Peter Pan

Autoren
Illustrator
Peter Uchnar
Übersetzer
Bernd Wilms
Verlag
Ellermann Verlag
Anspruch
5 von 5
Humor
4 von 5
Lesespaß
5 von 5
Schreibstil
5 von 5
Spannung
5 von 5

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Zusammenfassung zu “Peter Pan”

An einem Freitagabend, als Mr und Mrs Darling eine Einladung zu einem Essen im Haus 27 folgen, passiert etwas sehr Mysteriöses im Zimmer ihrer Kinder. Eine winzige Fee kommt in Begleitung eines fliegenden Jungen durchs Fenster, um mit ihm dessen abhandengekommenen Schatten zu finden. Dieser war bei seinem letzten Besuch, bei dem Mrs Darling ihn endeckte, am sich schließenden Fenster hängengeblieben. Zwar findet er ihn, kann ihn sich aber nicht selber wieder annähen. Wendy, die durch sein Weinen wachgeworden ist, hat Mitleid mit Peter, den sie aus ihren Träumen kennt, und hilft ihm. Da Peter im Niemalsland, einer Insel auf der er mit den verlorenen Jungen lebt, jemand fehlt, der ihnen Geschichten erzählt und ihnen eine Mutter ist, schlägt er Wendy vor, ihn zu begleiten. Nach anfänglichem Zögern ist sie so Feuer und Flamme für die Aussichten, Nixen zu sehen und für die Jungen da zu sein, dass sie mitkommen will, unter der Bedingung, dass Peter auch ihre beiden Brüder mitnimmt. Nachdem er ihnen gezeigt hat, wie man fliegt, geht es los mit Flugziel Niemalsland. Die Eltern kommen, vom Kindermädchen alarmiert, zu spät und finden nur noch ein leeres Zimmer mit leeren Betten und einem offenen Fenster vor.

Nach einem abwechslungsreichen Flug kommen alle auf der Insel an. Wendy wird allerdings auf Geheiß der eifersüchtigen Tinkerbell vom Himmel geschossen, überlebt durch einen Zufall jedoch. Daraufhin bauen Peter und die verlorenen Jungen um sie herum ein Haus. Selber wohnen sie in einer Höhle unter der Erde, zu der jeder einen eigenen Zugang durch ein Loch in einem Baum hat. Die Kinder erleben Abenteuer, und Wendy erstellt vorsichtshalber Fragebögen über ihre Eltern, da ihre Brüder bereits nur noch ein vage Vorstellungen von ihnen haben. Als Wendy ihnen eines Tages von sich selber erzählt, Heimweh bekommt und das Niemalsland wieder verlassen will, wolen die verlorenen Jungen sie nicht gehen lassen. Doch dann werden Wendy und die anderen Kinder von den Piraten um Käpt’n Hook überfallen und entführt. Nur Peter nicht. Für den Jungen, der nie erwachsen werden will, hinterlässt Hook eine tödliche Giftmischung in Peters Medizinfläschchen. Ob es Peter Pan dennoch gelingt, Wendy und die anderen aus den Fängen der Piraten zu befreien?

Wichtige Charaktere

  • Peter Pan
  • Wendy Moira Angela Darling
  • ihre Brüder John und Michael Darling
  • Mr und Mrs Darling
  • Neufundländerhündin Nana, Kindermädchen
  • die Fee Tinker Bell
  • der Niemalsvogel
  • Nixen
  • die verlorenen Jungen:
  • Tootles
  • Nibs
  • Slightly
  • Curly
  • die Zwillinge
  • Indianer und ihre Prinzessin Tiger-Lily
  • Piraten (z.B. Smee) und ihr Kapitän James Hook
  • ein riesiges Krokodil

Zitate

„Mrs Darling schrie, und als hätte man nach ihr geläutet, kam Nana herein, zurück von ihrem Abendausflug. Sie knurrte und schnappte nach dem Jungen, der rasch aus dem Fenster sprang. Wieder schrie Mrs Darling, aber diesmal aus Angst um ihn, denn sie dachte, er wäre tot, und sie lief auf die Straße hinunter, um nach dem kleinen Körper zu sehen, aber er war nicht da. Sie schaute zum Himmel, doch in der schwarzen Nacht konnte sie nichts entdecken – nur etwas Winziges, das sie für eine Sternschnuppe hielt.“

„‚Piraten!‘, rief er. Die anderen kamen näher. Ein merkwürdiges Lächeln lag auf seinem Gesicht. Wendy sah es und schauderte. Solange dieses Lächeln auf seinem Gesicht war, wagte niemand ihn anzusprechen. Sie konnten nur abwarten und gehorchen.
Der Befehl kam scharf und schneidend: ‚Tauchen!'“

Persönliche Bewertung

Tiefgründiger englischer Kinderbuchklassiker, roh und phantasievoll zugleich!

5 von 5

„Peter Pan“ (oder wie es eigentlich korrekt heißen müsste „Peter und Wendy“) ist ein englischer Kinderbuchklassiker des Schotten James M. Barrie, der aus dem erstmals 1902 im Original erschienenen Buch „The little white bird“ hervorging. Barrie macht daraus 1904 ein Theaterstück mit dem Titel „Peter und Wendy“. 1906 erschien dann der erste Peter-Pan-Roman, den heute viele nicht mehr kennen. Er heißt „Peter Pan in Kensington Gardens“. Erst 1911 folgte die heute unter dem Namen „Peter Pan“ weltbekannte Buchveröffentlichung. Es gibt zahlreiche Nacherzählungen, oft illustriert, für Kinder und einige Fortsetzungen oder Adaptionen anderer Autoren. Nicht zu vergessen die Disney-Verfilmung oder die Realverfilmung „Hook“, die eine Fortsetzung der Geschichte erzählt, denn Peter Pan ist dort erwachsen geweorden. Über all die Veröffentlichungen gerät das Original stark in Vergessenheit. Aber es gibt sie noch, die ungekürzten Übersetzungen des Originals ins Deutsche. Derzeit als illustrierte Ausgabe nur in der Version von Robert Ingpen oder in der hier vorgestellten, übersetzt von Bernd Wilms.

Die Geschichte um den Jungen, der nie erwachsen werden möchte, ist blutrünstiger als man zunächst vermutet und daher für empfindliche Kinder mit Vorsicht zu genießen. Die Bilder von Peter Uchnar in dieser Ausgabe fangen sehr gut den Traum- aber auch den Alptraum-Charakter ein, den die Insel Niemalsland besitzt. Zwar kennt man die Insel häufig unter der Bezeichnung „Nimmerland“, aber die Übersetzung von Wilms fängt wunderbar die besondere und altmodische Sprache Barries ein, immerhin ist das Buch vor über 100 Jahren erstmals erschienen. Lediglich Begriffe wie „Neger“ oder „Rasse“ hätten nicht beibehalten werden müssen, oder alternativ mit einer Fußnote heutigen Kindern erklärt werden sollen. Brutal ist „Peter Pan“ deshalb, weil Peter des öfteren mordet. Mal sind es die verlorenen Jungen, die er von Zeit zu Zeit dezimiert, wenn sie erwachsen werden, was Peter nicht duldet, weil es gegen die Regel verstößt, ein anderes Mal müssen die Piraten um ihren Kapitän James Hook das Zeitliche segnen. Am Ende der Geschichte erstechen auch die verlorenen Jungs einige der Piraten. Auch sonst kompensiert Peter Pan seine Einsamkeit nicht nur durch die Phantasie, sondern auch durch seine unangefochtene Rolle als Anführer der Gruppe, die er um sich versammelt hat.

Der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist die fehlende Mutter, Hintergründe dazu kann man in dem Vorgänger „Peter Pan in Kensington Gardens“ nachlesen. Peter Pan und die verlorenen Jungen sind im Niemalsland auf sich alleine gestellt, ihnen fehlt die Fürsorge einer Mutter. Daher macht Peter sich auf und fliegt zum Haus Nummer 14 der Familie Darling. Denn dort unter dem geöffneten Fenster lauscht er den Gutenachtgeschichten, die Wendy und ihre Brüder erzählt bekommen. Mit Wendy holt Peter sich und den anderen all das auf die Insel, was er von einer Mutter erwartet und was ihnen fehlt. Wendy geht in der Mutterrolle auf, auch wenn sie amouröse Gefühle für Peter hegt, die dieser nicht versteht. Der Preis, den Peter Pan für seine ewige Jugend zahlt, ist das Vergessen. Bereits nachdem er jemanden umgebracht hat, vergisst er es und auch als er am Ende mit Mrs Darling einen Kompromiss findet und er Wendy ab und an wiedersehen darf, kommt er nicht immer zurück, wann er könnte, weil er es und somit Wendy oder auch Tinker Bell und Hook vergessen hat. Die phantasievollen Abenteuer auf der Insel, zu der Kinder nur gelangen, wenn sie fliegen, stehen im Kontrast zu den ärmlichen Verhältnissen der Realität, in der die Familie Darling immer ganz genau nachrechnen muss, um über die Runden zu kommen.

Fazit

Man merkt „Peter Pan“ seine Bühnenvergangenheit an. Barrie richtet sich mit seinem Erzähler direkt an die Leser, und manche Regieanweisung lässt sich im Text wiederfinden. Das stört den Lesefluss aber nicht im Geringsten. Wer eine ungekürzt übersetzte und zudem illustrierte Ausgabe dieses Klassikers sucht, der findet hierin derzeit neben der von Ingpen illustrierten Ausgabe die einzig erhältliche. Die Geschichte von „Peter Pan“ wiederholt sich im Buch von Generation zu Generation, und obwohl Peter nicht der sympathischste Hauptcharakter ist, hat dieses rohe aber zugleich phantasievolle Werk einen Platz in jeder guten Hausbibliothek verdient!

ISBN10
3770724933
ISBN13
9783770724932
Dt. Erstveröffentlichung
2013
Gebundene Ausgabe
192 Seiten
Empfohlenes Lesealter
Ab 6 Jahren