Kinder der Freiheit

Autoren
Illustrator
Tina Dreher
Übersetzer
Dietmar Schmidt
Rainer Schumacher
Verlag
Bastei Lübbe
Anspruch
4 von 5
Humor
4 von 5
Lesespaß
5 von 5
Schreibstil
5 von 5
Spannung
5 von 5

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Zusammenfassung zu “Kinder der Freiheit”

Rebecca Hoffmann lebt in der DDR. Sie glaubt sich sicher und glücklich, bis sie erkennen muss, dass ihr Mann Hans ein Spitzel der Stasi ist. Als die Mauer gebaut wird, will sie nicht länger bleiben. Auch ihr Bruder Walli sehnt sich nach Freiheit, um seiner Leidenschaft, der Musik, nachgehen zu können. Gleichzeitig kämpft George Jakes in den USA in der Bürgerrechtsbewegung für die Rechte der Schwarzen. Als er als Berater des Justizministers Bobby Kennedy eingestellt wird, erlebt er entscheidende Momente in der Politik des Kalten Krieges mit.

Auf der Seite des Erzfeindes Russland steht Dimka Dworkin, der an den Sozialismus glaubt, aber im Kreml dennoch zu den Liberaleren gehört. Seine Schwester Tanja arbeitet offiziell für die russische Presse, veröffentlicht allerdings heimlich oppositionelle Schriften und bringt sich damit in große Gefahr. In England leben Dave Williams und seine Schwester Evie – der eine Musiker, die andere Jungschauspielerin. Jasper Murray, der im Haus der Familie Williams lebt, träumt von einer Karriere als Journalist, während Cam Dewar in die Politik will und seine Schwester Beep sowohl Dave als auch Jasper den Kopf verdreht.

Sie alle leben in einer Welt der Grenzen: zwischen Ost und West, zwischen Sozialismus und Kapitalismus, schwarz und weiß. Während ein dritter Weltkrieg droht, verschlägt es sie an Orte, die zu Zentren der Geschichte werden sollen…

Wichtige Charaktere

  • Rebecca Hoffmann
  • Walli Franck
  • George Jakes
  • Maria Summers
  • Verena Marquard
  • Bobby Kennedy
  • John F. Kennedy
  • Dimka Dworkin
  • Tanja Dworkin
  • Natalja Smotrow
  • Nikita Chruschtschow
  • Dave Williams
  • Jasper Murray
  • Evie Williams
  • Beep Dewar
  • Cam Dewar

Zitate

„Die Führung der DDR wusste, dass die jungen Leute Unterhaltung brauchten, nur gab es da ein Problem: Alles, was der Jugend gefiel – Popmusik, Mode, Comics, Hollywoodfilme -, stand entweder nicht zur Verfügung oder war verboten. Sport durften sie treiben, aber normalerweise waren Jungen und Mädchen dabei getrennt.
Lili wusste, dass die meisten jungen Leute ihres Alters die Regierung hassten. Teenager verschwendeten keinen Gedanken an die Kluft zwischen Sozialismus und Kapitalismus. Sie interessierten sich vor allem für Frisuren, Mode und Popmusik. Ulbrichts puritanische Abneigung gegen alles, was der Jugend gefiel, hatte Lilis Generation dem Staat entfremdet.“

„Dimka schnürte es die Kehle zu. Das war eine furchtbare Drohung. Kennedy würde sich gar nicht erst die Mühe machen herauszufinden, ob nun die Sowjets eine Rakete abgeschossen hatten oder die Kubaner. Für den amerikanischen Präsidenten war es ein und dasselbe. Auch das Ziel war ihm egal. Wenn sie Chile beschossen, hätte es dieselben Konsequenzen, als hätten sie New York unter Beschuss genommen.
Wurde auch nur eine Rakete abgefeuert, würden die USA die Sowjetunion in eine radioaktive Wüste verwandeln.“

Links

Leseprobe beim Verlag

Persönliche Bewertung

1200 Seiten geballte Geschichtslektion zum Kalten Krieg, gewürzt mit mitreißenden Einzelschicksalen

5 von 5

Ken Folletts „Kinder der Freiheit“ bildet nach „Sturz der Titanen“ und „Winter der Welt“ den Abschluss seiner Trilogie, die ein ganzes Jahrhundert umfasst. Die 1200 Seiten sind in zehn Teile unterteilt, deren Beginn jeweils mit einer Illustration von Tina Dreher markiert ist. Die Collagen im Bleistiftstil enthalten Zeitungsausschnitte und Symbole und deuten die im folgenden Teil im Mittelpunkt stehenden historischen Persönlichkeiten und Ereignisse an. So bilden sie eine schöne Gliederung durch den Lauf der Geschichte.

„Kinder der Freiheit“ spielt in der Zeit des Kalten Krieges und schafft es, die Stimmung dieser Zeit einzufangen. Es geht um den Mauerbau, die Kubakrise, den Vietnamkrieg, die Auflösung des Ostblocks, die schwarze Bürgerrechtsbewegung, die Ermordung Kennedys und Martin Luther Kings und vieles mehr. Für Leser, die diese Zeit nicht mitbekommen haben, ist es eine ordentliche Lektion Geschichtsunterricht (natürlich immer mit der nötigen Vorsicht, mit der man an einen Roman herangehen sollte, wenn es um historische Genauigkeit geht – wobei Ken Follett dafür bekannt ist, diesbezüglich sehr streng zu sein). Ein spannender Geschichtsunterricht, werden doch die realen Entwicklungen mit fiktiven Personen (die Enkelgeneration der Figuren in „Sturz der Titanen“) verknüpft. Im Laufe des Romans kreuzen sich die Wege der Protagonisten und es wird deutlich, wie sehr weltgeschichtliche Ereignisse und Entscheidungen voneinander abhängen.

Durch die anschauliche Erzählweise und den Wechsel zwischen den Spielorten werden auch 1200 Seiten nicht langweilig. Nur an einigen Stellen, wo politische Debatten oder Hintergründe sehr detailliert erläutert werden, zieht sich die Handlung ein wenig. Es tauchen so viele Figuren auf, dass häufig wiederholt werden muss, wer welche Funktion hat und mit wem in Verbindung steht. Das kann bisweilen ermüden. Ein wenig schade ist es auch, dass die Kapitel sich sprachlich kaum voneinander abheben, sodass der Wechsel zwischen den Handlungssträngen nicht immer klar genug ist und nicht alle Charaktere einen individuellen Zug bekommen.

Anders als in vielen historischen Romanen ist der Großteil der Figuren Ken Folletts (zumindest am Ende des Romans) einflussreich und erfolgreich, sei es als Popstar oder Politiker. Sie bilden also eher weniger einen Querschnitt durch die Gesellschaft, der Aufstieg mancher Protagonisten wirkt fast unglaubwürdig. Nichtsdestotrotz macht „Kinder der Freiheit“ süchtig. Der Leser bekommt die Chance, die politischen und gesellschaftlichen Umwälzungen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus der Vogelperspektive zu betrachten, er bekommt Einblicke in verschiedene Sichtweisen, wobei schnell zu erkennen ist, wie ähnlich die Freiheitsbewegungen sich sind.

Fazit

„Kinder der Freiheit“ ist ein spannender, umfangreicher Roman, der zahlreiche weltbewegende Ereignisse aus den Augen fiktiver Beteiligter beschreibt. Deren Schicksale sind mitreißend, wenn auch nicht repräsentativ. Insgesamt ist es ein lesenswerter, bereichernder Abschluss der Trilogie.

Originaltitel
Edge of Eternity
ISBN10
3785725108
ISBN13
9783785725108
Dt. Erstveröffentlichung
2014
Gebundene Ausgabe
1216 Seiten