien
  • ein kleiner Schriftsteller
  • die Schildkröte
  • das Kaninchen
  • der Eckmensch
  • der König
  • der Königliche Weiße Elefant des Erfolgs

Zitate

„Das Fernsehen der Papageien ist ziemlich interessant und in gewisser Weise dem unseren sehr ähnlich. Es zeigt farbige, schön gekleidete Papageien, die ohne mit der Wimper zu zucken solchen Quatsch daherfaseln, dass man beim Zuhören Ohrensausen bekommt.“

„Die Schildkröte kroch langsam dahin, denn sie hatte keinen Grund zur Eile. Sie hatte ihre Freude an den unter ihren Füßen verstreuten weißen Kieselsteinen, und manchmal wendete sie langsam den Kopf, um die seltenen Blumen eingehender zu betrachten, die neben dem Weg wuchsen, oder vielleicht sogar ihren Duft zu erschnuppern.“

„In einer Stadt, in der es ebenso viele krumme Straßen gab wie gerade und Kanaldeckel sowohl als Kreise wie auch als Rechtecke zu finden waren, lebte ein eckiger Mensch.“

Leseprobe mit Illustrationen




Persönliche Bewertung

Ein kluger, ironischer Inhalt trifft auf wundervoll gelungene Illustrationen

5 von 5

Mit einem poetisch-träumerischen Vorwort und thematisch wundervoll darauf abgestimmten Illustrationen von Ke̜stutis Kasparavičius beginnt für den Leser eine Reise in die dem Autor vom Wind zugetragenen ‚fernen Länder‘.

Die traumhaften und vor allem in der Geschichte ‚Der Eckmensch‘ witzig-einfallsreichen Illustrationen (von der Katze über die Räder des Fahrrades bis zu den Keksen – alles ist eckig gezeichnet!) begleiten gekonnt das gesamte Buch. Bei einigen Motiven würde man sich wünschen, es gäbe sie als Poster, Postkartenmotive oder Bildschirmschoner, zu lange verweilt der Blick bei ihnen. Wie schon in ‚Das verschwundene Bild‚ fehlt auch hier nicht das Eigenleben der Bilder:So haben in der zweiten Geschichte ein kleines fliegendes Boot und ein ebenso kleines Flugzeug ihre Gastauftritte im Bild. Der Autor lässt es sich auch nicht nehmen, sich selber als den Schriftsteller in der ersten Geschichte zu zeichnen.

Nun zum Inhalt des Buchs. Kasparavičius spielt mit den Gegensätzen von Groß und Klein, Schnell und Langsam oder Rund und Eckig. Er erschafft dadurch einen spannenden Perspektivwechsel, der es möglich macht, die Dinge mit anderen Augen zu sehen. Am Ende der Geschichten erschließt sich dem Leser eine Erkenntnis, die nie aufgezwungen oder belehrend wirkt. Es ist eine feine Art von Gesellschaftskritik, die der Autor mit diesem Buch vorlegt. Bei den Papageien werden zum Beispiel die menschliche Schule, das Fernsehen und vor allem das Denken über das Halten von (Haus-)Tieren und der Umgang mit ihnen thematisiert. Sehr schön ist auch der Verweis auf die sich selbst sehr wichtig vorkommenden Menschen, die total gestresst und hektisch nicht gerade wenig selbst durch ihre Verhaltensweisen zu diesem Zustand beitragen. Mit der Geschichte über den griesgrämigen weil perfektionistischen Eckmenschen, der die Welt begradigen will, alles Runde hasst und sich über nichts mehr wirklich freuen kann, begegnet dem Leser ein weises Plädoyer für mehr Gelassenheit. Und dass Erfolg nicht immer in Zahlen messbar ist, das wird spätestens am Ende der letzten Geschichte klar.

Fazit

Ein kluges, ironisches und wie immer wundervoll illustriertes Buch von Ke̜stutis Kasparavičius.

Originaltitel
Baltasis dramblys
ISBN10
3902755237
ISBN13
9783902755230
Dt. Erstveröffentlichung
2011
Gebundene Ausgabe
67 Seiten
Empfohlenes Lesealter
Ab 9 Jahren