Oper der Phantome
Zusammenfassung zu “Oper der Phantome”
Laura Slasher wurde gerade von ihrem Mann Hector verlassen – zu ihrem eigenen Besten, denn Hector ist seit einem Aneurysma im Gehirn nicht mehr derselbe. Zwar lernt er die Sprache neu, doch ist er zu keiner Emotion mehr fähig, er kann keine Emotionen und Stimmungen mehr nachvollziehen, ist ungeduldig und gereizt. Nach der Trennung zieht sich Laura in eine Hotelsuite zurück, wo sie einen Brief erhält, den Hector ihr nachgeschickt hat. In diesem Brief lädt sie der ihr unbekannte Abraham McGrath zu einem Gespräch ein und bezieht sich auf die Erlebnisse in Ashby House, die Laura nie richtig verarbeiten oder verstehen konnte. Als McGrath sie außerdem im Hotel anruft, fühlt sich Laura verfolgt, beschließt jedoch dennoch, ihn in seinem Londoner Haus zu besuchen.
McGrath eröffnet Laura, dass die Portalöffnung, von der sie in Ashby House Zeugin wurde, kein Einzelfall ist. Tatsächlich beschäftigt sich seine Organisation McGrath & Son seit mehreren Generationen mit der Bekämpfung von Portalen, die in andere Dimensionen führen. Laura wird eingeladen, sich anzuschließen und ihre Erfahrungen einzubringen. Angesichts mangelnder Alternativen stimmt Laura zu und lernt Ellen Carter kennen, ihre Partnerin für den ersten Auftrag in Berlin. Also reisen Laura und Ellen nach Berlin, um sich in der Komischen Oper umzusehen und die Portalöffnung zu verhindern. Die Aufgabe gestaltet sich schwerer als angenommen, denn Laura freundet sich zwar mit Magda, der Hauptdarstellerin, an und zieht sie ins Vertrauen, die Intendantin Konstanze Lange sperrt sich jedoch gegen alle Vorschläge, die Premiere von „Rusalka“ abzusagen. Und dann taucht auch noch Hector in Berlin auf…
Wichtige Charaktere
- Lara Slasher
- ihr Mann Hector Slasher
- Elle Carter
- Mr McGrath
- Steerpike
- Magdalena H., „Magda“
- Betsy
- die Intendantin Konstanze Lange
- Herr Lorenzen
Zitate
„Am Vormittag setzte ein feiner Nieselregen ein, der die Farben aus der Stadt zu saugen schien.“
„In Berlin ist vieles auffällig und wird allein aus diesem Grund nicht weiter beachtet. Bei all der lichten Leichtigkeit, die die Stadt an Sommertagen zu bieten hat, dem Gefühl von Laisser-faire und Jeder-nach-seiner-Fasson, sind und bleiben die Nächte bedrohlich. Der Irre, der in der U-Bahn nach einem schlägt, die Betrunkene, die weinend und sich die Haare raufend die Straße entlangläuft auf der Suche nach jemandem, der ihr zuhört, die Zugedröhnten und Verpeilten auf dem Weg von Club zu Club, die jungen Schläger, die ihre Aggression ziellos ausufernd an Stadtrandbahnhöfen ausleben, auffällige Limousinen, die unauffällige Imbisse und Kioske beliefern …“
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Persönliche Bewertung
Eine unwiderstehliche Parodie, zugleich düster und unterhaltsam
Anderthalb Jahre nach V. K. Ludewigs beeindruckendem Debütroman „Ashby House“ erscheint mit „Oper der Phantome“ der Nachfolger, der zwar eine Fortsetzung der Geschichte ist, jedoch auch problemlos ohne Kenntnis des Vorgängers gelesen werden kann. Im Gegensatz zu diesem setzt der Autor hier mehr auf die urbanen Kulissen Berlins, die Atmosphäre der Komischen Oper und den Gruselfaktor, weniger auf Gesellschaftssatire. Elemente einer Parodie lassen sich dennoch aus der Geschichte herauslesen, etwa wenn Laura großen Wert auf Ihr Äußeres, auf Kleidung einschlägiger Marken und auf regelmäßige Auffüllung ihrer Botox-Stirn legt. Diese Oberflächlichkeit fiele dem Leser kaum auf, würde die Handlung ausschließlich durch Lauras Augen betrachtet. Der Autor erlaubt sich hier jedoch einen geschickten Schachzug, indem er zu den Perspektiven anderer Charaktere wechselt. Ellens zum Beispiel, die in Laura ein Modepüppchen sieht und damit die Hauptfigur in ein realistisches Licht rückt.
Ludewig drückt sich gewohnt gewählt aus, und seine pittoreske Sprache wird nur in wenigen Beispielen durch modern-vulgäre Ausdrücke unterbrochen. Wer übrigens von der – berechtigten aber dennoch in ihrer Intention nicht immer verstandenen – (homo)erotischen Szene im Vorgänger überfordert war, braucht sich bei „Oper der Phantome“ keine Sorgen zu machen: Der Autor verzichtet hier auf Liebesszenen, sowohl der homo- als auch der heterosexuellen Art (vielleicht sind sie aber auch dem Lektorat zum Opfer gefallen). Die Ereignisse rund um die Portalöffnung und die Wesen aus der anderen Dimension erinnern an das Phantom der Oper (nicht zuletzt wegen des Wortspiels im Buchtitel) und entfernt auch an paranormale Serien wie Buffy. Doch so viele Parallelen man ziehen mag – nichts der Klischees scheint in „Opder der Phantome“ so richtig ernst gemeint zu sein, und das macht dieses Buch umso unterhaltsamer und hintergründig humorvoller.
Fazit
Auch im Nachfolger von „Ashby House“ offenbart V. K. Ludewig sein Talent als Autor. Vor der beeindruckenden Kulisse der Berliner Oper und den Hintergrund einer privaten Tragödie erzählt er eine surreale Schauergeschichte, die fesselt und unterhält.
- ISBN10
- 3423214694
- ISBN13
- 9783423214698
- Dt. Erstveröffentlichung
- 2013
- Taschenbuchausgabe
- 336 Seiten