Marie Marne und das Tor zur Nacht

Autoren
Verlag
Osburg Verlag
Anspruch
4 von 5
Humor
3 von 5
Lesespaß
4 von 5
Schreibstil
4 von 5
Spannung
5 von 5

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Zusammenfassung zu “Marie Marne und das Tor zur Nacht”

In der Welt von Marie Marne hat das Unternehmen All Day Industries ein Verfahren entwickelt, das es Menschen ermöglicht, tagelang oder sogar wochenlang wachzubleiben, abhängig von einer persönlichen Kennzahl, dem ADI-Wert. Der Preis für einen ADI-Traum, der Voraussetzung für die erkaufte Wachheit, ist immer der gleiche, wer einen hohen ADI-Wert hat und so länger wachbleiben kann, ist damit privilegiert. Als Maries Vater sich vor einem wichtigen beruflichen Termin einen ADI-Traum kauft, ermittelt ein Angestellter von All Day Industries aus Spaß Maries ADI-Wert und stellt fest: Es ist der höchste je gemessene Wert! Dieser Tatsache jedoch schenkt Marie zunächst wenig Beachtung, denn auf seiner Geburtstagsfeier schläft ihr Vater einfach ein und ist nicht mehr aufzuwachen. Er ist in einem Traum gefangen.

Als Marie den mysteriösen Mr. Phisto kennenlernt, der verspricht ihr zu helfen, schöpft sie Hoffnung, denn die Ärzte sind ratlos.  Marie stellt fest, dass sie die Träume anderer Menschen träumen kann, solange sie sich in ihrer Nähe befindet. Mr. Phisto trägt Marie auf, verschiedene Gegenstände in diesen Träumen zu finden und an den Strand eines großen Meeres zu legen. Der Sinn dieser Aufträge erschließt sich ihr zwar nicht, doch ist sie gewillt, alles zu tun, was ihren Vater zurück bringt. Doch Marie ahnt nicht, dass durch ihre unbewusste Mithilfe die Welt in große Gefahr gerät…

Wichtige Charaktere

  • Marie Marne
  • Maries Eltern Regine und Hannes
  • Mr. Phisto
  • Professor Monroe
  • Priscilla
  • Karl
  • Dr. Puck
  • Jonas
  • die Nächtige

Zitate

„Was Sie nicht verschlafen sollten:
Hochzeitsreisen
Urlaub
wichtige Geschäftsreisen
College-Prüfungen
Die ersten Tage Ihres Kindes
Runde Geburtstage
Momente, in denen es auf Sie ankommt
Oder einfach Ihr Leben
Schlafen Sie nicht,wenn Sie müde sind, schlafen Sie,
wenn Sie Lust dazu haben!
All Day Industries – wir machen Träume wahr.“

„‚Ich habe als kleiner Junge manchmal gesehen, wie sich meine Mutter abends zurechtgemacht hat, wenn sie mit meinem Vater ausgegangen ist.‘ Er lächelte. ‚Sie hat sich geschminkt und Ohrringe angelegt. Sie hat Kleider angezogen, die sie am Tage nie trug. Ich habe als kleiner Junge gedacht, dass die Nacht meine Mutter verwandelt. Später, als ich dann größer war, habe ich selbst erlebt, dass die Nacht einen verwandeln kann. Wenn du mich also nach meiner Meinung über Träume fragst, dann sage ich dir: Wenn wir wach sind, teilen wir die Wirklichkeit mit allen, wenn wir träumen, erschaffen wir eine ganz eigene Wirklichkeit, eine, die nur uns gehört.'“

Persönliche Bewertung

Packende Geschichte um die Bedeutung des Schlafes und die Macht der Träume

4 von 5

Christoph Werners Geschichte spielt in einer Welt mit dystopischem Motiv: Schlafen ist ein unnötiger Zeitvertreib, den sich kaum jemand leisten kann und möchte. Das Wachbleiben jedoch ist ein Luxusgut, denn die dafür notwendigen ADI-Träume kann sich nicht jeder leisten. Von Arbeitnehmern wird erwartet, auf ihren Schlaf zu verzichten, um genügend Zeit für wichtige Projekte zu haben, Menschen mit geringem Einkommen haben keine andere Chance, als sich ADI-Träume zu kaufen, um mehrere Jobs zu bewältigen. Auch Maries Vater ist auf All Day Industries angewiesen, um seine Arbeit zu schaffen. Diese wird zwar gut bezahlt und sorgt dafür, dass Marie und ihre Eltern im Wohlstand leben, verlangt jedoch auch einen hohen Preis. Das Unternehmen All Day Industries hat die Menschen von ihrer Technologie abhängig gemacht, und noch immer strebt ihr Gründer nach mehr Macht und Einfluss. Vorgeblich aus edlen Motiven – was das altbekannte Dilemma aufwirft, dass sich Gutes nicht erzwingen lässt, dass der Zweck nicht die Mittel rechtfertigt.

Mit Marie Marne hat der Autor ein unscheinbares, ein durchschnittliches Mädchen gewählt, dessen Charakter zwar recht flach bleibt, aber das genau deswegen für jede Leserin stehen könnte. In ihrer Verzweiflung über die ausweglose Situation ihres Vaters ist Marie nicht bereit, gegenüber der sich unverhofft bietenden Hilfe misstrauisch zu bleiben, sie verdrängt die Tatsache, dass der zwielichtige Mr. Phisto sicherlich seine eigenen Interessen verfolgt. Als sich jedoch herausstellt, dass sie eine Katastrophe heraufbeschworen hat, zeigt sich Marie verantwortungsbewusst genug, trotz ihrer Angst die Situation zu entschärfen und damit die Welt vor der Abhängigkeit von All Day Industries zu retten. Die Traumwelt, in die ADI-Träume die Menschen entführen, ist ebenso geheimnisvoll wie unheimlich. Gekrönt wird dieser Eindruck durch die „Nächtige“, die Marie mit Hilfe eines grausamen Rituals unterstützt (wie man zu geopferten Hühnern in diesem Zusammenhang steht, sei jedem Leser selbst überlassen).

Neben einer packenden Handlung hinterlässt „Marie Marne und das Tor zur Nacht“ seine Leser und Leserinnen zwar mit einigen offenen Fragen, gleichzeitig jedoch auch mit vielen Gedankenanregungen. Interessant ist hier in erster Linie die immense Gefahr, die von globalem Schlafmangel ausgeht und dazu führt, dass Aggression und Gewalt den Alltag bestimmen und die allgemeine Versorgung mit dem Notwendigen nicht mehr gegeben ist. Eine erschreckende Vorstellung, die der Autor sehr bildhaft beschreibt und einen nachdenklichen Nachklang des Buches hervorruft.

Fazit

Das beliebte Thema „Träume“ verarbeitet Christoph Werner zu einem Jugendroman mit dystopischen Elementen und fesselnder Handlung. Empfehlenswert!

ISBN10
3955100375
ISBN13
9783955100377
Dt. Erstveröffentlichung
2014
Gebundene Ausgabe
248 Seiten
Empfohlenes Lesealter
Ab 12 Jahren

Eine Antwort zu
Marie Marne und das Tor zur Nacht

  1. Bianca1981

    Das klingt nach einem sehr span­nen­den Buch! Das The­ma „Schlaf“ beschäf­tigt mich selbst sehr, und ich glau­be, das Buch wan­dert auf mei­ne Wunsch­lis­te. Aber: Ist es schon wie­der der Anfang einer Rei­he oder ein abge­schlos­se­ner Roman?

  2. Tim

    Hal­lo Bianca,
    dan­ke für dei­nen Kom­men­tar! Soweit wir wis­sen, ist es nicht der Anfang einer Rei­he. Rei­hen kenn­zeich­nen wir ansons­ten mit einer Num­mer in Klam­mern hin­ter dem Titel. Wenn dich Bücher zum The­ma Schlaf inter­es­sie­ren, dann ist viel­leicht auch das Buch „Schlaf“ von Haru­ki Mura­ka­mi etwas für dich, falls du es nicht schon kennst.
    Vie­le Grü­ße von der Buchhexe,
    Tim