Sommer auf Balkonien

„Urlaub auf Balkonien“ – was teilweise etwas abfällig belächelt wird als Notlösung für alle diejenigen, die sich keine Reise leisten können, muss keine langweiligen Ferien bedeuten. Zumindest nicht für kreative Kinder, die mit Fantasie und Kreativität einen herkömmlichen Balkon in ein eigenes kleines Reich verwandeln – mit „pelzigen Flugäffchen“ (Hummeln), selbstgebastelten Kronen, einem „gefährlichen“ Feind in Gestalt der Hauskatze und einer junggebliebenen Nachbarin, die sich mit den Kindern Nachrichten per Dosenpost hin- und herschickt. Es ist eine Freude, wie viele zauberhafte und inspirierende Ideen Rusalka Reh auf unter 100 Seiten unterbringt!

Dabei ist „Sommer auf Balkonien“ keineswegs ein „Heile-Welt-Buch“, denn es gibt die Eltern, die sich nicht verstehen, und den arroganten Nachbarsjungen, der – um die Langeweile seines eigenen Lebens besser zu ertragen – den Geschwistern das Leben schwer macht. Für alles gibt es eine Lösung – und auch wenn das Happy End ein wenig klischeehaft erscheinen mag, einem so fantasievollen Buch mag man dies nicht übelnehmen. Die Handlung ist weitgehend realistisch, enthält jedoch auch Passagen, bei denen es den Lesern überlassen bleibt, ob sie diese in den Bereich Fantasy einordnen oder sie der Fantasie bzw. den Träumen der Hauptfigur zuordnen, etwa wenn Pontus mit den Spatzen über den Hof fliegt.

Durch die Geschichte begleitet der Ich-Erzähler in Person von Pontus, bei dem es der Autorin gelungen ist, einen ebenso lebensnahen und einfachen wie kreativen Schreibstil zu verwenden. Interessant und hilfreich für österreichische Kinder (der Jungbrunnen-Verlag ist ein in Österreich ansässiger Verlag) ist das kleine Glossar am Ende, in dem bestimmte, in Österreich nicht geläufige Begriffe wie zum Beispiel „Bürgersteig“ erklärt werden. Positiv zu erwähnen sind außerdem nicht zuletzt die Schwarz-Weiß-Illustrationen von Anne Ibelings, die stimmungsvoll die balkonischen Abenteuer der beiden Geschwister einfangen.