„Ich bin eine gute Mutter!“
Warum es Ihrem Kind besser geht, wenn Sie nicht immer perfekt sind
Zusammenfassung zu “„Ich bin eine gute Mutter!“”
Corinna Knauff, erfahrene Mutter, freie Autorin und Diplomheilpädogin startet mit der These, dass Erziehung schon längst keine Privatangelegenheit mehr sei und die Erwartungen, gerade an die Mutterrolle, extrem hochgeschraubt seien. Muttersein ist zu einem Fulltimejob geworden, neben all den anderen Pflichten, die Frau noch so hat. Ein Job, der extreme Leistungsbereitschaft und Spitzenleistungen bis hin zur Selbstaufgabe erfordert – wenn man es denn allen (vor allem der Umwelt und den Ratgebern) recht machen will. Heutigen Müttern ist der rechte Maßstab verloren gegangen, und daher richten sie sich, durch vielfältige Einflüsse um jede innere Orientierung gebracht, die auch Intuition genannt wird, nun primär nach den Bedürfnissen der Kinder – und ganz an der Spitze dieser Bewegung stehen die sogenannten Bildungsmütter. Denn diese haben ja das Zeug dazu. Nur, warum eigentlich, fragt sich die Autorin, brennen diese Mütter irgendwann aus und warum eigentlich, werden aus all den kleinen Königen und Prinzessinnen, wenn sie größer werden, trotz des glanzvollen Einsatzes ihrer Eltern eher unselbstständige, egomane, Ekelpakete, denen es häufig an sozialer Empathie fehlt? Corinna Knauffs Antwort auf diese verwunderliche Erscheinung: Erziehung, die alles dem Kinde unterordnet, überfordert nicht nur die Mütter, sondern die Kinder ebenso. Aus dieser Misere gilt es, einen Ausweg zu finden. Die Autorin gibt eine Vielzahl von Anregungen. So kann man Abschied nehmen von der Übermutter, indem Mutter auch mal Nein sagt und eher eine Basicmama statt Supermama ist. Hilfreich ist es, die kleinen Könige und Prinzessinnen zu entthronen, denn Kinder brauchen das wahre Leben und Orientierung, am besten mit den „Maximen der Basiserziehung“. Ratsam ist es zudem für Mütter, endlich zu lernen, dass eigene Maß zu finden, und nicht mehr Sklave von oft selbst auferlegten Ritualen zu sein. Mütter (und Väter) könnten viel unnützen Erziehungsballast abzuwerfen, sollten dabei vielleicht auch mal über den Frühförderwahn nachdenken, und vielleicht den „Kontroll-Overkill“ reflektieren. Corinna Knauff empfiehlt, in wohlgesetzten und wohlbegründeten Worten, einfach mal wieder dem Herzen zu vertrauen, vielleicht auch das politisch Unkorrekte zu wagen und sich selbst dabei wieder zu entdecken. Das Erziehungsziel „Glückliches Kind“ gehört dringend überdacht. Denn Glück ist eine sehr flüchtige Angelegenheit. Das „vitale Kind“ erscheint da besser für ein Leben mit all seinen Höhen und Tiefen gewappnet zu sein. So funktioniert dann vielleicht auch „Liebhaben bis zum Mond und zurück“ zwischen Eltern und Kind. Sehr anregend übrigens: das Kapitel „Beipackzettel für Erziehungsratgeber“. Denn ein „Erziehungsratgeber“ möchte dieses Buch nicht sein.
Zitate
„So hingebungsvollen und konzentrierten Einsatz fürs Kind gab es noch nie. Und doch ist das Resultat unserer grenzenlosen Bemühungen erstaunlicherweise nicht ein starkes Kind, sondern die eigene chronische Erschöpfung und die tiefe Verunsicherung. Ganz einerlei, für welchen Weg wir uns entscheiden, wir hadern mit unserem Muttersein. Sind wir berufstätig, fühlen wir uns wie Rabenmütter, bleiben wir daheim bei den Kindern, beschleichen uns Minderwertigkeitsgefühle.“
„Wollen wir entspannt und eigenständig erziehen und uns selbst, bei aller Liebe zu den Kindern, nicht aus dem Blick verlieren, müssen wir uns trauen, wir selbst zu sein. Der Weg aus Fremdbestimmung und Leistungsdruck ist nur dann möglich, wenn wir bereit sind, uns nicht nur in Pflichterfüllung zu üben. Wenn wir uns gestatten, ganz normale Mütter mit Ecken und Kanten zu sein, die auch Grenzen setzen und eigene Bedürfnisse achten, wird es uns leichter fallen, liebevoll und aufmerksam unseren Kindern gegenüber zu sein. Wenn wir uns einmal dazu entschlossen haben, nicht immer perfekt sein zu wollen, haben wir im Grunde alles, was wir zum Muttersein brauchen: uns selbst und unsere Kinder.“
„Das Kind hat einen königlichen Status – mit allen Konsequenzen. Könige stehen immer im Mittelpunkt, sind wegen ihrer exponierten Stellung jedoch einsam, bei allem Trubel, der um sie herum veranstaltet wird. …Der königliche Status des Kindes entpuppt sich als Ballast, weil sich diese Form der Überhöhung als diebischer Räuber einer freien, unbelasteten Kindheit entpuppt. … ‚König Kind‘ muss viel zu viele und zu schwere Entscheidungen treffen und Rollen wie die eines Sinnstifters übernehmen, die ihn überfordern und ihm eindeutig zu viel Macht geben. Auf der einen Seite werden sie überhöht, auf der anderen werden normale Zumutungen des Lebens von ihnen ferngehalten.“
„Hungrige Mäuler: Die Familie sitzt am runden Kieferntisch, auf dem Tiefkühlhühnchen, eingeschweißter Gouda und ein ländlicher Bordeaux für die Erwachsenen und Tritop für die Kinder warten. Der große Junge kratzt sich versunken am Kopf. Das Mädchen mustert argwöhnisch das Gemüse. Der Vater serviert voller Stolz sein Menü. Die Mutter quetscht ein bemühtes: ‚Ähh, fein, Papa hat gekocht!‘ hervor. Die Kinder kichern. Mit einem Stirnrunzeln angelt die Mutter ketchupverschmierte Teller samt Fischstäbchen-brocken aus dem Geschirrspüler, knüpft sich den Kleinsten vor und führt ihn vom Geschirrspüler zum Abfalleimer und wieder zurück. Die Küche im Hintergrund ist in schönster Unordnung, man kann ein paar Staubflusen über das Holzparkett huschen sehen.“
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Persönliche Bewertung
Ein Buch, das Mut macht, Erziehungsideologien endlich über Bord zu werfen
Ein wohltuend befreiendes Buch! Was hat man als gestandene Bildungsmutter seit fast zwei Jahrzehnten nicht schon alles an Ratschlägen und Ideologien zum Thema Kindererziehung gehört, was zum selbigen Thema nicht alles schon gelesen. Oft genug war Widersprüchliches darunter, und oft genug kam es in Checklistenformat daher. Und oft genug funktionierte das meiste davon nicht. Bis irgendwann das „Mutter spielen“ zur totalen Erschöpfung führte und aus den lieben Kleinen irgendwie nicht die lebenstüchtigen Menschen wurden, die die Mutter sich so erträumt hatte. Vielleicht hätte man früher auf Herz und Intuition vertrauen sollen? Sicher! An diesem Punkt setzt Corinna Knauffs Plädoyer für die Familie an. Prägnant führt sie vor Augen, wie schwerwiegend die Erziehungsirrwege und Irrtümer der letzten zwei Jahrzehnte wiegen und wie vieles sie zerstören. Erziehung muss wieder vom Ballast der Ideologie befreit werden, dann geht es allen Beteiligten besser. Kinder sollen Kind sein können und Mütter dürfen Menschen mit all ihren menschlichen Schwächen sein, Väter natürlich auch. Ohne deswegen verurteilt zu werden. Das ganz Besondere an diesem Buch: Der warmherzige, erfahrene und humorvolle Tonfall mit dem die Autorin den gebeutelten Eltern eine Perspektive aus der Erziehungs- und Verwöhnmisere weist. Dies ist ein Buch für die wirklich trübsinnigen Mutterstunden dieses Lebens, denn es macht Mut dazu nicht einfach aufzugeben und warnt zugleich davor, gleich dem nächsten Ratgeber zu vertrauen.
Fazit
Ein Buch, das Mut macht, Erziehungsideologien endlich über Bord zu werfen und als erwachsener Mensch (und Mutter oder Vater) wieder seinem Herzen und der Intuition zu vertrauen. Schließlich geht es um unsere Kinder!
- ISBN10
- 3593387948
- ISBN13
- 9783593387949
- Dt. Erstveröffentlichung
- 2009
- Taschenbuchausgabe
- 227 Seiten