Die Bestimmung (1)

Die Geschichte der mutigen Tris, die ihren Platz in einer starr geregelten Gesellschaft sucht, fesselt. Aus ihrer Perspektive erlebt der Leser mit, wie sie bei der Entscheidung für eine Fraktion zwischen Pflichtgefühl und Selbstverwirklichung schwankt – Familie oder Freiheit? – und wie sie sich an ihre neue Umgebung gewöhnt. Obwohl Beatrice ein recht eigenwilliger Charakter ist, gewinnt er beim Lesen gleich die Sympathie.

Veronica Roths Idee einer Welt von morgen ist nicht neu. Eine Spaltung der Gesellschaft in Klassen, Kasten oder ähnliches findet sich schon in Aldous Huxleys Dystopie-Klassiker „Brave New World“. In „Die Bestimmung“ haben sich die einzelnen Fraktionen bestimmten Werten oder Einstellungen verschrieben. Von Zeit zu Zeit stellt man sich da als Leser bei aller Fiktion die Frage, wie glaubwürdig es ist, Menschen nach nur fünf verschiedenen Charaktertypen einteilen zu können. Starke Zweifel daran, dass sich unsere jetzige Welt wirklich einmal so oder in ähnlicher Weise entwickeln könnte, verhindern zuweilen das komplette Einlassen auf die Geschichte. Dieser Kritikpunkt relativiert sich allerdings im Laufe des Romans und erst recht im Folgeband „Die Bestimmung – Tödliche Wahrheit“, da dort das System der Fraktionen zunehmend in Frage gestellt wird.

Trotz mangelnder Glaubwürdigkeit und fehlender Ausgefeiltheit der Zukunftswelt kommen Dystopie-Fans auf jeden Fall auf ihre Kosten. Veronica Roths Roman regt zum Nachdenken darüber an, wie wir gemeinsam leben können und wollen, welche Rolle der Einzelne für die Gesellschaft spielt und umgekehrt. Abgesehen davon ist es eine mitreißende Jugendgeschichte über Freundschaft, Liebe und Mut, die auf dem höchsten Punkt der Spannung endet. Nicht zuletzt der gute Schreibstil der jungen Autorin sorgt dafür, dass man das Buch nicht aus der Hand legen kann.